
© Polizeipräsidium Eberswalde
Nach Einbruchsserie in Berlin gefasst: Bande bestahl Feuerwehr sogar während des Einsatzes
Aus Feuerwehren in Berlin und Brandenburg wurde immer wieder schweres Gerät gestohlen, darunter Spreizer und Trennschleifer. Nun rückte das SEK gegen die Tatverdächtigen aus.
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Immer wieder wird in Wachen der Feuerwehr in Berlin und Brandenburg eingebrochen, meisten haben es die Diebe auf Spezialwerkzeug abgesehen. Damit befreit die Feuerwehr eingeklemmte Unfallopfer aus Autowracks oder Wohnungen.
Doch für die organisierte Kriminalität sind akkubetriebene Spreizer, Elektroscheren und Schneidgeräte beliebte Geräte für andere Taten – für Überfälle auf Geldtransporter, für Einbrüche in Banken oder in Museen wie dem Grünen Gewölbe in Dresden.
Doch jetzt ist der gemeinsamen Ermittlungsgruppe der Berliner und Brandenburger Polizei nach monatelanger Arbeit ein schwerer Schlag gegen eine Diebesbande gelungen. Wie erst jetzt bekannt wurde, haben die Ermittler bereits am 9. Juli vier Männer festgenommen. Sie sollen in den vergangenen Monaten mehrfach in Gerätehäuser von Feuerwehren eingebrochen sein. Das bestätigte das Polizeipräsidium in Potsdam am Donnerstag.
SEK stoppt Fluchtwagen mit Schüssen
Am Morgen des 9. Juli um 3.40 Uhr wurde ein Einbruch bei der Freiwilligen Feuerwehr Müggelheim bemerkt, gestohlen wurde offenbar nichts. Doch nach der Tat blieben die Ermittler den Tätern auf der Spur. Beamte des Berliner Spezialeinsatzkommandos nahmen die vier Männer in Reinickendorf fest. Der Einsatz verlief spektakulär: Teils waren die SEK-Beamten auf Motorrädern im Einsatz und haben die Reifen des Fluchtwagens geschossen, um es zu stoppen.
Zwei der Festgenommenen – ein Libanese und ein Deutsch-Serbe – gelten als Hauptbeschuldigte in einem Ermittlungsverfahren wegen schweren Bandendiebstahls, das bei der Staatsanwaltschaft Frankfurt (Oder) geführt wird. Das Amtsgericht erließ einen Haftbefehl gegen die beiden 20 und 21 Jahre alten Männer.
Zuständig war das Gericht wegen eines Einbruchs in die Feuerwehrwache in Schildow (Oberhavel). Die beiden Hauptbeschuldigten sitzt nun wegen Wiederholungsgefahr in Untersuchungshaft. Die anderen beiden Festgenommenen – ein Deutscher und ein Kosovare – wurden wieder entlassen. Sie waren offenbar noch nicht so lange an Einbrüchen beteiligt.
Bei Durchsuchungen der Wohnungen und Fahrzeuge der Männer stellten die Ermittler zwei Spreizgeräte und weiteres Rettungsgerät sicher, das aus verschiedenen Einbrüchen bei Feuerwehren stammt.
Die Ermittlungen zu den wiederholten Einbrüchen in Feuerwehrgerätehäuser in Berlin und Brandenburg wurden im Januar 2024 in Berlin-Brandenburger Ermittlungsgruppe gebündelt – unter Federführung der Schwerpunktabteilung für organisierte Kriminalität der Staatsanwaltschaft Frankfurt (Oder). Allein 2023 zählte die Berliner Feuerwehr elf Einbrüche, bei neun davon konnten die Täter Werkzeug stehlen.
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Die nun zerschlagene Diebesbande soll das gestohlene Spezialwerkzeug überregional bei Einbrüchen in Tankstellen genutzt haben. Zuletzt sollen sie damit Tresore in Tankstellen in Braunschweig und Halle (Saale) aufgebrochen haben. Allein im Juni 2024 soll die Bande damit insgesamt 150.000 Euro Bargeld erbeutet zu haben. Bisher werden der Gruppierung mindestens sechs Einbrüche in Feuerwehrgerätehäuser sowie zwei Einbrüche in Tankstellen in Berlin, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Niedersachsen und Thüringen zugeordnet.
Bislang waren solche Einbrüche bei Feuerwehrwachen vor allem Clankriminellen zugeschrieben worden. Denn bei mehreren Einbrüchen mit Spreizern wie beim Diebstahl des Sachsengeschmeides aus dem Grünen Gewölbe in Dresden waren Sprosse bekannter deutsch-arabischer Großfamilien beteiligt. Doch bei der nun gestoppten Bande hat die Polizei bislang keine Hinweise auf eine Verbindung zur Clankriminalität, wie der Tagesspiegel aus Ermittlerkreisen erfuhr.
„Die Einbrüche bei den Feuerwehren schwächen die Retterinnen und Retter in ihrer Einsatzfähigkeit und gefährden dadurch auch Menschenleben“, sagte der Brandenburger Polizeipräsident Oliver Stepien. „Besonders schockierend ist der Fall, bei dem die nun Festgenommenen die Feuerwehr sogar während eines laufenden Einsatzes bestohlen haben sollen.“
Tatsächlich war das am 5. Mai in Pankow geschehen. Gegen 4 Uhr war ein Rettungswagen der Feuerwehr in der Mühlenstraße im Einsatz, ein Löschfahrzeug kam hinzu. Drei Maskierte öffneten ein Gerätefach, nahmen den Akku-Spreizer heraus und flüchteten mit einem Auto.
„Natürlich wissen wir beim Blick auf die vielen Einbrüche in Berliner Wachen und Wehren, dass da noch jede Menge Spezialwerkzeug bei Kriminellen im Umlauf ist, mit denen man ordentliche Coups durchziehen kann“, sagt Benjamin Jendro, Sprecher der Berliner Gewerkschaft der Polizei. Er mahnt an, dass Geld bereitgestellt wird, „um diesen Selbstbedienungsladen für die organisierte Kriminalität zu schließen“.
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