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Frauen bei der Müllabfuhr vor einem Mülllaster.

© BSR

BSR wirbt um Frauen für die Müllabfuhr: „Ein Besuch im Fitnessstudio ist keine Voraussetzung“

Am Samstag ist wieder „Schnuppertag für Frauen bei der Müllabfuhr“. Personalchefin Stefanie Hansen-Heidelk erklärt, was sich das Unternehmen davon verspricht.

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Einmal im Jahr lädt die Berliner Stadtreinigung zu einem Schnuppertag für Frauen ein, die sich für einen Job bei der Müllabfuhr interessieren. Der Verdienst ist nicht schlecht. Mit Zulagen können Müllwerkerinnen 3694,60 im Monat verdienen. Wie die Arbeit konkret aussieht, können sich die Interessentinnen an diesem Samstag von 9 bis 14 Uhr auf dem Betriebshof der BSR in der Forckenbeckstraße 2 in Wilmersdorf anschauen.

Warum versucht die BSR, mehr Frauen für die Arbeit bei der Müllabfuhr zu gewinnen?
Die BSR steht für gelebte Vielfalt und Chancengerechtigkeit – und das ganz bewusst auch in Berufen, die bislang überwiegend von Männern ausgeübt werden. Die Arbeit bei der Müllabfuhr ist unverzichtbar für die Stadt, bietet stabile Arbeitsbedingungen und eine sichere Zukunft. Frauen bringen genauso wie Männer Motivation, Teamgeist und Einsatzbereitschaft mit – doch oft fehlt der erste Kontakt zu diesem Berufsfeld. Genau hier setzt der Schnuppertag an: Er macht neugierig, nimmt Berührungsängste und zeigt, wie spannend und sinnvoll diese Arbeit ist.

Haben die Schnuppertage, die seit 2022 angeboten werden, schon gewirkt – ist der Frauenanteil bei der Müllabfuhr gestiegen?
Bereits mit der ersten an Frauen gerichteten Ausschreibung für Müllwerker:innen im Jahr 2018 hat die BSR gezielt Formate entwickelt, um Frauen den Beruf näherzubringen. Die Corona-Pandemie bremste diese Aktivitäten vorübergehend aus, doch 2022 konnten wir das Format „Müllwerkerinnen-Schnuppertag“ erfolgreich erstmalig umsetzen.

Seitdem finden regelmäßig Schnuppertage für Frauen in operativen Berufen statt – und das mit wachsendem Erfolg: Im Jahr 2018 hatten wir erstmals 15 Müllwerkerinnen eingestellt – mittlerweile arbeiten 24 Frauen bei der BSR als Müllwerkerinnen. Das entspricht einem Müllwerker-Frauenanteil von drei Prozent. Hinzu kommt noch eine Kraftfahrerin im Bereich Müllabfuhr. Zwar richten sich die Schnuppertage besonders an Frauen, aber Menschen jeden Geschlechts sind selbstverständlich herzlich willkommen.

Wie reagieren die männlichen Mitarbeiter, wenn Frauen ins Team kommen?
Die Erfahrungen sind überwiegend positiv. Natürlich spiegelt ein Unternehmen mit über 6300 Mitarbeitenden immer einen Querschnitt der Gesellschaft wider – da kann es vereinzelt auch kritische Stimmen geben. Doch insgesamt zeigt sich: Gemischte Teams funktionieren gut und bereichern die Zusammenarbeit spürbar. Besonders erfreulich ist, dass viele Männer die Initiative aktiv unterstützen und sich über die neuen Impulse im Team freuen.

„Mag sein, dass rein weibliche Teams etwas langsamer wären. Im Gegensatz zu meinen Kumpels zog ich nie zwei Tonnen gleichzeitig, die sehr großen schaffte ich nicht“, sagte Professorin Jutta Allmendinger bei einem Selbstversuch 2018. Muss Frau für den Job vorher ins Fitnessstudio?
Nein, ein Besuch im Fitnessstudio ist keine Voraussetzung. Aber eine gute körperliche Grundfitness ist wichtig – das gilt für die Frauen genauso wie für die Männer. Die Arbeit als Müllwerkerin oder Müllwerker ist körperlich fordernd: Tonnen müssen bewegt, Behälter gekippt und Strecken bei Wind und Wetter zurückgelegt werden. Doch das bedeutet keineswegs, dass man übermenschliche Kräfte braucht. Viel entscheidender sind Ausdauer, eine gute Technik, Teamfähigkeit und die Bereitschaft, sich auf die jeweiligen Abläufe einzulassen.

2019 versuchte sich SPD-Politikerin Franziska Giffey, damals noch Familienministerin, als Müllwerkerin.

© dpa/Monika Skolimowska

Im Rahmen unserer Einstellungsverfahren gibt es auch einen praktischen Teil, den man im Internet einsehen kann. Der Fitnesstest ist absolut machbar: Ich selbst habe den Test mit 50 Jahren erfolgreich absolviert. Zusätzlich bietet die BSR ein ergonomisches Trainingsangebot für die Abfallwirtschaft sowie weitere Angebote zur Gesundheitsförderung.

Gibt es auch Kritik an den Frauen-Schnuppertagen der BSR – aus Parteien oder gesellschaftlichen Gruppen, die solche Art von Frauenförderung für übertrieben halten?
Natürlich gibt es vereinzelt kritische Stimmen, die solche Aktionen für übertrieben halten. Die BSR steht jedoch klar hinter ihrer Strategie: Es geht nicht um Bevorzugung, sondern um gleiche Chancen. Frauenförderung in Bereichen, in denen Frauen unterrepräsentiert sind, ist ein wichtiger Schritt zu mehr Chancengerechtigkeit und Vielfalt – und davon profitieren letztlich alle.

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