
© WBM/ promo
„Genau was Berlin braucht“: Das ist auf dem SEZ-Areal in Berlin geplant
Mehr Wohnungen als bisher gedacht, eine Schule, Sportangebot und Teilerhalt: Trotz anhaltender Kritik bringt die Stadt das Bauvorhaben auf dem ehemaligen Freizeitbad SEZ in Friedrichshain voran.
Stand:
Seit Jahren wird um das ehemalige Sport- und Erholungszentrum (SEZ) in Berlin-Friedrichshain gestritten. Trotz Kritik aus der Politik und Protesten von Anwohnenden schreitet die Stadt mit den Planungen voran.
Die landeseigene Wohnungsbaugesellschaft Berlin-Mitte (WBM) teilte am Montag mit, man wolle „mit hoher Entschlossenheit und Geschwindigkeit“ vorgehen und das Bauprojekt an der Landsberger Allee umsetzen. Auf dem an den Volkspark Friedrichshain angrenzenden Gelände sind neben Wohngebäuden auch eine Schule sowie „Freizeitmöglichkeiten“ geplant.

© Robert Klages
Laut WBM habe eine Machbarkeitsstudie gezeigt, dass noch mehr Wohnungen möglich sind. Zwar sollen markante Teile des Gebäudes erhalten werden, viel vom SEZ wird aber wohl nicht übrig bleiben: Wie auf Visualisierungen zu sehen ist, plant die WBM auch weiterhin mit einem Abriss und einem Neubau.
Die Fachwerkstützen der ehemaligen Schwimmhalle sollen als eine Art Erinnerung bleiben. Die WBM spricht von einem „historischen Zeichen“. Zudem soll es einen „Historien-Parcours“ geben, der die Geschichte des Standorts „erlebbar macht“.
Zuletzt hatten 150 Professor:innen und Wissenschaftler:innen von mehr als 60 Universitäten in einem offenen Brief eine erneute Prüfung und den Erhalt zumindest von Teilen des SEZ-Gebäudes gefordert. Ursula Quatember, Professorin für Bau- und Stadtbaugeschichte an der Technischen Universität Berlin (TU), hatte gegenüber dem Tagesspiegel die Wichtigkeit der „Hightech-Architektur aus der DDR“ betont.
Mehr Wohnungen als bisher vorgesehen
Die Stadt Berlin würde dieses Gebäude mit seiner geschichtlichen Wirkung nicht wertschätzen, so Quatember. Immer wieder demonstrieren hunderte Personen vor Ort gegen die Abrisspläne und fordern eine erneute Prüfung der Machbarkeit für einen Erhalt des Gebäudes.
Die Machbarkeitsstudie der WBM sieht allerdings ein vollkommen neues Stadtquartier vor. Entwürfe des Architekturbüros Stefan Forster gibt es bereits. Auf dem Areal zwischen Landsberger Allee und Danziger Straße sind demnach bis zu 680 Wohnungen für bis zu 1500 Mieter:innen vorgesehen. Ein Viertel mehr, als bisher geplant. Zuletzt sprach die WBM von 550 Wohnungen.

© WBM/ promo
„Die Machbarkeitsstudie macht deutlich, welches große Potenzial dieser Standort für die Stadtentwicklung Berlins bietet“, sagt Lars Dormeyer, Geschäftsführer der WBM. „Wir handeln hier mit großer Entschlossenheit und hoher Geschwindigkeit, weil wir wissen, wie dringend dieser Wohnraum in unserer wachsenden Metropole gebraucht wird.
Das ist genau das, was Berlin braucht
Berlins Bausenator Christian Gaebler (SPD) zu den Plänen auf dem SEZ-Gelände.
„Das ist genau das, was Berlin braucht“, wird Christian Gaebler (SPD), Senator für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen, in der Mitteilung der WBM zitiert. „Auf dem Areal des SEZ soll ein lebendiges und nachhaltiges Quartier entstehen, das den Bedürfnissen aller Berlinerinnen und Berliner gerecht wird.“ Er freue sich besonders über die gestiegene Zahl der Wohnungen.

© WBM/ promo
Die Hälfte davon soll „geförderter Wohnraum“ sein, also „Sozialwohnungen“, für die Mieter:innen einen Wohnberechtigungsschein benötigen. Das ist mehr als im „Berliner Modell“ vorgesehen. Demnach müssen Neubauprojekte mit 30 Prozent „Sozialwohnungen“ erstellt werden.
Neben Wohnraum soll sich im Erdgeschoss Gewerbe ansiedeln. Die WBM spricht von „Sportnutzungen, um dem Quartier städtische Vitalität zu verleihen“. Zudem soll es Nahversorgung und „sozialräumliche Angebote“ geben. Um die Bauzeit zu verkürzen, soll das Quartier überwiegend in modularer Bauweise entstehen. Einen Zeitpunkt nennt die WBM nicht.
Autofreies Konzept
Das Quartier wird autofrei konzipiert. Die Innenhöfe sollen einen „parkähnlichen Charakter mit hoher Aufenthaltsqualität“ bieten. Nebenan ist eine Schule vorgesehen. Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen wird mit dem Bau zum Jahresende 2026 starten.
Schon bald also dürften die Bagger anrollen, was zu erneuten Protestaktionen führen könnte. Der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg habe die vorbereitenden Baumaßnahmen genehmigt, teilte Matthias Borowski, Sprecher der WBM, dem Tagesspiegel mit: „Wir streben an, die Arbeiten zeitnah wieder aufzunehmen.“
Ende November hatte Baustadtrat Florian Schmidt (Grüne) einen Baustopp verhängt. Es lag keine Abrissgenehmigung vor und es wurde geprüft, allerdings benötigte die WBM diese auch nicht, da es sich nur um vorbereitende Maßnahmen handelte. Die WBM hat nun bereits einen Bauantrag gestellt.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid:
- false