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Bondes Traum von der Magnetschwebebahn: Die Berliner würden sich mehr über pünktliche Züge freuen
Berlins Verkehrssenatorin Ute Bonde wünscht sich eine Magnetschwebebahn. An der Vision ist nichts falsch. Doch zunächst sollte Bonde sich um die realen Verkehrsprobleme der Berliner kümmern.

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Das Timing hätte besser sein können. Während Berlins Verkehrssenatorin Ute Bonde (CDU) mit neuen Ideen für Magnetschwebebahn-Strecken Schlagzeilen macht, haben Probleme bei der S-Bahn am Montag erneut für Ausfälle und Verspätungen auf zwölf von 16 Linien der Stadt gesorgt.
Beides steht nicht in direktem Zusammenhang zueinander. Das sei zu Bondes Verteidigung gesagt.
Und doch verfestigt sich einmal mehr der Eindruck, die Senatorin träume lieber von visionären Fortbewegungsmitteln, als sich mit den realen Verkehrsproblemen in der deutschen Hauptstadt zu beschäftigen.
Dabei gibt es davon genug: Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) stecken nun schon bald zwei Jahre in der Krise – auch wenn die Senatorin das Wort nicht benutzen will. Auf manchen U-Bahnlinien wie der U1 und U4 ist die Quote ausgefallener Züge noch immer eklatant hoch. Ernsthafte Besserung erwarten BVG-Chef Henrik Falk und Bonde selbst frühestens in zwei Jahren.
Währenddessen bereitet nun auch die lange Zeit so zuverlässige S-Bahn Sorgen. Kaum ein Tag vergeht ohne Ausfälle und Verspätungen wegen kaputter Signale, Weichenstörungen oder fehlenden Stellwerkpersonals.
Die aktuellen Verkehrsprobleme löst die Magnetschwebebahn hingegen nicht. Sie wirkt bislang wie die Antwort auf eine Frage, die niemand gestellt hat.
Christian Latz
Wer deshalb lieber mit dem Rad fährt oder zu Fuß geht, setzt sich in Berlin weiterhin vielen Gefahren aus. 55 Menschen starben vergangenes Jahr im Straßenverkehr. 2025 sind bis Ende Mai erneut 21 Tote zu verzeichnen, darunter zwölf Fußgänger.
Einsatz für die Autofahrer
Die Versuche der Senatorin, für mehr Verkehrssicherheit zu sorgen, beschränken sich bislang vor allem auf eine wirkungslose Plakatkampagne mit Plüschmonstern. Ungleich engagierter wirkt Bonde, wenn es darum geht, die Situation der Berliner Autofahrer zu verbessern.
Kiezblock-Projekte, bei denen die Bezirke mit Pollern den Verkehr in Wohngebieten beruhigen wollen, hat die Senatorin gestoppt. Dafür darf nach dem Willen der CDU bald auf etlichen Berliner Hauptstraßen wieder Tempo 50 gefahren werden.
Genauso engagiert gibt sich Bonde beim Thema Magnetschwebebahn. Die hatte es ihr bereits angetan, als sie noch Geschäftsführerin des Verkehrsverbunds Berlin-Brandenburg (VBB) war. „Sie fährt autonom, sie ist leise, sie ist kostengünstiger als die U-Bahn“, schwärmt die Senatorin von der Technik.
Das sind gute Argumente. Es wäre deshalb falsch, eine Magnetschwebebahn in Berlin grundsätzlich für die Zukunft voreilig auszuschließen. Geht es um Visionen, wie der Nahverkehr der Stadt in vielen Jahrzehnten aussehen könnte, kann dabei auch diese manchmal belächelte Technik eine Rolle spielen.
Die aktuellen Verkehrsprobleme löst die Magnetschwebebahn hingegen nicht. Sie wirkt bislang wie die Antwort auf eine Frage, die niemand gestellt hat. Das beweist unfreiwillig auch Ute Bonde selbst mit ihren Streckenvorschlägen.
Bonde möchte Strecke vom ICC zum BER
Einer ihrer jüngsten lautet, das ehemalige Kongresszentrum ICC am Funkturm mit dem Flughafen BER per Magnetschwebebahn zu verbinden. Die Züge könnten dafür aufgeständert über der Stadtautobahn fahren, erklärt sie. Soweit ihre Vision.
Schon die bröseligen Berliner Autobahnen dürften dieser Idee ein Ende setzen. Immerhin ließe sich mit der Strecke eine Berliner Jahrhundertbaustelle, der BER, mit einer anderen, der wegen akuter Einsturzgefahr abgerissenen Ringbahnbrücke am Autobahndreieck Funkturm, verbinden.
Was ungewollt komisch wirkt, macht die Diskrepanz deutlich, in der sich die Berliner Verkehrspolitik dieser Tage bewegt. Während der Senat vage Luftschlösser für die Zukunft entwirft, ächzen die Berlinerinnen und Berliner unter den Herausforderungen, die ihnen der Hauptstadtverkehr täglich bereitet. Es stimmt etwas nicht, wenn Bonde ein Mobilitätskonzept 2035 entwirft, zugleich aber sagt, eine Aussage darüber, wann die BVG wieder im regulären Takt fahre, sei „ein Blick in die Glaskugel“.
An Visionen ist per se nichts falsch. Hätten die Berliner im 19. Jahrhundert nicht groß gedacht, hätte es die Ringbahn wohl nie gegeben. Damals lag sie am Stadtrand. Heute wächst selbst das Berliner Zentrum zunehmend über sie hinaus.
Wenn die Verkehrssenatorin einen zweiten Ring durch die Außenbezirke nun in Form einer Magnetschwebebahn ins Spiel bringt, muss auch das für die ferne Zukunft diskutierbar sein. Aktuell wirken diese Vorstöße jedoch wie Ablenkungsmanöver. Bevor der Senat weiter träumt, sollte er zunächst die triste Realität auf Berlins Straßen und Schienen in den Griff bekommen.
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