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Hier müssen alle durch. Der Straßentunnel zwischen Arcaden (links) und Altstadt. Das Foto entstand auf dem Ratthausturm.

© André Görke

Dreck und Dunkelheit am ICE-Bahnhof Spandau: Neuer Plan für Berlins Schmuddeltunnel

Tauben, Dreck, Igittigitt: Der Tunnel zwischen Arcaden und Altstadt ist furchtbar. Diskutiert wird seit 2012 - vorbei. Jetzt gibt es neue Details.

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Dieser Tunnel ist furchtbar. Laut, dunkel, voller Taubenkot und wilder Plakate. Igitt! Und deshalb ist dieser Tunnel neben dem ICE-Bahnhof Berlin-Spandau ein echtes Ärgernis im Westen der Stadt. Jetzt gibt es Neuigkeiten - und drei konkrete Pläne.

Um die Dimension zu verstehen, ist ein Rückblick hilfreich. Denn es gab mal eine schmissige Idee hier am größten Bahnhof im Berliner Westen: Licht sollte her, eine riesige Kunstinstallation, schallschluckende Platten. Sah alles schön und super aus, war aber furchtbar kompliziert und war zum Schluss ein nervig-müder Dauerwitz.

Fast 10 Jahre, seit 2012, läuft diese Debatte nun schon. Jetzt wurde das Projekt gestoppt und ein anderer Plan für 2021 beschlossen. Das bestätigt jetzt Stadtrat Frank Bewig, CDU, und nennt erste Details im Tagesspiegel-Newsletter für Spandau.

„Das ist eine Schmuddelecke, dreckig und dunkel. Da kann die BSR zwei Mal am Tag langfahren und wischen - das interessiert die Tauben nicht“, sagte Bewig dem Spandau-Newsletter. „Aber so kann‘s ja nun auch nicht bleiben. Das ist die wichtige Verbindung zwischen Rathaus und Altstadt auf der einen Seite und Arcaden und dem neuen Spandauer Ufer auf der anderen Seite.“ Mit ‚Spandauer Ufer‘ ist ein neues 100-Mio-Viertel geplant, das auf der alten Postbrache ab 2022 am Havelufer entstehen soll.

Willkommen im Jetzt. Das ist der Bahnhof Spandau: Vier Fernbahngleise (plus ein Gütergleis ganz hinten), dazu zwei S-Bahngleise. Das Foto entstand vom Rathausturm. In der Lücke zwischen Bahnhof und Einkaufszentrum (Bj 2001) sollte übrigens mal der Transrapid haltenn.

© Kai-Uwe Heinrich

245.000 Leute wohnen in Spandau, und extrem viele müssen hier auf der Klosterstraße durch: 50.000 Autos am Tag und Zehntausende in den BVG-Bussen. Das Rathaus ist längst Berlins Busknoten Nummer 1.

Die Idee mit der künstlerisch erleuchteten Brücke hat Bewig bei seiner Amtsübernahme 2016 geerbt und hatte immer wieder angekündigt, sich das nicht ewig anzugucken. Es wurde ja immer aussichtloser: Zum Schluss gab es die Sorge, dass die Lichtinstallation bei einem Unfall vom Mittelstreifen in den Verkehr krachen könnte und deshalb Spuren gesperrt werden müssten. Alles vorbei. Die Pläne landen in der Schublade.

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"Wir mussten jetzt mal einen Schlussstrich ziehen und konkrete Lösungen finden. Wir schieben doch dieses Dauerproblem nur vor uns her“, sagt Bewig. Deshalb hat er jetzt im Februar 2021 alle Beteiligten an einen digitalen Tisch gebeten: die Bahn, den Senat, den Werber Ströer, die BSR. „Finden wir zusammen und kurzfristig eine praktikable und pragmatische Lösung?“ fragte Bewig. Offenbar ja.

Links die Arcaden, hinten das Rathaus mit der Altstadt. Mittendrin: die Unterführung. Rechts das neue "Spandauer Ufer".

© André Görke

Die Bahn nimmt nach Angaben des Stadtrats viel Geld in die Hand und wird unter der Brücke eine großflächige Gitterinstallation über die gesamte Breite bauen lassen, damit die Tauben sich dort nicht mehr einquartieren und den Leuten in die Shoppingtüte scheißen können (oder auf den Fahrradhelm oder Autodach). Wann? „Hoffentlich noch 2021, sonst 2022“, sagt Bewig. Die Bahn zahlt die Hälfte; der andere Teil soll aus Geldern der Städtebauförderung kommen. „Wir stimmen uns dazu kurzfristig mit der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung ab“, sagt Bewig.

Heller soll‘s unter der Unterführung auch werden, die täglich tausende Menschen nutzen. Involviert war deshalb auch Berlins Verkehrsstaatssekretär Ingmar Streese, Grüne, der ein offenes Ohr für das Spandauer Dauerproblem hatte. CDU-Mann Bewig berichtet: „Der Senat hat zusagt, kurzfristig weitere und neue Lampen unter der Brücke zu prüfen.“ Auch dafür sei er dankbar.

Nebenan soll das 100-Mio-Viertel an der Havel entstehen

Bleibt der Werber Ströer, der ebenfalls seine Anlage aufwerten will: gemeint sind die vielen Plakatwände an der Klinkerfassade unter der Brücke. „Auch das verbessert die Beleuchtung auf dem Geh- und Radweg“, sagt Bewig. „Außerdem soll zusätzlich in regelmäßigen Abständen künftig gegen ‚wildes Plakatieren‘ vorgegangen werden.“ Auch damit soll es 2021 losgehen.

Bewig ist seit sieben Jahren Stadtrat in Spandau und verantwortet die Top-Ressorts Verkehr, Bauen und Gesundheit. Im Herbst 2021 tritt er für die CDU als Bürgermeister-Kandidat an. Der jetzige Bezirkschef Helmut Kleebank, SPD, hört auf.
Die Ecke bleibt Berlin als prominente Baustelle erhalten (nicht nur wegen möglicher U-Bahnpläne): Wenn dort bis 2025 das neue Viertel „Spandauer Ufer“ am Fluss gebaut ist (mit Arztpraxen, Büros mit ICE-Anschluss und zwei Hotels in Messe-Nähe), wird die Bahn vielleicht schon bald selbst auf der anderen Straßenseite bauen. Sie möchte den Bahnhof nach Süden um gut 20 Meter verbreitern.

Zwischen Arcaden und Bahnhofsdach – dort befindet sich eine breite Wiese, auf die mal der Transrapid sollte - soll bis 2035 ein vierter Bahnsteig entstehen. Dieser soll den verhedderten Bahnknoten entlasten. Dass die Brücke über die Klosterstraße dann noch mal verbreitert wird, ist aus den bisherigen Plänen nicht ersichtlich. Alternativ wird aktuell auch der Bau eines unterirdischen S-Bahntunnels in Ost-West-Richtung geprüft, um oben mehr Platz zu haben. Hier lesen Sie die Pläne im Spandau-Newsletter vom Tagesspiegel.

[Diese Nachrichten stammen aus dem Spandau-Newsletter: 12 Berliner Bezirke, 12 Tagesspiegel-Newsletter - kostenlos hier: leute.tagesspiegel.de]

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