
© Jens Kalaene/dpa
Ikonisches DDR-Spaßbad in Berlin-Friedrichshain: Der SEZ-Abriss ist beschlossene Sache
Berlins landeseigenes Immobilienunternehmen WBM will am Standort des einst legendären Sport- und Erholungszentrums (SEZ) ein neues Quartier entwickeln. Eine Studie, ob das Gebäude erhalten werden könnte, soll es nicht geben.
Stand:
Der Abriss des ehemaligen DDR-Freizeitbades SEZ in der Landsberger Allee in Berlin-Friedrichshain ist beschlossene Sache. Das teilte der Geschäftsführer der landeseigenen Berliner Wohnungsbaugesellschaft Mitte WBM, Lars Dormeyer, am Montagmorgen im Gespräch mit Journalisten mit. Seit dem 1. Januar ist die WBM Eigentümerin des „Sport- und Erholungszentrums“ (SEZ), das 1981 seinen Betrieb aufgenommen hatte, aber seit 2002 geschlossen ist.
Man werde auf dem 30.000 Quadratmeter großen Gelände nun eine klassische Quartiersentwicklung durchführen, sagte Dormeyer. Aktuell laufe die Ausschreibung für eine Machbarkeitsstudie, in der Mitte des zweiten Quartals solle die Beauftragung für diese erfolgen. Ziel der Ausschreibung sei es unter anderem zu ermitteln, ob mehr als die bislang anvisierten 500 bis 600 Wohnungen auf dem Gelände entstehen könnten, welche Materialien wiederverwendet werden könnten und wo Schadstoffe verbaut sind.
Ebenso soll sich aus der Machbarkeitsstudie einen Zeitplan für Abriss und Neubau ergeben. Eine Machbarkeitsstudie für die Option, das Gebäude zu erhalten und weiterentwickeln, werde es nicht geben und habe es auch bisher nicht gegeben, sagte Dormeyer: „Wir stehen ganz klar für Abriss und Neubau.“

© WBM/Claudius Pflug
In den vergangenen Monaten hatte es etliche Stimmen gegeben, die für den Erhalt des einstigen Prestigebaus der DDR eintraten, unter anderem die Präsidentin der Architektenkammer, Theresa Keilhacker, und Vertreter der Volksinitiative „Bauwende für Berlin – ökologisch und sozial“.
Wer für den Erhalt des SEZ ist, ist nicht für Wohnungsbau.
Lars Dormeyer, Geschäftsführer der WBM
Dormeyer bezeichnete diejenigen, die den Erhalt des SEZ fordern, als „Nostalgiker“ und sagte: „Wer für den Erhalt des SEZ ist, ist nicht für Wohnungsbau.“ Das müsse man ganz klar sagen. „Wir sehen uns dem Wohnungsbau verpflichtet. Wir sehen uns nicht verpflichtet, alte komische Schwimmbäder zu betreiben.“
Vollgemüllt mit Pferdekot und Bauschutt
Er sei seit 25 Jahren in der Immobilienwirtschaft tätig, sagte Dormeyer, habe aber „noch nie ein Gebäude gesehen, das so verfallen, so heruntergewirtschaftet, so vermüllt war und teilweise so eklig ist.“ Teile des Gebäudes seien als Pferdestall genutzt worden, dort lägen noch Heuballen und Pferdekot. In anderen Teilen hätten Leute „gehaust“, dort sei noch Mobiliar, offenbar seien an manchen Stellen auch kleine Feuer gemacht worden, um sich zu wärmen. Des Weiteren habe jemand Baumaterialien im Gebäude gelagert.

© WBM/Claudius Pflug
In den zwei Monaten, in denen sich das SEZ nun unter der Ägide der WBM befindet, habe man erstmal etliche Sicherungsmaßnahmen durchführen müssen. Es seien auch Wasser- und Stromversorgung abgestellt worden, alle Schlösser ausgetauscht und ein Bauzaun errichtet. Das gesamte Gelände werde jetzt mit Kameras überwacht. Denjenigen, die es vorher genutzt hätten, habe man die Nutzung untersagt.
Kein neues Schwimmbad im Quartier
Seit 2002 ist der Betrieb des Schwimmbads eingestellt. Das Land verkaufte das Gelände an einen Leipziger Investor, der sich aber nicht an die beim Kauf vereinbarten Bedingungen hielt. Nach einem längeren Rechtsstreit entschied der Bundesgerichtshof letztinstanzlich im November 2023, dass das SEZ für den Preis von einem Euro wieder an das Land Berlin übergehen sollte.
Seitdem wird heftig über die zukünftige Nutzung debattiert. Zwischenzeitig war auch eine Nutzung als Geflüchtetenunterkunft im Gespräch. Nun sollen neben den angekündigten 500 bis 600 Wohnungen auch Gewerbeflächen entstehen, außerdem eine Schule, deren Grundstück dem Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg zugeordnet wird. Ein Schwimmbad im neuen Quartier ist nicht vorgesehen. Aber möglicherweise würden zum Beispiel auch Fitnessstudios als Mieter der Gewerbeflächen einziehen, so Dormeyer.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: