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Invasion der Krabbeltiere: Junger Forscher entdeckt neue nicht-heimische Arten im Gewächshaus
In seinem Freiwilligenjahr suchte ein junger Forscher in Gewächshäusern in Berlin und Brandenburg nach eingeschleppten Insekten, Würmern und Co – und machte überraschende Funde.
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Nach dem warm-feuchten Klima in Gewächshäusern sehnt sich nicht nur manch einer im Berliner Winter. Auch tropische und subtropische Krabbeltiere fühlen sich hier so richtig wohl. Das brachte einen jungen Biologie-Interessierten in seinem Freiwilligendienst darauf, Gewächshäuser in Berlin und Brandenburg darauf zu untersuchen, ob sich dort invasive wirbellose Arten herumtreiben. Sein Freiwilliges Ökologisches Jahr absolvierte Elias Freyhof am Deutschen Entomologischen Senckenberg-Institut (SDEI).
Die Untersuchung führte Freyhof zusammen mit einem weiteren Freiwilligen, Emil Jantke, durch. In insgesamt 24 Gewächshäusern drehten die beiden jungen Forscher quasi jeden Stein und jedes Blatt um. Als Ameisenköder hätten sie zudem „Zuckerwasser oder einer Mischung aus Fischöl, Rum und Honig“ genutzt, wird Freyhof in einer Mitteilung des Instituts zitiert. Ameisen seien von besonderem Interesse, weil sie weltweit zu den erfolgreichsten und schädlichsten Invasoren zählten.

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Die Ergebnisse, die das Duo kürzlich im Fachjournal „Contributions to Entemology“ publizierte, sind dem Senckenberg-Institut zufolge überraschend: Insgesamt 32 eingeführte Arten, überwiegend Insekten und Spinnentiere, fanden Freyhof und sein Kollege. Zudem zählten sie Schnecken, Tausendfüßer, Würmer und weitere Arten. „Acht dieser Arten waren bislang in Berlin und Brandenburg, Deutschland oder sogar in Europa völlig unbekannt“, sagt Freyhof. Bemerkenswert seien der Zwerggeißelskorpion, die Gewächshausschrecke und eine Termitenart. Auch ein fleischfressender Wurm sowie „Ameisen, die weder Arbeiterinnen, Königinnen noch Männchen sind“, seien dabei gewesen.
Invasive Arten zu identifizieren und in Schach zu halten ist wichtig, damit sie sich nicht als Schädlinge ausbreiten. „Ihre Ansiedlung birgt zudem das Risiko, dass sie oder ihre Krankheiten sich von den Gewächshäusern auf Lebensräume im Freien ausbreiten“, betont Freyhof in der SDEI-Mitteilung. Die nicht-heimischen Arten in den Gewächshäusern sind vermutlich zusammen mit dem Pflanzentransport aus den diversen Teilen der Welt nach Berlin-Brandenburg gelangt.
Erstmals in Europa
In Deutschland erstmalig gemeldet sind laut dem Institut zwei Ameisenarten, eine aus Madagaskar (Technomyrmex difficilis) und eine aus Mitteleuropa (Solenopsis texana), und ein Plattwurm. In Europa erstmals verzeichnet wurden die Schmetterlingsmücke (Alepia cf. viatrix), eine Termite (Cryptotermes cavifrons) und ein Schnurwurm (Geonemertes pelaensis).

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Zu Bestimmung ihrer insgesamt 37 Funde (heimisch und invasiv) nutzten die beiden Biologen verschiedene Methoden, angefangen mit dem Online-Forum „iNaturalist“, in dem sich Bürgerwissenschaftler über Funde in Flora und Fauna austauschen. Zudem wurden 20 Arten genetisch im Labor bestimmt, in weiteren Fällen zogen sie Experten und Fachliteratur zu Rate.
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