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Blaue Stunde oder rote Nacht?: Party-Hopping bei der Berlinale
Die Berlinale kommt in Schwung, das Nachtleben auch. Die Branche feiert den Film und sich selbst. Die ARD lud zur „Blue Hour“, die „Bunte“ zur „Red Night“ und „Armani“ zum Cocktail.
Stand:
Auf die Idee muss man erstmal kommen. Dass Currywurst am besten mit Champagner wirkt, gehört zwar zum Allgemeinwissen des nächtlichen Partyvolks. Aber dass man den genau mit dieser Kombination berühmt gewordenen Imbiss Bier’s Kudamm 195 mit der gleichnamigen Haus-Nummer für eine nachmittägliche Berlinale-Party kapern kann, das fiel den Produzentinnen Regina und Tanja Ziegler ein.
Unnötig zu erwähnen, dass in Filmen sowohl der Mutter als auch der Tochter die Berliner Leibspeise schon eine tragende Rolle gespielt hat. Nach den gesunden Häppchen im Berlinale-Palast, wo die vegane Berlin-Super-Bowl mit Kartoffeln und Nüssen ihr Debüt gab, schienen die Pommes rot-weiß manchen Gästen besonders verdient zu schmecken.

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Erstaunlich viele Autogrammjäger wurden vor dem Hotel Telegraphenamt gesichtet. Kein Wunder, die ARD feiert mit ihrer „Blue Hour“ am ersten Berlinale-Freitag traditionell nicht nur das große Kino. Die blaue Stunde ist für Fernsehzuschauer auch eine gute Gelegenheit, ihre Serienlieblinge aus nächster Nähe zu sehen.
Innen konnte beispielsweise die neue Geschäftsführerin des Grimme Instituts, Cigdem Uzunoglu, einen Logenblick aufs Defilee genießen. Der Einladung von ARD-Programmdirektorin Christine Strobl und des Geschäftsführers ARD Degeto Film, Thomas Schreiber, waren auch Darsteller nachgekommen, die mit der Berlinale direkt nichts zu tun haben.
Das lag nahe, da die Gastgeber ausdrücklich auf Innovation, Diversität und Qualität setzen und sich mit der Party bedanken wollten bei allen, die die fiktionale Landschaft prägen, und zwar von der großen Leinwand bis zur Mediathek.

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Um Freunde und Produzenten zu treffen und ein bisschen für seine neue Comedy-Show „Der Teufel trägt Rollschuhe“ zu werben, hatte sich etwa Tan Caglar auf den Weg gemacht, bekannt als Arzt aus der Serie „In aller Freundschaft“ und aus manchen „Tatorten“.
Erstaunlich, wie vergleichsweise zart die großen Kommissare manchmal live betrachtet wirken. Neben Florence Kasumba und Jasna Fritzi Bauer war unter anderem Klaus J. Behrendt zur Stelle. Christine Urspruch, die eigentlich farbenfrohe Kleider liebt, hatte sich diesmal für ein schwarzes Cocktailkleid entschieden. Auch große Abendroben waren zu sehen.
Da aber natürlich nicht das gesamte Serienpersonal und dazu Filmgrößen wie Ulrich Matthes, Martina Gedeck, Sunnyi Melles und Heiner Lauterbach auf einmal in den Raum passten, war es gut, dass es mit der „Red Night“ des Magazins „Bunte“ und des Berlinale-Sponsors Campari im Frederick’s am Potsdamer Platz eine glamouröse Alternative gab.

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Ganz in Rot getaucht, konnten viele Gäste die größte Ansammlung von roten Flaschen genießen, die sie vermutlich je auf einmal gesehen hatten. Das passte zum Valentinstag, an dem sich unter anderem Veronica Ferres und Annabell Mandeng die Ehre gaben. Die gerade wieder verlängerte Serie „Aus aller Freundschaft“ vertrat hier zum Beispiel Andrea Kathrin Loewig. Gäbe es das Party-Pendeln nicht, würden die oft drangvollen Räume ohnehin ständig überquellen.
Durch ein Parkhaus zum Stadtrand
Zum Glück gibt es zahlreiche, fast parallel stattfindende Alternativen. Wird es einem auf der einen Veranstaltung zu voll, fährt man eben zu einer anderen. Das hätte im Anschluss an die Campari-Nacht zum einen die Fete der Filmstudios Babelsberg sein können. Die hatten ins Soho House in Mitte eingeladen und waren bei vielen von besonders großem Interesse. Relativ schnell hatte sich in der Stadt nämlich herumgesprochen, dass sich genau hier der US-amerikanische Berlinale-Stargast Thimothée Chalamet und seine prominente Freundin Kylie Jenner eine Suite gemietet hatten.

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Auf der Babelsberg-Party waren sie dann aber trotzdem nicht. Kurz nachdem die Deutschland-Premiere des Bob Dylan Biopics, in dem Chalamet den Dylan mimt, über die Leinwand gegangen war, saßen er und Jenner schon wieder im Privatjet Richtung wärmere Weltregionen.
Die Zurückgelassenen störte das aber recht wenig, es waren ja noch andere Promis in der Stadt. Der britische Schauspieler Robert Pattinson zum Beispiel. Oder sein australischer Kollege Jacob Elordi. Letzterer war sogar auf der Babelsberg-Party, ersterer machte derweil Film-frei und besuchte die Eröffnungsparty des KW Institute for Contemporary Art in der Auguststraße.
Abgerundet wurde der Abend beziehungsweise die Nacht mit einem Besuch der sogenannten „Off-Berlinale“, die Privatsause des Berliner Schauspielers Trystan Pütter, von der man immer erst wenige Stunden vor Beginn erfährt, wo sie ist. In diesem Jahr wurden die ahnungslosen Gäste zunächst an die Kantstraße bestellt und dann durch ein Parkhaus gelotst. Ziel war das Café Kranzler auf der anderen Seite des Gebäudekomplexes – das erfuhr man aber erst, nachdem man die strenge Tür passieren durfte.

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Auch wenn dem Freitag eine nur sehr kurze Nacht folgte, gab es am Sonnabend keine Zeit für Erholung. Für Leute, die tatsächlich Filme gucken wollen, sowieso nicht – für die feierwütigen Mitläufer aber ebenso wenig.

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Starten konnte man den Samstagabend auf der Veranstaltung des Filmförderungsunternehmens Medienboard Berlin-Brandenburg. Traditionell wurde die auf dem Gelände des Holzmarkts im Freien ausgerichtet. Bei Minustemperaturen bedurfte es viel Schauspielkunst der Anwesenden, auf den Fotos glücklich zu wirken. Zum Glück handelt es sich bei Personen wie Matthias Schweighöfer, Karoline Herfurth oder Natalia Wörner um Profis.

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Deutlich wärmer, ja sogar fast schon ein bisschen zu warm, konnte der Samstagabend am anderen Ende der Stadt so richtig starten. In den sogenannten Wilhelm-Studios in Reinickendorf richtete der Berlinale-Hauptsponsor Armani Beauty seine obligatorische Party aus. Die lange Anfahrt dürfte sich gelohnt haben, denn auch wenn man sich nicht so ganz sicher sein konnte, ob es sich bei dem Großteil der Gäste um gebuchte Models oder freiwillig Angereiste handelte, wirkten doch alle recht glücklich.
Dafür sorgte allein schon die Aufmachung: Zwischen Messestand-ähnlichen Boxen wurden Filmset-Kulissen aufgebaut: Jeder durfte mal auf einem Regiestuhl sitzen. Die Tanzfläche war der rote Teppich und an jeder Ecke konnte man sich im Spiegel bewundern. Was will man mehr? Neben den Models und einigen deutschen Jungschauspielern wie Jannik Schümann, Ruby O. Fee, Jella Haase oder Langston Uibel, wurden auch die Armani Beauty-Markenbotschafter Sydney Sweeney, Madisin Rian und Nathalie Emmanuel ins kalte Berlin geflogen.
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