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Wirtschaftssenator Stephan Schwarz.

© Doris Spiekermann-Klaas / doris spiekermann-klaas

„Als Gesundheitsstadt an die Spitze“: Senator Schwarz will in Berlin mehr Transfer zwischen Forschung und Wirtschaft

Das Potenzial für die Spitze sei da, sagt Wirtschaftssenator Schwarz, und der Gesundheitssektor trotz Energiekrise, Pandemiefolgen und Personalnot auf gutem Weg.

Eine einzigartige Startup-Szene, große Forschungsstätten und ein guter Ruf – Berlin habe das Potenzial als internationales Spitzenzentrum der Medizin. Das sagte Wirtschaftssenator Stephan Schwarz (parteilos, für SPD) zum Neujahrsempfang des Vereins „Gesundheitsstadt Berlin“ am Dienstag. Der Verein will durch Netzwerkarbeit die Stadt als Medizinmetropole vorantreiben.

Corona-Pandemie, Krieg, Energiekrise – die vergangenen Jahre hätten die bestehenden Probleme für den Gesundheitssektor verschärft, sagte Schwarz laut Redemanuskript. Dass die Herausforderungen weitgehend gemeistert worden seien, daran hätten die 390.000 Menschen, die im Berliner Gesundheitssektor arbeiteten, großen Anteil. In der Hauptstadtregion erwirtschaften 22.000 Unternehmen aus dem Gesundheitssektor circa 30 Milliarden Euro im Jahr.

Schwarz sprach auch die großen und kleinen Dramen des deutschen Gesundheitswesens an: der Fachkräftemangel, die in der Corona-Krise an ihre Grenzen geratene Krankenversorgung und die wiederholten Engpässe in der Arzneimittelversorgung in einem der ökonomisch erfolgreichsten Länder der Welt.

Der Senator bezog sich am Dienstag unter anderem auf den Gastbeitrag von Gesundheitsstadt-Geschäftsführer Daniel Dettling, der zu Jahresanfang im Tagesspiegel erschienen war: „Berlin kann im 21. Jahrhundert positiv Gesundheitsgeschichte schreiben.“ Berlin sei auf dem Weg an die Weltspitze.

Auf dem Weg zur Medizinmetropole

„Berlin hat alle Voraussetzungen, um zu einer der weltweit führenden Medizinmetropolen zu werden“, sagte auch Schwarz. „Das ist natürlich kein Selbstzweck. Wirtschaftlicher und wissenschaftlicher Erfolg haben hier ein gemeinsames Ziel: Den Menschen eine höhere Lebensqualität zu ermöglichen. Wir wollen innovative Wege für die Heilung von Krankheiten finden, oder diese gar nicht erst entstehen lassen.“

Womit der Senator dort angekommen ist, worauf er seit Amtsantritt immer wieder zu sprechen kommt: Wissenschaft, Versorgung und Wirtschaft müssten zusammen gedacht werden.

„Die Strategien, wie wir unser Potenzial klug nutzen, liegen auf dem Tisch“, sagte Schwarz. „Das wesentliche Merkmal ist und bleibt auch aus meiner Sicht das Zusammendenken von Gesundheitswirtschaft und medizinischer Wissenschaft.“

Bayern schafft den Transfer aus der Wissenschaft in die Wirtschaft ein wenig besser.

Berlins Wirtschaftssenator Stephan Schwarz

Das Beispiel von „Europas modernstem Herzzentrum“, das in Berlin entstehe, sei dahingehend wegweisend. Und auch in der Kindermedizin müsse Berlin den Anspruch haben, neue Impulse über die Grenzen der Stadt hinaus zu setzen, sagte Schwarz: „Die Initiative für eine neue moderne Kinderklinik an der Charité weist hier genau in die richtige Richtung.“

Gen- und Zelltherapie als Modell

Ein Modell für die Kooperation zwischen Unternehmen und Forschungseinrichtungen sieht der Wirtschaftssenator wie berichtet vor allem im Zentrum für Gen- und Zelltherapie, das die landeseigene Charité und der private Bayer-Konzern in Mitte errichten wollen.

Für die insgesamt „positive Entwicklung“ spiele auch die Berliner Start-up-Szene eine wichtige Rolle, sagte Schwarz. In den Feldern „Digital Health und Medizintechnik“ gebe es schon viel Dynamik, das Potenzial in der Stadt aber sei noch viel größer.

Obwohl das vergangene Jahr auch für Start-ups kein einfaches gewesen sei, bleibe Berlin das Hauptziel für Wagniskapital. „Jeder zweite Euro, der im Jahr 2022 in deutsche Start-ups geflossen ist, ging nach Berlin“, sagte Schwarz. „Das waren 4,9 Milliarden Euro, um genau zu sein“. Und damit doppelt so viel wie ganz Bayern.

„Was die Bayern allerdings bisher noch etwas besser hinbekommen, ist der Transfer aus der Wissenschaft in die Wirtschaft“, sagte Schwarz. „Hier kann, hier muss Berlin tatsächlich noch zulegen.“ Forschung, Ausbildung, Wirtschaft und Versorgung könnten in Berlin „ein unschlagbares Team“ bilden.

Ob Schwarz Senator bleibt, hängt an Giffey

Schwarz war Unternehmer, als er von Wahlsiegerin Franziska Giffey (SPD) als parteiloser Experte 2021 in die Landesregierung geholt wurde. Wie es für ihn nach der Wahl im Februar weitergeht, hängt davon ab, ob Giffey erneut den Senat führen wird. Wenn Giffey ihn frage, mache ich weiter – einer anderen Regierung aber wolle er nicht angehören.

Viel wird auch so davon abhängen, das sagte Schwarz am Dienstag allerdings nicht, wie die Wiederholungswahl im Februar ausgeht. Der nächste Senat wird die von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) avisierte Krankenhausreform für die Region begleiten müssen, die sich auf den gesamten Gesundheitssektor auswirkt.

„Wir wollen als Gesundheitsstadt an die Spitze. Ich bin fest davon überzeugt, dass uns das gelingen kann“, sagte Schwarz. „Boston, London, Paris – und ja, Berlin! Daran arbeiten wir und wollen, dass die nächste medizinische Revolution von Berlin ausgeht.“

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