
© Robert Klages
Ein Zäunchen, Koks und viel Müll: Berliner Polizei positioniert sich im Görlitzer Park vor großer Demonstration
In dieser Woche sollen die Arbeiten für die Umzäunung und nächtliche Schließung des Görlitzer Parks in Kreuzberg starten. Am Montag war alles wie immer: Drogenkonsum, Armut und viel Müll mischen sich mit Natur und Kitaausflügen.
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Auch das ist der Görlitzer Park: Ein ruhiger See mit Fontäne, auf einem Ast ruht ein Reiher. Vor ihm am Ufer erwacht ein obdachloser Mann auf einer Wiese vor einem neu gebauten Holzzaun. Es handelt sich hierbei nicht um die umstrittene Zaunanlage um den Park in Berlin-Kreuzberg, mit welcher der Senat das Drogen-, Müll- und Gewaltproblem lösen will.
Um diesen Görlitzer Parkteich im hinteren Teil der Anlage ist es ruhig. Der Bezirk lässt das Holzgeländer bereits seit Anfang des Monats sanieren. Vereinzelte Obdachlose haben hier ihre Zelte. Vom geplanten großen Zaunbau ist an diesem Montagmorgen noch nicht viel zu sehen. Für den Abend haben Aktivist:innen große Demonstrationen gegen die Umzäunung angekündigt.
„Görli bleibt auf“ steht vielerorts im Park auf Schildern, an Wänden und Mauern. Am Wochenende fand „Rave against the Zaun“ statt, ein Protest mit Musik gegen den Zaun. Am Eingang des Parks und in der anliegenden Wiener Straße liegen viel Müll und tausende Bierflaschen, ebenso auf den Wiesen und dem ehemaligen Pamukkale-Brunnen, einer Art Zentrum des „Görli“.

© Robert Klages
Daniel sitzt vor dem Bauwagen der „Kiezhausmeister“ und bereitet seinen ersten Schuss vor. Er ist erschöpft vom Flaschensammeln. Von einem Zaunbau um den Park hat er noch nichts mitbekommen. Seit zwei Tagen lebt er in einer Unterkunft. „Ich habe es geschafft“, sagt er mit breitem Grinsen. Dann muss er weiter, andere Pfandsammler sind bereits am Werk und nun kommt auch noch die Berliner Stadtreinigung.
Unter Bewachung der Polizei und bewaffnet mit Laubbläsern säubern sie die staubigen Wiesen. In der Wiener Straße werden die Pfandflaschen zu Haufen zusammengekehrt.
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Auch die Drogendealer beginnen diesen Montag mit ihrem Tagwerk. Jimmy, wie sich einer nennt, hat schon Marihuana für 100 Euro verkauft. Dass für heute der Zaunbau geplant war, bewacht von der Polizei, stört ihn nicht. „Dann sind die Polizisten anderweitig beschäftigt“, lacht er. Und wenn der Zaun kommt? „Ich muss verkaufen, und wenn der Zaun da ist, mache ich das woanders. Die Touristen wissen Bescheid, dass es hier am Görli etwas für sie gibt, daher muss ich hier sein.“
Die Polizei konnte auf Nachfrage keine Angaben dazu machen, wann die Arbeiten für den Zaun starten und mit wie viel Personal man die Arbeiten „begleiten“ werde. An diesem Montag jedenfalls sind, wie immer, zahlreiche Beamt:innen vor Ort. In der Wiener Straße werden sie von einem Caterer mit Essen versorgt. Indisch. Die alltägliche Kontrolle des Parks, der gleichzeitig beliebt und umstritten ist.
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Für die Bauarbeiten wird bereits eine Parkverbotszone eingerichtet, berichtet die Deutsche Presseagentur. Innensenatorin Iris Spranger (SPD) hatte im Innenausschuss des Abgeordnetenhauses gesagt, die Anzahl der Polizisten sei abhängig von der jeweiligen Gefährdungsbewertung nach dem Beginn und je nach Ablauf der Baumaßnahmen. Laut Spranger stehen die Innen- und Umweltverwaltung sowie der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg und die Polizei im Austausch. Die Polizei werde der jeweiligen Lage „angepasst schützen und im Raum präsent sein, wo es erforderlich ist“, erklärte Behördenchefin Barbara Slowik Meisel.
Eine Kitagruppe läuft Hand in Hand über die Wiese. „Viele Ecken sind nicht schön, andere gehören den Obdachlosen und Dealern, da gehen wir nicht hin“, sagt ein Erzieher. „Die Kinder kennen das schon. Bisher ist nichts passiert, die Kinder werden auch nicht angesprochen.“
Neben einem Spielplatz wird ein neuer Imbiss errichtet, zwei Bauwagen stehen bereits. Getränke und Eis soll es hier geben. Neben dem Spielplatz liegen Männer auf Parkbänken und schlafen. „Der Görli ist ein Juwel, er hat so viel Potenzial“, sagt der zukünftige Kiosk-Betreiber. Er hofft, dass es noch in diesem Sommer losgehen kann. Zaun hin, Zaun her, der Görlitzer Park werde immer voller Leute sein, sagt er.
Wenn die Zaunarbeiten hinzukommen, könnte es noch voller werden: Bauarbeiter, Polizei und Demonstrierende. „Ja, hier ist immer was los“, sagt ein junger Mann. Er hat Urlaub und will nur kurz etwas Gras kaufen und sich auf die Wiese in die morgendliche Sonne legen.
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