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Zweites Rechenzentrum im Berliner „Marienpark“: Serverfarmen liefern Wärme für 9000 Haushalte
Das britische Unternehmen Virtus expandiert nach Deutschland. Die ersten Rechenzentren entstehen in Berlin und Wustermark. Dabei werden riesige Mengen Strom in Wärme verwandelt.
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Der Betrieb von Rechenzentren gehört zu den derzeit krisensicheren Geschäftskonzepten. Die britische Virtus Data Centres, ein Londoner Cloud-Dienstleister, lädt am Freitag zur Grundsteinlegung ihres ersten Berliner Bauprojekts.
Im Gewerbequartier Marienpark in Tempelhof soll ein Rechenzentrum mit einer Kapazität von insgesamt 57 Megawatt IT-Leistung entstehen. Für die Kühlung der Server sind weitere 33 Megawatt vorgesehen. Mit dieser Leistung ließen sich rechnerisch 90.000 Haushalte mit Strom versorgen.
Damit gehört das geplante Datacenter bereits zu den größten in Berlin, wobei der Trend insgesamt zu größeren Einheiten geht, weil die intensive Nutzung zentraler Daten-Clouds, das Streamen großer Videodateien und die Nutzung von Künstlicher Intelligenz enorme Rechenkapazitäten erfordert.
Virtus plant parallel zum Berliner Projekt im brandenburgischen Wustermark ein sogenanntes Hyperscale-Rechenzentrum mit einer IT-Kapazität von 204 Megawatt. Dafür gab die Gemeinde im Januar grünes Licht. 2026 sollen die ersten Ausbaustufen beider Projekte ans Netz gehen.
In Wustermark sollen neun Gebäude auf einer Fläche von 35 Hektar entstehen, in Berlin sind vier geplant, auf 5,7 Hektar. Die Investsumme liegt insgesamt bei knapp vier Milliarden Euro. Arbeitsplätze werden auch geschaffen, dabei gilt die Regel: Ein Mensch pro Megawatt, das wären also weniger als 400.
Laut Branchenverband Bitkom sind in Deutschland aber inzwischen 130.000 Mitarbeiter in Rechenzentren beschäftigt. Weitere 80.000 Arbeitsplätze seien indirekt von Datacentern abhängig.

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Vier Milliarden Euro in Deutschland zu investieren, klingt gewagt, aber Virtus-Manager Michael Dada macht sich diesbezüglich wenig Sorgen. Deutschland habe einen Rückstand bei der Digitalisierung aufzuholen. Außerdem spiele das Thema Datensouveränität eine wachsende Rolle. „Es gibt eine starke und sichere Nachfrage“, bei Unternehmen, staatlichen Institutionen, aber auch durch die private Nutzung digitaler Angebote.
Im Marienpark, einem ehmaligen Gaswerk, ist es bereits das zweite Rechenzentrum. 2022 eröffnete die japanische Telekomfirma NTT ein Datacenter mit einer maximalen IT-Kapazität von 24 Megawatt.
Die Wärme- und Kältepreise sind konkurrenzfähig, weil sie heute auch schon marktgerecht sein müssen.
Ein Gasag-Sprecher zum künftigen Nahwärmenetz im Marienpark
Beide Data-Unternehmen werben für sich mit einem nachhaltigen Abwärmekonzept. In einem Joint-Venture zwischen Gasag und dem Gewerbepark-Betreiber Investa Real Estate wird ein großes Nahwärmenetz entwickelt. Mit der Abwärme aus den Kühlanlagen der beiden Datencenter ließen sich nach Angaben der Gasag rund 9000 Haushalte versorgen.
Das Leitungsnetz zum Verteilen der Abwärme sei bereits im Bau, der Wärmetauscher am NTT-Rechenzentrum bereits fertiggestellt. Das Interesse an dieses Netz angeschlossen zu werden, sei groß, erklärte die Gasag auf Nachfrage. „Die Wärme- und Kältepreise sind konkurrenzfähig, weil sie heute auch schon marktgerecht sein müssen.“
Virtus will außerdem ausschließlich erneuerbar produzierten Strom einsetzen. In Frankfurt am Main, dem Datencenter-Hotspot in Deutschland, stünden die entsprechenden Netzkapazitäten nicht mehr zur Verfügung, sagt Dada.
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