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Neuer Ärger um Bahn-Baustelle in Berlin: Anwohner kritisieren „Kahlschlag auf Raten“ im geschützten Mauerstreifen
Eine Initiative wirft der Bahn „bewusste Täuschung“ an der Wollankstraße vor. Sie würde ihre Zusagen brechen und im denkmalgeschützten „Grünen Band“ immer mehr Bäume fällen.
Stand:
Anwohner der Berliner Wollankstraße werfen der Deutschen Bahn einen „Kahlschlag auf Raten“ und „bewusste Täuschung“ der Öffentlichkeit vor. Der Konzern habe Zusagen gebrochen und holze immer mehr Bäume im ehemaligen Mauerstreifen zwischen Wollankstraße und Bürgerpark Pankow ab, kritisiert Andreas Zeidler von der Bürgerinitiative „Kahlschlag 2023“.
Die S- und Fernbahnbrücken an den Bezirksgrenzen zwischen Pankow, Mitte und Reinickendorf werden wie berichtet abgerissen und erneuert. Parallel dazu wird nördlich des Bahnhofs Wollankstraße eine neue ICE-Abstell- und Wartungsanlage gebaut.
Die Baustelle wurde dabei im Mauerstreifen auf Pankower Seite eingerichtet, der eine öffentliche Grünanlage und Teil eines Landschaftsschutzgebiets (LSG) sowie des denkmalgeschützten „Grünen Bandes“ ist.
Für die Zufahrt und die Baustelle wurden nach Schätzung der Initiative Anfang 2024 bereits mehr als 100 Bäume gefällt. Doch entgegen früherer Zusagen der Bahn zeige sich nun, dass „der schrittweise Kahlschlag ungehindert fortgesetzt wird“, so Zeidler.
„Statt Transparenz und Verlässlichkeit erleben wir eine perfide Salamitaktik“
In einem Vor-Ort-Gespräch 2024 mit Zeugen „versicherte die Deutsche Bahn, dass wir als Bürgerinitiative in die Nachbegrünung eingebunden werden“, berichtet Zeidler. Zudem sei ausdrücklich zugesichert worden, dass es keinen kompletten Kahlschlag geben werde, sondern bestimmte Bäume erhalten bleiben. „Diese Versprechen wurden nicht nur mündlich gegeben, sondern auch schriftlich per E-Mail bestätigt.“
Stattdessen werde die zuvor verbindlich zugesagte Bürgerbeteiligung plötzlich als „nicht machbar“ erklärt, berichtet Zeidler weiter. „Statt Transparenz und Verlässlichkeit erleben wir eine perfide Salamitaktik, bei der ein Baum nach dem anderen fällt – immer unter dem Vorwand, es seien keine weiteren Fällungen geplant.“
Dabei sei längst klar, dass 2026/27 ein weiterer massiver Rodungsschnitt erfolgen werde, „da erst dann der endgültige Abstand zwischen Bäumen und der neuen Oberleitung hergestellt wird“. Dies sei „ein Kahlschlag auf Raten – gezielt darauf ausgerichtet, Widerstand zu erschweren“.
Bahn nennt keine konkrete Zahl
Eine konkrete Anzahl der zu fällenden Bäume hatte die Bahn zu Baubeginn nicht benannt. Auf einem informellen Treffen habe das Unternehmen erklärt, dies werde „baubegleitend entschieden“, berichteten die Anwohner.
Die Initiative kritisiert dabei, der Großteil der Rodungen an dem historisch bedeutsamen Ort würde „aus Gründen der Bauvereinfachung“ erfolgen. Die Bahn hält die Rodungen dagegen für unvermeidbar. Laut Planfeststellungsbeschluss soll längst nicht alles verlorene Grün nachgepflanzt werden. Stattdessen ist eine Ausgleichszahlung an das Land Berlin vorgesehen.
Die Anwohnerinitiative fordert laut Zeidler von der Bahn „endlich eine transparente Kommunikation und eine ehrliche Bürgerbeteiligung – keine leeren Versprechungen, die ohnehin nie eingehalten werden“.
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