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Haus Schöneweide

© Simone Jacobius

Was sich dahinter verbirgt: Berliner Schmuddelhaus mit Auszeichnung

In Schöneweide steht ein in die Jahre gekommenes Gebäude, das aber mit dem Siegel „Land der Ideen 2009“ geehrt wurde. Wie kam es dazu? Eine Spurensuche.

Von Simone Jacobius

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Es ist gelb, unansehnlich und steht an einer lauten Straße. Und dennoch hängt an dem Haus in der Michael-Brückner-Straße 3 in Schöneweide noch eine Auszeichnung der Initiative „Deutschland – Land der Ideen“ aus dem Jahr 2009. Grund genug, einmal nachzuhaken.

Nicht das Haus, sondern das Projekt „Reichtum 2“ wurden von Land der Ideen ausgezeichnet, sagt die Sprecherin der Initiative, Linda Brandes. Projektträger sei die „Gebewo – Soziale Dienste“, ein sozialer Träger der freien Wohlfahrtspflege.

Auch die Auszeichnungsplakette ist nicht mehr wirklich ansehnlich.

© Simone Jacobius

Das „Haus Schöneweide“ ist eine besondere Wohnform für alkoholabhängige, seelisch krankeMänner. Heute leben in dem Haus 20 Männer, die intensive Assistenz bei der Teilhabe am Leben in der Gesellschaft erhalten.

Das Projekt „Reichtum 2“ war ein Kunstprojekt, welches mit Unterstützung des Diakonischen Werks und durch Spenden in den Jahren 2007 bis Anfang 2009 umgesetzt wurde. Ziel der Konzeptkünstlerin Miriam Kilali war es damals, das schönste Obdachlosenheim der Welt zu gestalten. Das erste Projekt dieser Art ist in Moskau umgesetzt worden, 2007 beschloss Kilali ähnliches in Berlin umzusetzen.

Ihre Wahl fiel auf das Haus Schöneweide. Sämtliche Innenräume, die von den wohnungslosen Männern, die im Haus wohnen, genutzt werden, wurden aufwendig umgestaltet und aufgewertet. Dabei wurden sie beteiligt, insbesondere bei der Gestaltung ihrer eigenen Zimmer.

Bauarbeiten sind bereits geplant

„Das Projekt wird im Haus fortgeführt. Das Einrichtungs- und Farbkonzept der Innenräume wird bei allen Instandsetzungen weiter genutzt“, versichert Gebewo-Geschäftsführer Ekkehard Hayner. Er räumt allerdings ein, dass man der Fassade inzwischen ihr Alter ansieht.

Doch Rettung naht. Im April dieses Jahres beginnen Arbeiten am Haus, mit denen das Dachgeschoss zu zwei weiteren Wohnungen ausgebaut, ein Fahrstuhl am Haus angebaut, Schallschutzfenster eingebaut, die Fassade gedämmt und saniert wird. „Danach sollte das Haus in neuem Glanz erstrahlen”, meint Hayner.

Eigentlich wollte der gemeinnützige Träger bereits im vergangenen Jahr mit den Arbeiten beginnen, die auch aus Spenden finanziert werden müssen. Doch das Bauamt habe den Bauantrag nur sehr zögerlich bearbeitet, bedauert der Geschäftsführer.


Dieser Text stammt aus dem Bezirksnewsletter für Treptow-Köpenick, der ab jetzt zu unserem digitalen Angebot Tagesspiegel Plus (T+) gehört – wie auch die Newsletter-Ausgaben aus den anderen elf Berliner Bezirken. Bestellbar unter diesem Link hier.

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