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Die Fundamente für die Umzäunung des „Görlis“ stehen bereits.

© Robert Klages

Geld für soziale Maßnahmen gestrichen?: Sozialarbeiter befürchten mehr Elend am Görlitzer Park

Mit dem Bau des Zauns um den Görlitzer Parks wurden soziale Maßnahmen beschlossen – doch diese könnten wegfallen. Der Bezirk und Sozialarbeiter befürchten, dass es schlimmer wird mit Drogen, Gewalt und Müll.

Stand:

„Die Streichung der Mittel würde für Berlin einen riesigen Einschnitt in der Prävention von Gewalt, Drogen und Kriminalität bedeuten“, ist sich Iris Uhlenbruch sicher. Sie ist für die Parkläufer:innen zuständig, die derzeit im und um den Görlitzer Park in Kreuzberg präsent sind. „Sicherlich würde die Kriminalität steigen.“

Bei einem Sicherheitsgipfel von Senat und Bezirk war vor zwei Jahren mit dem Bau eines Zauns um den Park ein Ausbau der sozialen Maßnahmen in Höhe von 30 Millionen Euro beschlossen worden. Doch in den aktuellen Entwürfen für den Haushalt tauchen diese Mittel nicht mehr auf – sprich: Sie wurden gestrichen.

„Für uns kam das überraschend“, sagte Clara Herrmann (Grüne) am Mittwoch während einer Pressekonferenz des Bezirks. „Der Senat hält nicht ein, was er öffentlich kundtut.“ Denn Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) selbst hatte zu dem Gipfel im September 2023 geladen.

Pressekonferenz des Bezirks am Görlitzer Park.

© Robert Klages

Neben der nächtlichen Schließung des Parks warb Wegner damals für die beschlossenen sozialen Maßnahmen, ein Bündel aus Repression und Prävention, das den Park von Kriminalität, Müll und Drogen befreien sollte.

„Am Ende bleibt vom Sicherheitsgipfel nicht mehr als ein Zaun“, so Herrmann. Der Sicherheitsgipfel sei kein gesichertes Gremium und der Bezirk habe „derzeit keine Handhabe“ gegen die Streichungen, auch keine rechtlichen Möglichkeiten. Noch ist der Haushalt nicht beschlossen und Herrmann wirbt dafür, die Mittel nicht zu streichen, sondern auszubauen.

Iris Uhlenbruchs Verein ist für die Organisation der Parkläufer:innen zuständig.

© Robert Klages

Derzeit sind vier Parkläufer:innen im Görlitzer Park aktiv. Sie zeigen Präsenz und sind Ansprechpartner:innen bei Problemen, schauen besonders auf Spielplätzen nach dem Rechten und erledigen kleinere Reparaturen. In den letzten zwei Jahren wurden 65 verschiedene Mitarbeitende mit verschiedenen 76 Sprachkenntnissen eingesetzt.

„Die wären dann auf einen Schlag am 1. Januar 2026 nicht mehr vorhanden, sollte es bei den Streichungen der Mittel bleiben“, gibt Gregor Meschter vom Parkmanagement zu bedenken. „Es geht sehr viel aufgebaute Arbeit verloren.“ Der Senat habe das Projekt immer als Erfolg gewertet, daher verstehe er nicht, dass es verschwinden soll. Die aktiven Kiezhausmeister:innen suchen bereits anderweitig nach Anstellungen.

„Das war ein Chaos“, erinnert sich der erste Kiezhausmeister des Görlitzer Parks an 2017.

© Robert Klages

„Es konnten Leben gerettet und bei Obdachlosigkeit geholfen werden“, sagt Uhlenbruch. „Und einmal haben wir Touristen ihre Rolex wiederbeschafft.“

Hanna Lauter von Gangway e.V., einem Träger der aufsuchenden Sozialarbeit, beschreibt es als ein „sehr explosives Umfeld“. Sowohl am Görlitzer Park als auch am Kottbusser Tor seien derzeit noch Sozialarbeiter:innen unterwegs. Sie sprechen drogenkranke Personen an, müssen Vertrauen aufbauen und versuchen, zu helfen.

Hanna Lauter von Gangway e.V. würde die Maßnahmen an „Görli“ und „Kotti“ gerne ausbauen.

© Robert Klages

Ab dem 1. Januar könnte damit Schluss sein. „Für uns würden die Streichungen bedeuten, dass die Arbeit vor Ort nicht mehr stattfinden kann“, so Lauter. „Das hätte immense Auswirkungen auf die Jugendlichen und jungen Menschen vor Ort.“

Ebenfalls wegfallen würde ein Projekt zum Spritzenaufsammeln. 4934 Konsummaterialien habe man alleine im Juli im und um den Park entfernt, erzählt Raphael Schubert von „Fixpunkte e.V.“, der auch zwei Drogenkonsumräume im Kiez betreibt – allerdings nur von 8 bis 17 Uhr.

Raphael Schubert von „Fixpunkte e.V.“

© Robert Klages

„Es sollte mehr davon geben und diese 24 Stunden geöffnet haben“, fordert Schubert. Das „Drogenmobil“ im Görlitzer Park könnte von den Streichungen betroffen sein. Eine wichtige Anlaufstelle für drogenkranke Personen.

„Das wäre eine Verschlechterung, nicht nur für betroffenen Personen, sondern auch für die Leute aus den Kiezen, und für die ganze Stadt“, findet Schubert.

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