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Christian Drosten, Direktor des Instituts für Virologie an der Charité Berlin.

© Kay Nietfeld/dpa

„Viel Nonsens, der verbreitet wurde“: Virologe Drosten äußert sich zu Coronavarianten

Höhere Ansteckungsgefahr, sinkende Immunität – drei neue Sublinien stehen unter Beobachtung. Der Charité-Virologe meldet sich mit einem Update.

Zum ersten Mal seit zwei Wochen hat sich der Virologe Christian Drosten auf Twitter wieder zu Wort gemeldet. Nach dem „vielen Nonsens“, der in den vergangenen Wochen verbreitet worden sei, wolle er einige Informationen zu Sars-CoV-2 geben.

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Er gab dabei einen Überblick, über die derzeit bekannten Omikron-Sublinien. Drei neue Varianten würden von der Sars-CoV-2-Überwachung aktuell beobachtet: BA.4, BA.5, sowie eine F486V Mutation.

Bei Omikron BA.4 und BA.5 handle es sich um Omikron-Varianten mit eigenem Ursprung. Sie stammen nicht von den uns bisher geläufigen Typen BA.1, 2 oder 3 ab, sondern stattdessen von einem gemeinsamen Omikron-Vorläufer. Zusätzlich zu Omikron haben diese Varianten eine L452R-Mutation im Spike, die man unter Anderem bereits von Delta kenne.

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In Hamsterversuchen erhöhte diese Mutation die Virulenz, sei also ansteckender, warnte Drosten. Außerdem sei ein Immunescape wahrscheinlich. „Zusätzlich gibt es eine F486V Mutation, die ebenfalls mit Immunescape einhergehen dürfte.“ erklärte Drosten. Das bedeutet, dass die Omikron-Typen eine gegen andere Sars-CoV-2-Varianten aufgebaute Immunabwehr, die der Körper durch Impfung oder Infektion gebildet hat, zumindest teilweise umgehen.

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„Man sieht eine schleichende Zunahme von BA.4 und BA.5 seit Januar in Südafrika, seit Mitte April aber nun plötzlich eine exponentielle Zunahme bei Rt = ca. 1,5. Wie ist das möglich?“ schreibt der Virologe auf Twitter.

Es sei möglich, dass die Variante einen Immunescape-Vorteil in Bevölkerungen habe, in denen es keine BA.2-Welle gegeben hatte, so Drosten. So ist es in Südafrika der Fall. Entsprechend komme der nun starke Anstieg der Inzidenz durch den „einsetzenden Verlust von Übertragungsimmunität nach der BA.1-Welle im Dezember.“ Die Latenzzeit würde dazu passen.

Bisher sehe man glücklicherweise keine Auswirkungen auf die Krankenhaus-Einweisungen in Südafrika, „aber das könnte sich in den kommenden Wochen jedoch einstellen.“ BA.4 und BA.5 kommen bereits auch in Europa vor, sind bisher jedoch noch sehr selten.

Mit Stand 18. April wurden in Deutschland bislang insgesamt 25 Proben der BA.5-Variante nachgewiesen. Nach wie vor herrscht in Deutschland der Subtyp BA.2 vor, der in auf die erste Omikron-Variante gefolgt war und noch besser übertragbar ist. Anfang April gab das Robert Koch-Institut (RKI) dessen Anteil in den Stichproben mit 95 Prozent an.

Stattdessen würden in den USA und anderen Ländern, wie beispielsweise in Indien, eine Zunahme von BA.2-Stämmen mit einer L452Q-Mutation und zusätzlichen Mutationen an L452 beobachtet. Diese Mutanten fasst man als BA.2.12.1 zusammen. 

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Vor dem Hintergrund der derzeitigen BA.2-Verbreitung in den USA sei dort eine starke Zunahme von BA.2.12.1 zu beobachten, die aber bei einer niedrigen Gesamtinzidenz auftrete. „Auch für diese Variante kann man wegen der L452-Mutation an eine Virulenzerhöhung denken,“ so Drosten. Das bedeutet, dass es sich auch bei dieser Variante um einen noch ansteckenderen Typ handeln könnte als die bisher kursierenden Mutationen.

In besonders betroffenen Gegenden sei derzeit schon eine Zunahme der Krankenhausaufenthalte zu beobachten. Die Gesamtzahl dieser sei jedoch weiterhin beruhigend niedrig, so Drosten. Man müsse die Situation weiter beobachten. 

In Deutschland war die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz zuletzt weiter gesunken. Das RKI gab den Wert der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche am Donnerstagmorgen mit 826,0 an. Am Vortag hatte der Wert bei 887,6 gelegen. Vor einer Woche lag die bundesweite Inzidenz jedoch noch bei 720,6.

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