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Berliner BVG startet großen Test mit autonomen Fahrzeugen: Die Revolution beginnt im Nordwesten
So ein großes Testgebiet gab es noch nie. Die BVG schickt die ersten fünf autonomen Fahrzeuge in Spandau und Charlottenburg los. Ab 2026 können Fahrgäste einsteigen.
Stand:
Die BVG startet die „autonome Revolution“ im Berliner Nordwesten. Ab kommender Woche sind die ersten fünf Testfahrzeuge unterwegs. Ab dem ersten Halbjahr 2026 sollen auch Fahrgäste einsteigen dürfen. Am Freitagnachmittag gaben Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (CDU) und BVG-Chef Henrik Falk in Spandau den offiziellen Startschuss für das Projekt.
Die Fahrzeuge kommen von VW (Typ ID. Buzz AD), die BVG kooperiert mit der VW-Tochter Moia. Die Wagen sind mit modernster Level-4-Technologie ausgestattet, theoretisch können sie wirklich ohne Personal fahren. Zunächst allerdings wird wie bei bisherigen Tests ein Mensch auf dem „Fahrersitz“ die Abläufe kontrollieren, er soll auch im Notfall eingreifen. Zudem werden die Wagen aus einer Leitstelle überwacht.
Bisherige Tests wie in Tegel 2020-2021 fuhren nur mit der niedrigeren Level-3-Technik. Zum Vergleich: Auf der U-Bahn strebt die BVG auf den Linien 5 und 8 nur das noch niedrigere Level 2 an.
Ziel des Projekts ist es, den klassischen Nahverkehr mit flexiblen, autonomen Angeboten zu verknüpfen – laut BVG „eine Initialzündung für ein maßgeschneidertes Mobilitätsangebot“. Das Testgebiet reicht von der Altstadt Spandau entlang der U7 bis zum Jakob-Kaiser-Platz mit Abstechern nach Norden bis Haselhorst, zum ehemaligen Flughafen Tegel und nach Osten zum Friedrich-Olbricht-Damm.

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Testphase läuft bis 2027
Die Streckenlänge umfasst 55 Kilometer, das befahrene Gebiet 15 Quadratkilometer in Spandau, Charlottenburg-Nord und einen Zipfel in Reinickendorf. Die Fahrzeuge halten an 80 Haltestellen (Bushaltestellen und virtuelle Haltepunkten). Das Testgebiet umschließt den Volkspark Jungfernheide mit vielen Kleingärten, aber wenig Bewohnern. Die Fahrzeuge bewegen sich frei in dem Gebiet. Es werden die meisten Straßen befahren, aber nicht alle.
Bislang gibt es hier nur wenige Buslinien, diese werden zunächst weiter fahren. Langfristiges Ziel der BVG dürfte es aber sein, diese schwach frequentierten Linien zu ersetzen.
Laut BVG könnte das Projekt einmal auf bis zu 10.000 Fahrzeuge ausgeweitet und das Einsatzgebiet erweitert werden. Das wäre dann die deutschlandweit größte Flotte autonomer Fahrzeuge als Teil eines ÖPNV-Systems. Voraussetzung ist allerdings die Zulassungen der Fahrzeuge durch Berliner und Bundesbehörden, diese werden für 2027 erwartet. Bis dahin läuft auch der Test.
Tester fahren gratis
Der nächste Schritt folgt im ersten Halbjahr 2026, dann dürfen auch Fahrgäste einsteigen. Dazu muss man sich allerdings als Tester bewerben bei der BVG. Die Webseite für Bewerbungen wird erst 2026 frei geschaltet. Gebucht wird die Fahrt per App, die den nächstgelegenen Haltepunkt anzeigt und den Fahrgast dorthin leitet. Am Wochenende ist Pause. Betrieb ist nur Montag bis Freitag von 9 bis 16 Uhr, die Tester fahren gratis.
Das Projekt wird durch das Bundesministerium für Verkehr mit 9,5 Millionen Euro gefördert. Minister Patrick Schnieder sagte: „Autonomes Fahren ist der Schlüssel zur Mobilität der Zukunft.“
Heute beginnt eine neue Ära.
Henrik Falk, BVG-Vorstandsvorsitzender
„Heute beginnt eine neue Ära“, sagte BVG-Chef Falk. „Mit autonomen Fahrzeugen können wir perspektivisch ein völlig neues Mobilitätssystem schaffen, welches auf die Bedürfnisse der Menschen in unserer Stadt eingeht.“ Angetrieben wird die „Revolution“ natürlich auch durch den deutschlandweiten dramatischen Mangel an Fahrern, egal ob für Busse oder Bahnen.
Die Fahrzeuge sind mit 13 Kameras, neun Lidar- und fünf Radarsensoren ausgestattet, die sich auf dem Fahrzeugdach und an der Karosserie befinden. Anhand dieser Sensoren behalten die Mini-Busse ihre Umgebung stets im 360-Grad-Blick und können sich in jeder Wetterlage auch im Großstadtverkehr zurechtfinden.
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