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Der Club „about blank“ in Friedrichshain

© Robert Klages

Update

Aber warum genau 1312 Euro?: Berliner Club „about blank“ gewährt lebenslang freien Eintritt gegen Spende

Das „about blank“ nahe dem Ostkreuz ist in finanziellen Nöten. Wer dem Club eine bestimmte Summe spendet, erhält spezielle Zugaben. Wofür der Betrag 1312 stehen soll.

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Seit 15 Jahren gibt es das „about blank“ am Ostkreuz in Berlin. Zum Jubiläum sammelt der Club Spenden: 150.000 Euro sollen es werden über ein Crowdfunding auf startnext.com. „Wir wollen weitermachen, dafür brauchen wir Geld“, heißt es in einem Aktionsvideo. „Für immer Autonomendisco, für immer ein Herz gegen den Wahn der Welt.“

Wie zahlreiche andere Clubs hat es das „about blank“ am Markgrafendamm 24 schwer. Laut Aussagen der Betreiber:innen ist es vollständig auf die finanzielle Unterstützung der Stadt und des Bezirks Friedrichshain-Kreuzberg angewiesen.

Bezirksbürgermeisterin Clara Herrmann (Grüne) machte sich zuletzt stark für den Club und veranstaltete eine Pressekonferenz dort. Allerdings fehle es dem Bezirk an Mitteln, so Herrmann. Und nun kommt noch eine erhöhte Grundsteuer hinzu, die den Club bedroht.

Man habe sich in diesem Jahr erfolglos auf eine Kulturförderung beworben, schreiben die Betreiber:innen in einer Mitteilung. „Dadurch entsteht eine finanzielle Lücke, die es nun mit einer Kulturförderung von unten zu schließen gilt.“

Bei 20 Euro winkt ein Feuerzeug

Wer zum Jubiläum Geld gibt, erhält Geschenke. Für 20 Euro winkt zum Beispiel ein Feuerzeug. Für 300 Euro kann im Clubgarten gezeltet werden. Wer 1312 Euro gibt, bekommt eine „Goldene Clubkarte“: lebenslang freier Eintritt („ohne Plus 1, nicht übertragbar und nur bei guter Führung“). Noch bis zum 3. Mai läuft die Aktion.

So mancher dürfte sich fragen, wie lange sich lebenslanger freier Eintritt lohnt, wenn der Club so hart um die Existenz kämpft, wie es die Betreiber:innen selbst beschreiben. Größter Feind ist das Auto, beziehungsweise die Stadtautobahn A100, der Club steht auf einer Vorhaltefläche und bekommt daher keine langfristigen Pachtverträge. Klar, dass viel Dampf gemacht wird gegen die A100.

Wie wäre es mit einer Übernachtung im Clubgarten?

© Robert Klages

Warum eigentlich 1312 Euro? Das soll ebenfalls ein Statement gegen die A100 sein. Bekannt ist dieser Code eigentlich für „ACAB“, also, „All Cops Are Bastards“, übersetzt „Alle Polizisten sind Bastarde“. Die Zahlen stehen für die Buchstaben im Alphabet: 1 für A und so weiter. Eine Beleidigung gegen Polizist:innen also, wie sie aus der linken Szene oftmals verwendet wird. Mit den Jahren ist „ACAB“ zu einem international bekannten Slogan gegen Polizeigewalt geworden.

Laut Florian Hirsch vom Betreiber:innenkollektiv des „about blank“ steht der Code zwar für „ACAB“, das solle aber „All Clubs Are Barricades“ meinen: „Alle Clubs sind Barrikaden.“ „Wir, wie auch andere Clubs, sind Bollwerke gegen den Weiterbau der A100“, so Hirsch.

Der Club als Barrikade

Das ist zum einen tatsächlich örtlich gemeint, denn das „about blank“ steht auf der Vorhaltefläche für ebendiese Stadtautobahn A100 und würde dieser also weichen müssen eines Tages. Es ist aber auch sinnbildlich zu verstehen. Clubs seien das Gegenteil von Autos, so Hirsch. Clubs seien Orte der Begegnung, während man das von Autos nicht gerade behaupten könne. „Von daher stellen wir uns der Autobahn entgegen und dafür fungiert dieser Code.“

Das „about blank“ beschreibt sich als einen „Feier- und Begegnungsort an der Schnittstelle zwischen linker Politszene und Techno-Subkultur, zwischen Aktivismus und Exzess, zwischen Anspruch und Abfahrt“.

Zahlreiche Protestraves und Anti-A100-Veranstaltungen gehen vom „about blank“ aus. Aber der Club versteht sich nicht nur als „Bollwerk gegen die A100“, sondern kämpft auch gegen Rassismus und Antisemitismus. Neben der Stadtautobahn sollen AfD, Neonazis und Faschisten „weggebasst“ werden.

2500
Partys fanden seit der Eröffnung vor 15 Jahren im „about blank“ statt.

Als im März eine große Kundgebung von Neonazis in Friedrichshain stattfand, wurde ein starker Gegenprotest mit mehreren Tausend Teilnehmenden vom „about blank“ aus organisiert. „Antifa.Weiter.Machen“ steht auf einem Banner über dem Clubgebäude und verdeutlicht das Selbstverständnis des linken Clubs, der schon lange mehr anbietet als Raves und Partys.

Von diesen gab es bis dato aber immerhin 2500, mit über einer Million Gästen und Auftritten von über 5000 Künstler:innen. Zum Jubiläum darf eine große Party nicht fehlen. „Fifteen-Love“ geht gleich ein ganzes Wochenende lang, vom 25. April bis zum Montagmorgen des 28. Aprils. Am 17. April findet der nächste Rave gegen die A100 statt, auf der Elsenbrücke.

Das „about blank“ wird in einer genossenschaftlichen Rechtsform geführt, also ohne Eigentümer:innen, Investor:innen und Shareholder:innen. Als einziger Club in Berlin habe man eine „solidarische Ökonomie“, sagt Sulu Martini vom Betreiber:innen-Kollektiv. Es gebe kein Sponsoring oder „Firmen-Scheiß“, die Mitarbeitenden erhielten Einheitslohn.

„Für eine explizite politische Haltung bekannt, prägen wir seit 15 Jahren die Clubkultur und Stadtgesellschaft“, so Martini. „Selbst Berliner:innen, die nicht zu elektronischer Musik tanzen gehen, kennen uns.“

Der Club möchte seine Zielgruppe erweitern. Da viele Stammgäste von früher mittlerweile Familien haben, soll es zukünftig Sektnachmittag im Clubgarten geben, mit Kinderspielecke.

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