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Eine Frau verpackt ein Weihnachtsgeschenk.

© Imago/Zoonar

Kundiger Werkzeuggebrauch ist Erfahrungssache: Vielleicht freut sich Opa gar nicht über das neue Multitool

Für Geschenk-Umplanungen kommt diese Kolumne gerade noch rechtzeitig. Menschen, die mit Werkzeug umgehen können, wollen vielleicht kein neues! Darauf deutet zumindest eine Studie an Schimpansen.

Patrick Eickemeier
Eine Kolumne von Patrick Eickemeier

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Einige Menschen sind geschickter mit Werkzeug als andere. Wenn ein Schwiegervater, nur zum Beispiel, zur ersten Gruppe gehört und sein Schwiegersohn zur zweiten, könnte das aber auch einfach eine Frage des Alters sein. Oder genauer: der Erfahrung im Umgang mit Malerrolle, Stichsäge und Flansch-Vorspanngerät. Oder hat es andere Gründe?

Um solchen Fragen auf den Grund zu gehen, lohnt der Blick auf unsere nächsten lebenden Verwandten – auch wenn wir sie bei den Weihnachtseinladungen stets vergessen.

Dass Schimpansen (Pan troglodytes) wie Menschen Werkzeuge machen und benutzen, wissen wir, seit die junge Jane Goodall in Tansania die Menschenaffen beim Termiten-Angeln mit präparierten Halmen und Stöckchen beobachtete. Mittlerweile sind Heimwerkerqualitäten von weiteren Tieren bekannt, meist im Zusammenhang mit dem Nahrungserwerb.

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Die Schimpansen von Boussou im westafrikanischen Guinea sind für ihr vielfältiges handwerkliches Geschick geradezu berühmt. Sie benutzen etwa Steine, um nach dem Hammer-Amboss-Prinzip die Kerne von Palmfrüchten zu knacken. So gelangen sie an das nahrhafte Innere und an die evolutionären Vorteile eines vollen Bauchs. Aber nicht alle sind dabei gleich erfolgreich.

Ein Forschungsteam um Sophie Berdugo von der britischen University of Oxford hat Videoaufnahmen von insgesamt 21 frei lebenden Schimpansen ausgewertet, die über 25 Jahre in dem Gebiet gemacht wurden: gut 800 Stunden kernknackende Schimpansen. Die Aufgabe ist gar nicht so einfach zu lösen. Man darf den Kern nicht wegspringen lassen und muss hart genug zuschlagen, um die Schale zu knacken – aber nicht zu hart, denn dann zerbröselt auch das Innere.

Erfahrene Schimpansen beherrschen das Kernknacken, Weibchen wie Männchen. (Hier: Weibchen „Fana“)

© Tetsuro Matsuzawa

Wie die Forschenden im Journal „Nature Human Behaviour“ berichten, wurden die Individuen bis zum Alter von etwa elf Jahren immer effizienter. Das entspricht der Lernphase. Die älteren Tiere, einige waren über 45 Jahre alt, verbrachten mehr Zeit mit Hammer und Amboss als jüngere, weil sie mit altersgemäß verringerter Körperkraft häufiger zuschlagen mussten.

Doch dafür flog ihnen seltener der Kern vom Amboss und – hiermit sind wir gerade noch rechtzeitig wieder bei der Werkzeug-Geschenkidee – sie wechselten ihr Werkzeug seltener. Die Forschenden vermuten, dass sie von vorneherein die besser geeigneten Steine aussuchten. Die höhere Anzahl von Schlägen pro Kern könnte auch damit zusammenhängen, dass ältere Tiere ihre Kraft vorsichtiger dosierten. Anfängerfehler wie zu stark zerbröselte Kerne unterliefen ihnen deutlich seltener.

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