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Klimakrise? War da was?: Das ewige Verdrängen wird sich rächen
Wälder brennen, Meere überhitzen, Arten sterben, während wir abwarten und hoffen, verschont zu bleiben. Doch dieses Verdrängen wird uns einholen und unser größter Fehler sein.

Stand:
Die COP29 ist vorbei, und was bleibt, ist vor allem eines: Stille. Keine großen Schlagzeilen, keine hitzigen Debatten, keine Massendemonstrationen. Es scheint, als habe der Klimagipfel in Baku in der öffentlichen Wahrnehmung kaum stattgefunden. Oder vielleicht wurde er gedanklich schnell wieder verdrängt.
Warum löst es keinen Aufschrei aus, wenn die Weltgemeinschaft erneut darin scheitert, dringend notwendige Maßnahmen gegen die Klimakrise zu ergreifen? Warum regt sich niemand auf?
Es wäre zu einfach, die Schuld allein bei den politischen Entscheidungsträgern zu suchen, die auch in diesem Jahr nicht mehr zustande brachten als unverbindliche Absichtserklärungen, wie das Versprechen, jährlich 300 Milliarden US-Dollar an Klimahilfen für arme Länder bereitzustellen. Gefordert, und von Ökonomen für nötig befunden, war mehr als das Vierfache.
Emotional erschöpft
Das Problem ist größer, es ist eine kollektive Erschöpfung, eine Resignation, die viele Menschen angesichts der scheinbar endlosen Flut schlechter Nachrichten erfasst hat: Kriege, die nicht enden, und Viren, die eine potenzielle Pandemie auslösen könnten, wie die Vogelgrippe.
Diese Gleichgültigkeit, dieses Abwarten, aus welchem Grund auch immer, ist der eigentliche Verrat – nicht nur an kommenden Generationen, sondern auch an uns selbst.
Miray Caliskan
Die Klimakrise hingegen ist eine Dauerkrise. Doch genau dieses Gefühl, dass die Lösung des Klimaproblems in einer Endlosschleife gefangen zu sein scheint, führt nicht zu mehr Engagement, sondern zu gefährlicher Abstumpfung.
Seit Jahren hören wir von neuen Rekorden, die gebrochen werden, von roten Linien, die überschritten, von Zielen, die verfehlt werden. Seit Jahren erfahren wir, dass Gletscher schmelzen, Meere überhitzen, Wälder brennen, Arten sterben, Menschen alles, oft auch ihr Leben, verlieren, wegen Überschwemmungen, Dürren und Stürmen.
Die Politik, die Wirtschaft, die anderen
Und was machen ganze Teile der Bevölkerung? Sie warten ab. Und sind still. Vielleicht, weil sie von den Klimafolgen nicht persönlich betroffen sind. Vielleicht handeln sie nicht, weil sie gelähmt werden durch die Angst, dass es ohnehin zu spät ist. Vielleicht ist es die schiere Überforderung angesichts der Größe des Problems.
Sicher fällt es den Menschen schwer, die Folgen ihres Handelns zu abstrahieren: „Was kann ich schon bewirken?“. Statt sich aufzuraffen und nach Wegen zu suchen, wie der eigene Beitrag zum Klimaschutz relevanter werden könnte, ist es weitaus einfacher, die Verantwortung abzuschieben an die Politik, die Wirtschaft, die anderen.

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Wer will schon über unbequeme Veränderungen nachdenken, weniger fliegen, das Auto stehenlassen, die Heizung herunterdrehen oder den Fleisch- und Milchkonsum drastisch reduzieren, wenn sich die Beteiligten beim UN-Klimagipfel nicht auf grundlegende Maßnahmen wie eine Emissionsreduktion einigen konnten. Ja nicht einmal ernsthaft darüber verhandelt haben, so grotesk das sein mag.
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Doch diese Gleichgültigkeit, dieses Abwarten, aus welchem Grund auch immer, ist der eigentliche Verrat – nicht nur an kommenden Generationen, sondern auch an uns selbst. Wir sind heute verantwortlich für unseren Planeten, der immer instabiler wird.
Wir dürfen nicht blind sein für das Fortschreiten des Klimawandels, so schleichend es auch sein mag. Die Wahrheit ist unbequem, aber sie bleibt bestehen: Wenn wir nicht handeln, entscheiden wir uns trotzdem – und zwar für die Klimakrise.
Wir müssen das endlich begreifen. Und zwar jetzt. Bevor es zu spät ist. Denn eins ist sicher: Irgendwann wird sich das ewige Verdrängen und Verschieben rächen. Wann genau – morgen, in fünf oder in 50 Jahren – ist eigentlich unerheblich. Entscheidend ist, dass die Antwort auf die Frage, ob man die Klimakrise jetzt noch aufhalten kann, in 50 Jahren eine ganz andere sein wird als heute.
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