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Dussman-Stiftungsvorsitzende Catherine von Fürstenberg-Dussmann und der Vorstandschef Wolf Dieter Adlhoch.

© IMAGO/Berlinfoto/imago

Dussmann bietet Schutz vor Cyber-Kriminellen: Berliner Dienstleistungskonzern verbucht Rekordumsatz

Das größte Familienunternehmen Berlins ist weiter auf Wachstumskurs, vor allem in Deutschland und Italien. Zu den Kunden gehören Autohersteller, Rechenzentren, aber neuerdings auch Rüstungsbetriebe.

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Firmenoberhaupt Catherine von Fürstenberg-Dussmann vergleicht ihren Konzern gerne mit einer „Rocket“ und intoniert auch gleich die entsprechende Antriebsakustik: „Krrgg“. Die Dussmann-Rakete habe eine „neue Höhe und Geschwindigkeit“ erreicht, sei im Umsatz-Orbit bei 3,3 Milliarden Euro angekommen, trotz der vielen „Turbulenzen und des funky Junk von Trump in der Atmosphäre“.

Die Erbin des Dussmann-Konzerns und Vorsitzende des Stiftungsrats, der wie ein Aufsichtsrat fungiert, ist für die unterhaltsamen Elemente der Jahrespressekonferenz zuständig, die im Keller des Medienkaufhauses an der Friedrichstraße stattfand. Wolf-Dieter Adlhoch als Vorstandschef kümmert sich um Zahlen und Inhalte. Die sind wie auch in den Vorjahren recht präsentabel.

Dussmann ist mit den seinen klassischen Bereichen Gebäudemanagement, Sicherheitsdienste und Catering weiter erfolgreich. Der Trend zu Großaufträgen zahlt sich für den Konzern aus, weil in dieser Liga nicht mehr viele Konkurrenten mitspielen können. Der Bosch-Konzern hat 2024 neben seinen deutschen Fabriken und Bürogebäuden 41 weitere Objekte in Österreich, Italien und der Schweiz an Dussmann vergeben.

Catering für Militärkantinen in Italien

Außerdem betreut der Konzern einen „führenden Anbieter von Unternehmenssoftware“ und einen „renommierten Hersteller hochwertiger Automobile“ – beide möchten nicht genannt werden. Neu hinzu kam 2024 ein Großauftrag für das Catering von Militärkantinen in Italien. Dort macht Dussmann nach Deutschland die meisten Umsätze.

In 21 Ländern ist Berlins größter Familienbetrieb insgesamt aktiv, die Zahl der Mitarbeiter stieg bis Ende 2024 auf rund 70.000. Davon arbeiten rund 25.000 in Deutschland und 4000 in Berlin und Brandenburg. Die Erträge vor Steuern und Abschreibungen (Ebitda) stiegen 2024 auf 4,6 Prozent des Umsatzes, ein leichter Anstieg um 0,2 Prozent.

70.000
Mitarbeiter beschäftigt der Dienstleistungs-Konzern weltweit.

Die Konzern-Umsätze kletterten sogar um 8,4 Prozent, „fünf Prozent ist okay für mich“, kommentierte Catherine von Fürstenberg-Dussmann, „aber die Jungs haben geliefert acht Prozent“.

Ein Treiber für das Wachstum ist nach Aussage von Adlhoch die technische Gebäudeausstattung. Dussmann hat verschiedene Firmen aufgekauft und bietet vor allem Kälte- und Elektrotechnik an, auch für Rechenzentren und Rüstungsfirmen. Die Umsätze stiegen in diesem Bereich um 17,6 Prozent. Weniger gut lief es im Pflegebereich, den Dussmann unter dem Label Kursana führt., hier lag das Plus unter dem Durchschnitt.

Die Buchpräsentation von Ex-Bundeskanzlerin Merkel löste im vergangenen Jahr einen Ansturm auf das Kulturkaufhaus aus.

© AFP/JOHN MACDOUGALL

In Kooperation mit einer israelischen Firma bietet Dussmann seit 2023 den Schutz vor Cyberattacken und die Begleitung und Beratung während einer Attacke an. Dabei geht es um staatlich gesteuerte Angriffe, aber vor allem um kriminelle Banden, die durch das Einschleusen von Schadsoftware ganze Fabriken lahmlegen können und Lösegeld fordern.

Der Impuls sich in diesem Bereich zu engagieren, sei von den Kunden gekommen, erzählt Adlhoch. Inzwischen biete man den Dienste auch in Italien an, etwa für Krankenhäuser. „Das sind noch keine gigantischen Umsatzzahlen, aber der Bereich wächst.“ Mehr wolle man zu diesem Thema aber nicht sagen.

Dussmann bezahlt über dem Mindestlohn

Die von der Politik verkündete Wirtschaftswende sei dringend nötig, sagte Adlhoch, man vertraue darauf, dass den Worten auch Taten folgen. Bürokratie müsse abgebaut, die Einwanderung von Fachkräften erleichtert werden. Einem weiteren Anstieg des Mindestlohns sieht Adlhoch gelassen entgegen, solange sich die Politik bei diesem Thema zurückhält. „Wir finden gut, dass sich eine Kommission darum kümmert.“ Im Übrigen zahle Dussmann in allen Gewerken Gehälter über dem Mindestlohn.

Das Medienkaufhaus macht nur einen Bruchteil des Dussmann-Umsatzes aus, arbeitet aber nach Aussage der Führungsriege ebenfalls erfolgreich, mit steigenden Umsätzen von inzwischen 45 Millionen Euro. Wobei das stationäre Geschäft im Vergleich zu den Online-Angeboten den deutlich größeren Anteil erwirtschaftet.

Ob sie ihr berühmte Kulturkaufhaus nach dem Rückzug von Galeries Lafayette aus der Friedrichstraße auch bald schließen wolle, wurde von Fürstenberg-Dussmann gefragt. Keineswegs, schon der Gedanke erscheint ihr abwegig. Ebenso die Idee, ein weiteres Kaufhaus in Rom oder Paris zu eröffnen. Das Haus in Berlin sei einzigartig und solle es auch bleiben. Der Zustand der Friedrichstraße allerdings sei traurig, räumte die Unternehmerin ein.

Geplant ist ein weiteres Café im Dussmann-Kaufhaus, in der zweiten Etage. Das soll wie das gesamte Haus bis Mitternacht geöffnet sein. Allerdings warte man noch auf die Genehmigung.

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