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„Alpakas statt Zäune“ fordert ein Gegner des Zaunbaus um den Görlitzer Park.

© Robert Klages

Im Juni geht der Bau los: So viel soll der Zaun um den Görlitzer Park in Berlin kosten

Der Berliner Senat hat eine Firma für den Bau des Zauns um den Görlitzer Park gefunden. Nun steht fest, wann es losgeht und wie viel das Vorhaben kostet – im „Görli“ soll sich zudem einiges ändern.

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Wenn im „Görli“ Arbeiter mit gelben Westen auftauchen, wird schnell vermutet: Nun geht es los mit dem Bau des Zauns. Seit Donnerstag vermessen mehrere Männer die Eingänge des Görlitzer Parks in Kreuzberg. Die Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt bestätigte dem Tagesspiegel: Ja, es wurde eine Firma gefunden, die den Zaun errichten wird.

Dieser ist umstritten, zumindest der von den Grünen geführte Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg und mehrere Initiativen aus Anwohnenden sind gegen die vom Berliner Senat geplante nächtliche Schließung des Parks samt Umzäunung.

Am Freitagmorgen lud der Bezirk zu einer Pressekonferenz in den „Görli“ und erläuterte, was bisher alles unternommen wurde, um die Drogen-, Müll- und Gewaltproblematik zu bekämpfen. Der Zaun würde die Probleme nur in die umliegenden Kieze verschieben, wiederholte Bezirksbürgermeisterin Clara Herrmann (Grüne).

Neben dem Zaun soll es weitere Maßnahmen geben. So ist zum Beispiel ein „Sicherheitshaus“ geplant, wo bisher Minigolf im Dunkeln gespielt wird. Die Gebäude im Park sollen saniert werden und ein Restaurant öffnen.

Unterdessen fragen sich viele vor Ort, wann es denn genau losgeht mit dem Bau des Zauns. Die Senatsverwaltung teilte dem Tagesspiegel den genauen Zeitplan mit sowie die Kosten. Was sich in und um den Park sonst noch ändern soll, teilte der Bezirk mit.

Demnach ist der Baustart auch weiterhin für „Anfang Juni“ vorgesehen, so ein Sprecher der Senatsverwaltung. Die Kosten würden voraussichtlich bei rund 1.741.822 Euro liegen. Der Protest ist groß: Mehrere Initiativen haben angekündigt, den Zaunbau torpedieren zu wollen und bereiten sich seit Jahren auf den „Tag Z“ vor. Wenn es losgeht mit den Arbeiten, wollen sie diese nachts wieder zerstören. Die Polizei hat bereits angekündigt, die Bauarbeiten zu begleiten.

Die Vermessungsarbeiten im Görli haben begonnen.

© Robert Klages

Am Rande des Parks gibt es drei kleinere Gebäude, die nun saniert werden sollen. Sie werden bisher als Lager benutzt oder, wie Haus 1, an einen Betreiber für Schwarzlicht-Minigolf vermietet. Allerdings ist das Haus baufällig. Hier soll das „Sicherheitshaus“ entstehen, eine Zentrale für Polizei, Ordnungsamt und Parkläufer:innen, wie der Bezirk am Freitag erklärte.

Sicherheitszentrale statt Minigolf

Haus 3 soll für einen Träger der Jugendsozialarbeit hergerichtet werden. Zudem soll ein neues Haus gebaut werden, wo dann Lager und Werkstatt für ein Gartenrevier im Park untergebracht werden sollen. Denn im „Görli“ solle gegärtnert werden, sagte Felix Weisbrich vom Straßen- und Grünflächenamt, und Freiflächen sowie Parzellen dafür entstehen.

Ein Park mit Regeln, die auch durchgesetzt werden sollen

So das Motto des Bezirks Friedrichshain-Kreuzberg für den neuen Görlitzer Park.

Das Geld für diese Pläne benötigt der Bezirk allerdings vom Land Berlin. Ein Antrag wurde bereits gestellt, mit der Bereitstellung ist nicht vor 2028 zu rechnen. Aus Bezirksmitteln soll Haus 2 umgebaut werden, was deutlich schneller geht: „Veranstaltungen/Gastro“ soll hier eingerichtet werden. Auf den Plänen sind eine Küche und ein Gastraum eingezeichnet.

„Ein Park mit Regeln, die auch durchgesetzt werden sollen“, verspricht sich der Bezirk von den Maßnahmen, vor allem von der Präsenz der Polizei in der Sicherheitszentrale. Sorgen bereite weiterhin der Verdrängungseffekt: Durch den Zaun könnten die Drogendealer und -konsumenten in die umliegenden Kieze getrieben werden. „Die Anwohnenden sind sehr tolerant, aber kommen an ihre Grenzen“, sagte Julia Thöns, Leiterin „sozialwohnorientierte Planungskoordination“.

Zaungegner:innen machen mobil für „Tag Z“.

© Robert Klages

Clara Herrmann erwartet vom Berliner Senat, dass ein Konzept vorgelegt wird, wie die Nachbarschaft geschützt werden soll. Man könne den „Görli“ nicht ohne die umliegenden Areale betrachten, zu dem auch das Kottbusser Tor zählt, ebenfalls ein kriminalitätsbelasteter Ort mit vielen Drogensüchtigen.

„Wir beobachten, dass Armut, Drogenhandel und Obdachlosigkeit zunimmt“, sagte Thöns. Friedrichshain-Kreuzberg sei dicht besiedelt und habe wenig Grünflächen.

Die Gebäude im Görlitzer Park sollen saniert werden.

© Robert Klages

Herrmann bedankte sich bei Berlins Regierendem Bürgermeister Kai Wegner (CDU) dafür, „dass er die Problematik rund um Obdachlosigkeit erkannt hat und wir gemeinsame Wege finden sowie Geld zur Verfügung gestellt wurde“.

„Viele Probleme, die lokal deutlich werden, können nur auf anderen Ebenen (Land, Bund, EU) gelöst werden“, so Weisbrich und Thöns. Kriminalität und Drogenhandel habe sich in den letzten Jahren in Deutschland und Europa verschärft, vor allem mit Kokain und Crack.

Die beiden Mitarbeiter:innen des Bezirks erläuterten, was im Görlitzer Park unternommen wurde und ausgebaut werden soll. Von mehr Licht, der Ausweitung einer nahen Notübernachtung bis zu Parkläufern, einem Spritzensammelprojekt und Sportveranstaltungen.

An einem Eingang des Parks sammelten sich auch an diesem Freitagmorgen die Dealer, keine 20 Meter von der Pressekonferenz des Bezirks entfernt. Ein Krankenwagen fuhr mit Blaulicht ein. Die Sanitäter mussten zu einem Mann am bezirklichen Drogenkonsummobil neben den öffentlichen Toiletten.

Felix Weisbrich, Clara Herrmann und Julia Thöns nach der Pressekonferenz im Görlitzer Park. 

© Robert Klages

Nach der Pressekonferenz wurden Broschüren verteilt: „Erlebnispfad Stadtnatur im Görlitzer Park“ mit Wegen zum Wandern und Hinweisen auf Flora und Fauna. Dann posierten Weisbrich, Thöns, Herrmann und Co für Fotos, hinter ihnen präsentierten Zaungegner:innen ihre Plakate und Schilder: „Alpakas statt Zäune“ zum Beispiel. Oder schlicht: „Görli bleibt auf!“. Herrmann drehte sich um. „Erstmal schauen, was da steht“, sagte sie und lächelte dann in die Kameras.

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