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Aus „ICC“ wird „ZOB“: Berliner S-Bahnhof Messe Nord bekommt neuen Namenszusatz
Während der Senat eine Zukunft für das ICC sucht, verliert der gegenüberliegende S-Bahnhof den Namenszusatz. Ein großer Teil der Fahrgäste habe ein anderes Ziel, heißt es von der Bahn.
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Vor wenigen Tagen wurde die Zukunft des Internationalen Congress Centrums (ICC) in Berlin in den rosigsten Farben ausgemalt. „Das ICC wird zu einem neuen Symbol der Hauptstadt mit internationaler Strahlkraft, das für Innovation, Offenheit und Begegnung steht“, glaubt der Senat und sucht nun per Ausschreibung Investoren, die den vor ziemlich genau zehn Jahren geschlossenen Riesenbau wieder aktivieren.
Ausgerechnet jetzt bekommt der gegenüberliegende S-Bahnhof Messe Nord/ICC in Charlottenburg einen neuen Namenszusatz. Der Hinweis aufs ICC verschwindet und wird ersetzt durch „ZOB“, also den Zentralen Omnibusbahnhof. Dies gilt ab dem Fahrplanwechsel am 15. Dezember. Der Bahnhof bekommt neue Schilder, alle Liniennetze des Verkehrsverbundes Berlin-Brandenburg (VBB) werden geändert.
Und das traditionelle „Witzleben“ verschwindet komplett. Bislang stand der ursprüngliche Name der 1916 eröffneten Ringbahnstation noch in Klammern. 2002 kam der komplizierte Name „Messe Nord/ICC (Witzleben)“, daraus wird Mitte Dezember nun „Messe Nord/ZOB“. Dies teilte die Bahn im September auf einer etwas versteckten Internetseite mit.
Zunächst hatte die Bahn sich gegen eine Umbenennung gesperrt
Nach der Schließung des Kongresszentrums hatte sich die Bahn noch strikt geweigert, die Station umzubenennen, zu teuer, hieß es damals. Zudem hatte 2014 eine Arbeitsgruppe aus Vertretern der Senatsverkehrsverwaltung, der Bahn und den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG) über eine Änderung des Namens diskutiert. Ergebnis damals: nicht erforderlich. Das ICC werde ja auch nach dem Ende als Kongresszentrum auf Jahre hinaus, wenn nicht Jahrzehnte, im Stadtbild erhalten bleiben, wahrscheinlich komme es zu einer Nachnutzung, befand damals der damalige Senat.

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„So weit waren wir noch nie“, jubelte die aktuelle Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD) jüngst mit Blick auf eine Nachnutzung. In den vergangenen zehn Jahren hätten die Pläne zum ICC immer nur eine Legislaturperiode überdauert, danach habe die nächste Regierung wieder von vorne angefangen. Das werde diesmal anders sein, versprach die Senatorin am Montag bei einem Rundgang durch das Gebäude.
Das 1979 eröffnete Bauwerk hatte die für West-Berliner Verhältnisse astronomische Summe von 924 Millionen Mark gekostet. Damit hatte die Stadt 35 Jahre eines der größten Kongresszentren der Welt, bis es nach der Daimler-Hauptversammlung am 9. April 2014 geschlossen wurde. Seitdem hat die Stadt einen vor allem finanziellen Klotz am Bein.
Das mehr als 300 Meter lange Gebäude steht seit einigen Jahren unter Denkmalschutz. Es soll nicht verkauft, sondern über eine Erbpacht für 99 Jahre vergeben werden, wenn sich denn ein Investor findet. Die Sanierung muss dieser alleine zahlen.
Der Zentrale Omnibusbahnhof schräg gegenüber ist älter, ihn gibt es seit 1966. In den vergangenen Jahren wurde er modernisiert, ausgebaut – und immer wichtiger. Im Jahr 2023 wurden nach Angaben der BVG (die den ZOB betreibt) gut 104.000 An- und Abfahrten gezählt, 16.000 mehr als im Jahr davor. Deshalb wandelte sich die Meinung.

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Ein Bahnsprecher sagte, dass der Wunsch nach Umbenennung im Austausch zwischen Bahn, Senat, BVG und Verkehrsverbund aufgekommen sei, „da der größere Teil der Fahrgäste den Zentralen Omnibusbahnhof zum Ziel hat und weniger das Internationale Congress Centrum“. Kosten nannte er nicht.
Vom Bahnhof aus lässt sich der ZOB besser erreichen als das Messegelände. Denn der Weg dorthin führt durch eine orange geflieste und verwahrloste Unterführung mit fast nie funktionierenden Rolltreppen an der Kreuzung Messedamm/Masurenallee – der „Tunnel des Grauens“. Nur zum ZOB gibt es seit einigen Jahren eine Fußgängerampel.
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