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„Keine Rodelberge“ – aber was dann?: Ideenwettbewerb für das Tempelhofer Feld startet
In der nächsten Woche wird der Ideenwettbewerb für das Tempelhofer Feld ausgelobt. Unklar bleibt, wie damit umgegangen wird, dass Bürger im Dialogverfahren eine Bebauung abgelehnt haben.
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Fünf gleichwertige Siegerentwürfe sollen Ergebnis des Ideenwettbewerbs für das Tempelhofer Feld sein. Das sagte Bausenator Christian Gaebler (SPD) am Freitagmorgen gegenüber Journalisten. Kommenden Mittwoch, am 13. November, wird die Ausschreibung des Ideenwettbewerbs veröffentlicht. Grundzüge der Ausschreibung stellte Gaebler am Freitag vor.
Ursprünglich wollte die Koalition einen stadtplanerischen Ideenwettbewerb für eine mögliche Randbebauung des ehemaligen Flughafengeländes durchführen, das seit einem erfolgreichen Volksentscheid im Jahr 2014 für eine Bebauung bislang gesetzlich gesperrt ist.
Nach dem klaren Votum der Dialogwerkstätten für das Tempelhofer Feld im September, eine vom Senat anvisierte Randbebauung einhellig abzulehnen, wird der Wettbewerb nun als „stadt- und freiraumplanerischer Ideenwettbewerb“ ausgelobt. Einreichungen, die keine Randbebauung vorsehen und stattdessen eine andere Form der Weiterentwicklung auf Basis der bisherigen Nutzungen, sind also möglich.
Votum des Dialogprozesses nicht obligatorisch
Obligatorisch zu berücksichtigen sind die Ergebnisse des Dialogprozesses nicht, sagte Gaebler: „Es ist ja ein Wettbewerb. Die Dialogwerkstätten sind ein Input, aber nicht die Grundlage.“ Weiterer Input sind die Richtlinien der Regierungspolitik, die wegen der zugespitzten Wohnungsnot das Ausloten von „Möglichkeiten einer behutsamen Randbebauung in begrenzten Teilen der Fläche“ vorsehen und damit in einem deutlichen Spannungsverhältnis zum Votum des Dialogprozesses stehen.
Dialogwerkstätten und Ideenwettbewerb stünden nebeneinander und seien nicht bedingt durcheinander, sagte Gaebler. Ob die Entwürfe, die das Votum des Bürgerdialogs berücksichtigen, eine höhere Chance hätten, in die zweite Runde des Wettbewerbs zu kommen, entscheide das Preisgericht, sei aber nicht in der Ausschreibung vorgegeben.
In einer ersten Wettbewerbsphase sollen internationale Teams aus Stadtplanern, Architekten und Landschaftsarchitekten Ideen einreichen. Die Entwürfe sollten kreativ, aber auch realisierbar sein. „Keine Utopien, wir wollen da keine Rodelberge“, so Gaebler. Konkrete Vorgaben, die etwa definieren, was die Grenzen der anvisierten Behutsamkeit sein könnten, gebe es nicht.
Aus den eingereichten Entwürfen wählt das Preisgericht etwa 20 aus, die in einer zweiten Phase bis zum Sommer vertieft werden sollen. Dann werden die fünf Siegerentwürfe benannt. Im Juli sollen die Ergebnisse den Teilnehmenden der Dialogwerkstätten vorgestellt und anschließend im September der Öffentlichkeit präsentiert werden. Das gesamte Verfahren ist ein RPW-Wettbewerb – also ein Verfahren, das nach bestimmten Transparenzkriterien durchgeführt und von der Architektenkammer überwacht wird.
Keine Utopien, wir wollen da keine Rodelberge.
Christian Gaebler, SPD, Bausenator
Bei der Jury gibt es eine Besonderheit: Normalerweise setzen sich Preisgerichte etwa zur Hälfte aus Vertretern der beteiligten Verwaltungen, zur anderen Hälfte aus Fachöffentlichkeit, also Architekten und Stadtplanern, zusammen. Für den Ideenwettbewerb sind die Juryposten, die normalerweise der Verwaltung überlassen sind, vollständig mit Teilnehmenden der Dialogwerkstätten besetzt.
Ein Verwaltungsmitglied ist dennoch Teil der Jury: Petra Kahlfeldt, Senatsbaudirektorin und von Haus aus Architektin, wird einen der Juryposten innehaben, die sich für gewöhnlich aus der Fachwelt jenseits der Verwaltung rekrutieren.
Was am Ende mit den Ergebnissen aus dem Ideenwettbewerb geschieht, ist unklar. Dass einer von den Entwürfen umgesetzt wird, wird nicht zugesagt. In den Richtlinien der Regierungspolitik ist auch festgehalten, dass eine „Neubewertung durch die Berlinerinnen und Berliner maßgeblich“ dafür sei, ob das Feld nun bebaut wird oder nicht. Weiterhin unklar ist auch, wie diese Neubewertung durchgeführt werden soll und ob diese Neubewertung dann bindend ist oder nicht.
So oder so würde aber auch eine Entscheidung für eine Randbebauung des Tempelhofer Felds nicht zur Lösung des akuten Wohnungsnot führen: „Wenn, passiert im nächsten Jahrzehnt etwas und nicht in diesem Jahrzehnt“, so Gaebler.
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