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Die Zahl der Verschuldungen hat sich in Berlin um 1,3 Prozent verringert.

© Getty Images/Moment RF

Überschuldete Berliner: Geringster Stand seit 20 Jahren trotz leicht gestiegener Quote

Die Zahl der Verschuldungen hat sich in der Hauptstadt leicht verringert. Unsicherheiten und Rezession dämpfen die ungehemmte Kauflust. Die höchste Überschuldungsquote verzeichnet der Bezirk Spandau.

Stand:

Die Zahl der überschuldeten Verbraucher in Berlin ist 2024 weiter zurückgegangen. Es ist der niedrigste Stand seit 20 Jahren. Dies geht aus dem aktuellen Creditreform Schuldner-Atlas hervor. Demnach waren zum Stichtag 1. Oktober 2024 insgesamt 303.626 Berlinerinnen und Berliner überschuldet. Im Vergleich zum Vorjahr (307.575 Fälle) verringerte sich die Zahl der Überschuldungen um 1,3 Prozent. Damit sank die Zahl der Fälle in den vergangenen zwölf Monaten um rund 4000 Personen. Der Rückgang fiel jedoch weniger stark aus als im Vorjahr.

Als mögliche Gründe wurden die Rezession und anhaltende Unsicherheiten genannt – sie führten zu einer „deutlichen Konsumzurückhaltung, was maßgeblich zur Verringerung der Überschuldung beigetragen hat“, hieß es in der Untersuchung. Auch die weiterhin positive Arbeitsmarktlage ermögliche es vielen Verbraucherinnen und Verbrauchern, ihren Zahlungsverpflichtungen nachzukommen.

Folgen der Volkszählung 2022

Allerdings ist trotz des Rückgangs in absoluten Zahlen die Überschuldungsquote gestiegen. 10,16 Prozent der Berlinerinnen und Berliner fallen unter die Überschuldungsmerkmale (2023: 10,04 Prozent). Creditreform zufolge, lässt sich diese Entwicklung durch den sogenannten „Zensus-Effekt“ erklären: Nach der Volkszählung 2022 wurde die Bevölkerungszahl Berlins nach unten korrigiert, was die Quote, trotz rückläufiger Zahl an Schuldnern, ansteigen ließ. Die relative Schuldnerbetroffenheit in Berlin liegt damit weiterhin über dem Bundesdurchschnitt von 8,09 Prozent.

Schuldneratlas Berlin 2024 nach PLZ-Bereichen

© Quelle: Creditreform | Grafik: Tsp/Bartel

Wie sieht es in den einzelnen Bezirken aus? In acht der zwölf Berliner Bezirke ist ein Anstieg der Schuldnerquote zu sehen. Besonders stark fiel dieser in Mitte aus, wo die Quote um 0,43 Prozentpunkte auf 12,23 Prozent stieg.

Auch in Friedrichshain-Kreuzberg nahm die Schuldnerquote deutlich um 0,36 Prozentpunkte auf nun 9,91 Prozent zu. In Reinickendorf stieg die Quote um 0,35 Prozentpunkte auf 12,08 Prozent. Im Gegensatz dazu verzeichnete Treptow-Köpenick einen Rückgang um 0,23 Prozentpunkte auf 8,75 Prozent.

13,29
Prozent beträgt die Schuldnerquote in Spandau.

Die höchste Quote verzeichnet weiterhin der Bezirk Spandau mit 13,29 Prozent; auch in Neukölln stieg die Quote auf nun 12,5 Prozent.

Die Analyse unterscheidet zwischen „harten“ und „weichen“ Überschuldungsmerkmalen. Zu den „weichen“ zählen unter anderem „Mahn- und Inkassofälle“ mehrerer Gläubiger, die noch nicht vor Gericht liegen, bei denen aber „nachhaltige Zahlungsstörungen“ vorliegen, wie es in dem Bericht hieß. Harte Überschuldungsmerkmale umfassen beispielsweise einen Antrag auf Privatinsolvenz.

Mehr Männer als Frauen überschuldet

142.665 Personen wiesen eine „geringe Überschuldungsintensität“ auf (Vorjahr: 144.978). Auch die Zahl der Erwachsenen mit „harten“ Überschuldungsmerkmalen, wie etwa ein Antrag auf Privatinsolvenz, ist gesunken. Aktuell sind 160.961 Verbraucher von hoher Überschuldungsintensität betroffen (Vorjahr: 162.597). Damit besitzen die meisten überschuldeten Personen bereits harte Negativmerkmale.

Was das Geschlecht angeht, sind in Berlin mehr Männer als Frauen überschuldet. Die Quote ist leicht von 12,57 auf 12,69 gestiegen. Auch bei Frauen nahm die Quote zu – allerdings nur von 6,94 auf 6,96.

Spannend ist ein Blick auf das Alter der Verschuldeten zu richten: Bei jungen Erwachsenen unter 30 Jahren wurde eine leichte Verringerung der Schuldnerquote festgestellt. Diese liegt nun bei 5,51 Prozent (Vorjahr: 5,55 Prozent). Auch bei den 30- bis 39-Jährigen nahm die Schuldnerquote von 10,20 auf 10,03 Prozent ab. Deutlich höher ist die Schuldnerquote in der Altersgruppe der 40- bis 49-Jährigen, bei der jede siebte Person (14,66 Prozent) überschuldet ist. Diese Quote stieg im Vergleich zum Vorjahr um 0,06 Prozentpunkte. Bei Rentnern ab 70 Jahren lag die Überschuldungsquote mit 4,49 Prozent über dem Bundesdurchschnitt.

In den kommenden Monaten müssen die Verbraucher aufgrund höherer Arbeitslosigkeit und steigender Lebenshaltungskosten mit zunehmenden wirtschaftlichen Belastungen rechnen. Diese Faktoren, die die Überschuldungslage beeinflussen, deuten darauf hin, dass die Zahl der Überschuldungsfälle wieder steigen könnte.

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