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Wegen Haushaltskürzungen in Berlin: Uniklinik Charité prüft Streichung von Studiengängen
Acht Prozent weniger Landeszuschüsse für Forschung und Lehre soll die Berliner Charité bekommen. Das könnte gravierende Folgen für Studienplätze oder ganze Studiengänge haben. Auch die FU protestiert.
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Wegen der Haushaltskürzungen in Berlin denkt die Charité, das größte Universitätsklinikum Europas, darüber nach, weniger Studierende als bisher auszubilden. Ebenso könnten weitere gravierenden Einschnitten anstehen. Das kündigten Heyo Kroemer, der Vorstandsvorsitzende der Charité, und Dekan Joachim Spranger im Interview mit dem Tagesspiegel an.
„Die Einsparungen führen möglicherweise dazu, dass Studienplätze oder ganze Studiengänge nicht mehr angeboten werden können“, sagte Spranger: „Darüber muss die Fakultät sicherlich nachdenken.“ An der Charité kann man die Fächer Medizin, Zahnmedizin sowie Pflege- und Hebammenstudiengänge belegen. Insbesondere Medizin und Zahnmedizin gehören zu den nachgefragtesten Studiengängen bundesweit überhaupt, Ärztinnen und Ärzte werden händeringend gesucht.
Die Einsparungen führen möglicherweise dazu, dass Studienplätze oder ganze Studiengänge nicht mehr angeboten werden können.
Joachim Spranger, Dekan der Charité
Bliebe es bei den Kürzungen, müsste die Charité indes Ärzte- und Wissenschaftlerstellen abbauen, sagte Spranger. „Das hätte massive Auswirkungen auf die Arbeitsbedingungen unserer Mitarbeitenden, auf die Versorgung von Berlinerinnen und Berlinern und auf unsere Innovationskraft. Wir halten dies für den eindeutig falschen Weg.“
Die Charité soll allein bei den Landeszuschüssen für Lehre und Forschung 20,5 Millionen Euro weniger erhalten, was acht Prozent der Landesmittel für das Universitätsklinikum entspricht. Die Summe sei erst zu Beginn dieser Woche schriftlich mitgeteilt worden, sagte der Vorstandsvorsitzende Kroemer. Dazu kommen weitere Einsparungen in Millionenhöhe, etwa für die Erneuerung der technischen Ausrüstung.
Sollten im Wissenschaftsbereich 2026 weitere Kürzungen anstehen, befürchtet Kroemer negative Folgen für den Exzellenzstatus der Berliner Universitäten. Es „bestünde die Gefahr, dass dieser Aspekt bei der Begutachtung eine Rolle spielen wird“, sagte Kroemer mit Blick auf die nächste Runde der Exzellenzinitiative, bei den sich die Berlin University Alliance, der Verbund von FU, HU, TU und Charité, 2025/26 dem Wettbewerb mit den anderen Exzellenzunis stellt. Berlin müsse grundsätzlich darüber nachdenken, wie es sich nach den Milliardenkürzungen in Bezug auf Innovationen eigentlich weiterentwickeln wolle, sagte Kroemer.
Wissenschaft und Gesundheit sollen nach den Plänen von CDU und SPD insgesamt rund 280 Millionen Euro einsparen. Vor der entscheidenden Sitzung des Abgeordnetenhauses wollen die Berliner Hochschulen am Donnerstagmorgen vor dem Parlament gegen die Kürzungen protestieren. Diese würden den Wissenschaftsstandort insgesamt gefährden, heißt es in dem Aufruf.
Für die Freie Universität gab Präsident Günter M. Ziegler am Mittwochnachmittag ein Maßnahmenpaket bekannt, mit dem die FU das von Schwarz-Rot vorgegebene Kürzungsziel erreichen will. Die FU muss auf 41 Millionen Euro verzichten, was 5,5 Prozent der für 2025 geplanten Ausgaben der Uni entsprecht. Die Hälfte soll demnach vor allem durch Einsparungen am Personal erzielt werden. Die Fachbereiche und Institute werden angewiesen, ihre Personalkosten um sechs Prozent zu reduzieren. Muss die Uni künftig auch noch die Hauptstadtzulage zahlen, erhöht sich der Betrag noch. Die andere Hälfte der Summe soll aus den Rücklagen der Universität finanziert werden.
In einer Stellungnahme kritisierte der Akademische Senat der FU die Kürzungen scharf. Diese seien eine „substantielle Gefährdung für den Wissenschaftsstandort Berlin sowie für seine Studierenden und Beschäftigten“. Sollte die Streichliste wie geplant umgesetzt werden, wirke sich die „dann unvermeidliche Reduzierung der Studiengänge und Studienplätze“ negativ auf die Fachkräftesicherung in der Stadt aus. Im Bereich von Technik, Service und Verwaltung würden viele Stellen für qualifizierte Beschäftigte entfallen. Der „jetzt schon bedrohliche“ Sanierungsstau verschärfe sich: „Damit wird die für wissenschaftliche Exzellenz unverzichtbare Infrastruktur infrage gestellt.“
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