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Grundschüler im Klassenzimmer

© Christian Charisius/dpa

Wie gelingt der Kampf gegen Corona?: Je eher der Lockdown kommt, umso besser

Ein Wellenbrecher-Lockdown soll den exponentiellen Anstieg der Infektionen stoppen. Doch ohne Schulschließung fehlt eine möglicherweise entscheidende Maßnahme.

Die zweite Covid-19-Welle hat Deutschland erfasst: Das Robert-Koch-Institut (RKI) beobachtet aktuell „eine zunehmende Beschleunigung“ der Übertragungen des Coronavirus Sars-CoV-2 in der Bevölkerung. Die Mitte Oktober von Bund und Ländern verhängten Sperrstunden und Ausweitungen der Maskenpflicht haben das Infektionsgeschehen nicht ausgebremst.

Die RKI-Zahlen zeigen auch, dass der Anteil älterer Personen unter den Erkrankten wieder zunimmt. Es ist zu befürchten, dass mehr Menschen lebensbedrohlich erkranken und die Zahl der Todesfälle ebenso ansteigt wie die Zahl der Neuinfektionen. Ein zeitlich begrenzter Wellenbrecher-Lockdown im November soll jetzt beides verhindern.

Der Rückblick auf das Frühjahr zeigt: Es kann gelingen. Der damalige Lockdown in Deutschland habe entscheidend dazu beigetragen die erste Infektionswelle einzudämmen, berichtete Charité-Virologe Christian Drosten Anfang der Woche auf dem World Health Summit in Berlin.

Die drastischen Kontaktbeschränkungen wurden von weiten Teilen der Bevölkerung mitgetragen, und die Fallzahlen sanken auf ein niedriges Niveau, auf dem sie bis in den September hinein verblieben. Damals kam die Entscheidung für die harte Maßnahme früh, da man schon bei den ersten Fällen feststellte, dass die Krankheit im Land weitergegeben wird.

Eine aktuelle Studie zeigt, dass der Zeitpunkt, ab dem in den vergangenen Monaten Kontaktbeschränkungen griffen, eng mit der Zahl von Todesfällen korreliert. Ein Forschungsteam um Gil Loewenthal von der Universität Tel Aviv in Israel hat weltweit per Smartphone erhobene Mobilitätsdaten von Menschen mit den Mortalitätsraten in den entsprechenden Ländern verglichen.

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Wie die Wissenschaftler in der Fachzeitschrift „EMBO Molecular Medicine“ berichten, wirkte sich kaum aus, wie lange Kontakte beschränkt wurden oder wie stark die Mobilität dementsprechend abnahm. Vielmehr deute ihre Studie auf den Beginn des Lockdowns als entscheidenden Faktor hin: Eine Verzögerung der Kontaktbeschränkungen um etwa eine Woche könne nach ihrer Auswertung die Zahl der Todesfälle verdoppeln.

Die positive Botschaft lautet, dass ein früher Lockdown demnach deutlich mehr Leben retten kann als ein späterer. Es ist also in jedem Fall zu empfehlen damit nicht abzuwarten, bis die Pandemie-Lage komplett aus dem Ruder gelaufen ist.

Völlig unklar - die Rolle von Schulen und Kitas im Infektionsgeschehen

Die Betrachtung von Mobilitätsdaten kann aber keine Hinweise darauf liefern, welche Einzelmaßnahmen im Lockdown-Paket die entscheidenden sind.

Und eine Maßnahme des Lockdowns in Deutschland im Frühjahr soll jetzt nach Möglichkeit nicht ergriffen werden: Schulen und Kindergärten zu schließen. Dafür gibt es gesellschaftlich eine Reihe von guten Gründen, Es ist aber nicht auszuschließen, dass die Wiederaufnahme des Schul- und Kitabetriebs nach den Sommerferien zum inzwischen dramatischen Anstieg der Fallzahlen geführt hat.

Inzwischen ist bekannt, dass Kinder sich und andere anstecken können ohne dabei selbst schwer erkranken zu müssen. Unklar ist immer noch, wie stark sie mit ihren täglichen Kontakten zu anderen Kindern, ihren Verwandten und Erziehenden das Infektionsgeschehen antreiben. Nur, dass der erfolgreiche Lockdown im Frühjahr auch ihre Kontakte drastisch einschränkte.

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