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Der prominente Wochenrückblick : Einmal Pizza Marinara für Signora Merkel, per favore
Die vergangene Woche war auch aus prominenter Perspektive pickepackevoll. Auf dem Menü stehen unter anderem: Merkel, Mitra und Met.
Stand:
Das gibt es nicht oft, in jüngerer Zeit aber immer öfter: der Rückblick auf eine Woche, die von vielen als historisch betitelt wird. Angefangen mit dem holprigen Start des zehnten deutschen Bundeskanzlers Friedrich – für immer zweite Wahl – Merz. Von ihm wird man in nächster Zeit wohl noch genug zu hören bekommen, weshalb wir an dieser Stelle den Fokus auf die Seitenlinie legen können.
Auf seine Vorgängerin Angela Merkel zum Beispiel, die die Tragödie von der Bundestags-Ehrentribüne verfolgte. Für den zweiten Akt, mit Happy End für Merz, war es ihr dann aber aus „aus zeitlichen Gründen leider nicht möglich“ zu bleiben. Ein Schelm, wer denkt, die eine Pointe hatte ihr gereicht.
Andererseits behauptete Bundestagspräsidentin Julia Klöckner in einem Interview mit dem TV-Sender Phoenix zu wissen, Merkel habe für die Teilnahme an der Kanzlerwahl extra ihren Urlaub unterbrochen. Nun denn.
Konklave auch auf TikTok
Dass sie im Urlaub war, stimmt allerdings wirklich, wie so oft war sie Anfang der Woche noch auf ihrer italienischen Lieblingsinsel Ischia. Auf der Rückreise nach Berlin machte sie dann einen Zwischenstopp in Neapel und dort in einer Pizzeria. Die Welt bekam davon Wind, weil es sich der stolze Koch und Lokal-Betreiber Pierpaolo Battarra nicht nehmen ließ, den prominenten Besuch ausgiebig filmisch zu dokumentieren.
Italienischen Medien erzählte er später, dass zuvor ein befreundeter Bodyguard seinen Laden betreten und gesagt hätte: „Ich habe Merkel mitgebracht, sie ist gekommen, um bei dir Pizza zu essen.“ Zunächst dachte er, der Mann wolle ihn auf den Arm nehmen, aber in der Zeit, die er brauchte, um ihm das zu sagen, hätte Merkel auch schon am Tisch gesessen: „Ich war verwirrt. Ich dachte: Wie kann das sein, dass sie in meinem Haus ist und meine Pizza isst?“ Zu essen gab es dann ein Omelett und eine Pizza Marinara mit Kirschtomaten, Pilzen, schwarzen Oliven, Pecorino – und Chiliöl.
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Apropos Pizza und Italien beziehungsweise Rom und Vatikan: Hier ging ganz nebenbei das wohl schnellste Konklave der Neuzeit über die Bühne. Dass der US-Amerikaner Robert Francis Prevost jetzt als Papst Leo XIV die katholische Kirche regiert, würde an dieser Stelle eigentlich keine Rolle spielen – wäre da nicht TikTok.
Unter anderem auch wegen des mehrfach Oscar-nominierten Films „Konklave“ von Edward Berger, waren Generation Z und noch Jüngere ganz begeistert von dem mysteriösen Spektakel in der Sixtinischen Kapelle. Ältere Herrschaften in prunkvollen Gewändern, die sich im Zweifelsfall tagelang in einen Raum sperren lassen, haben offenbar einen großen Unterhaltungswert.
Vatikan oder New York – egal, Hauptsache prunkvoll
Dass das dann nach nur vier Wahlgängen abgehandelt war, mag im Sinne des Weltfriedens ein Segen sein, aus Marketinggründen aber auch eine vertane Chance. Jetzt muss sich die Jugend wohl oder übel nach neuem Meme-Material umsehen.
Und was ist sonst noch passiert? Richtig, die Met-Gala in New York. Die war zwar nicht historisch, aber irgendwie auch politisch. Und auch wenn der Witz häufig fällt, kommt Met nicht von Met-Wurst, sondern von Metropolitan und bezeichnet das gleichnamige Museum für Kunst. Einmal im Jahr richtet die US-amerikanische Vogue rund um deren Chefin Anna Wintour hier eine exklusive Motto-Party aus, um Geld für die Kostümabteilung des Hauses zu sammeln.
In diesem Jahr sollten sich die prominenten Gäste in Anlehnung an das gleichnamige Buch der afroamerikanischen Literaturwissenschaftlerin Monica Miller „Superfine: Tailoring Black Style“ kleiden. Was man als Mittelfinger in Richtung des für seine schlecht sitzenden Anzüge bekannten US-Präsidenten Donald Trump deuten könnte, war eigentlich eine Hommage an den Dandy-Look einflussreicher schwarzer Intellektueller wie Frederick Douglass oder W. E. B. Du Bois.

© Reuters/MARIO ANZUONI
Wintour wollte an die „Wichtigkeit stilvoller Bekleidung für die Bildung einer schwarzen Identität in der atlantischen Diaspora“ erinnern. In dem Buch erklärt Miller nämlich unter anderem, wie der Dandy-Stil im 18. Jahrhundert schwarzen Männern in Europa aufgezwungen wurde, weil gut angezogene Bedienstete im Trend waren. Im Lauf der Geschichte eigneten sich schwarze Männer das rassistische Konzept dann an und deuteten es um: Der extravagante Stil wurde zum Mittel der Selbstbehauptung.
In diesem Sinne ist die Veranstaltung doch auch als Botschaft in Richtung der Regierung Trump zu verstehen: Deren Bemühungen, institutionelle Diversitätsprogramme zu streichen, sind gemeinhin bekannt. Passenderweise war unter den Gästen auch Kamala Harris. Für die größten Schlagzeilen sorgte aber Sängerin und Unternehmerin Rihanna, die die Bühne nutzte, um ihre dritte Schwangerschaft zu verkünden. Für manch einen mag auch dieser Umstand ein Fall für die Geschichtsbücher sein.
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