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Der prominente Wochenrückblick : Bill und Tom Kaulitz waren ungehörig
In der vergangenen Woche ging es um allerlei popmusikalische Abgründe. Hier durften natürlich auch Till Lindemann, Kanye West und Fler nicht fehlen.
Stand:
Die Musikindustrie ist „am Arsch“. Das zumindest behauptete der Tokio-Hotel-Sänger Bill Kaulitz in der vergangenen Woche, nachdem er, gemeinsam mit seinem Zwillingsbruder Tom, mal wieder um Deutungshoheit über ein, die beiden betreffendes, Skandälchen kämpfte.
Was ist passiert? Eigentlich gar nichts – wie das immer so ist, wenn Promis Streitereien hinter den Kulissen für gefällige Aufmerksamkeiten nutzen. Die Brüder ließen in ihrem gemeinsamen Podcast „Kaulitz Hills – Senf aus Hollywood“ eigentlich nur verlauten, warum sie nicht mehr als Juroren in der Casting-Show „The Voice of Germany“ arbeiten wollen.
Tatsächlich seien sie dafür erneut angefragt worden, wollten zuvor aber wissen, mit welchen anderen „Künstlern“ sie es da zu tun bekämen. Ohne Namen zu nennen, begründeten sie die Vorsicht mit schlechten Erfahrungen in ihrer Vergangenheit. Mehr oder weniger bekannt ist, dass sie sich einst mit Dieter Bohlen verkrachten, als sie 2012 gemeinsam mit ihm in der Sendung „Deutschland sucht den Superstar“ einen Superstar für Deutschland suchten.
Ich bin eine Kriegerin, deren Rüstung Selbsterkenntnis ist
Dani Sophia, neue Rammstein-Gitarristin
Weil die verantwortliche Produktionsfirma von „The Voice“ den Zwillingen aber nicht erzählen wollte, mit wem sie zusammenarbeiten werden, sagten sie die Anfrage ab. Und weil sie das taten, sei eine „neue Frau, die da in Charge ist (...) komplett ausgerastet“, lästerte Bill. Sie hätte die Unverschämtheit besessen, in einer Mail das Wort „ungehörig“ zu verwenden.
Laut „Bild“ beharrte die Produktionschefin darauf, dass die Besetzung ein Geheimnis bleiben muss, weil die Künstler unabhängig voneinander Verträge unterschreiben würden. Bill findet: „Das ist doch so in die Jahre gekommen“ und – das hatten wir bereits: „Wie am Arsch die Musikindustrie ist, wenn Künstler sich so was gefallen lassen müssen.“
Was Bill offenbar nicht verstanden hat, ist die Widersprüchlichkeit seiner Tirade. Denn auch wenn das Modalverb „müssen“ einen gewissen Zwang impliziert, ist sein Fall doch der beste Beweis dafür, dass der nicht vorliegt. Er hatte die freie Entscheidung, sich, was auch immer, eben nicht gefallen zu lassen. Diplomatischer wäre es von seiner Seite aus also gewesen, von „kreativen Differenzen“ zu sprechen.

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So geschehen bei Rammstein. Nachdem es um die Skandalband in letzter Zeit ein wenig ruhiger geworden ist, sorgte sie in den vergangenen Tagen mal wieder für Schlagzeilen. Grund ist ein personeller Wechsel an der Gitarre. Medien titelten, Rammstein-Sänger „Till Lindemann feuert Gitarristin“. Selbiger lieferte die Begründung Anfang der Woche auf Instagram. Sein Wortlaut, Sie ahnen es, kreative Differenzen.
Gehen muss Jessica Ruestow, aber weil die Show ja weiter gehen muss, wurde zugleich die Nachbesetzung benannt. Dani Sophia heißt sie und ist tatsächlich keine Unbekannte – zumindest nicht bei über 18-jährigen Nutzern der Social-Media-Plattform „OnlyFans“. Als Transmodel und „Okkultistin“ verbreitet sie hier explizite Inhalte von, nun ja, sich selbst.
Politische Differenzen
Einen gewissen Hang zur Rammsteinesken Poesie bewies Sophia zum sogenannten „Trans Day of Visibility“ am 31. März ebenfalls via Instagram. Hier schrieb sie: Sie schwöre, niemals den Hass oder die Angst zu erwidern, die ihr entgegengebracht wurde, sie wolle stattdessen Musik und Freundschaft Liebe und Verständnis an so viele Orte und Menschen wie möglich verbreiten: „Ich bin eine Kriegerin, deren Rüstung Selbsterkenntnis ist, deren Schild Mitgefühl ist, deren Schwert Verständnis ist und deren Schlachtruf einer der mütterlichen Liebe für meine Leute ist. Hört mich brüllen!“
Darauf muss man erstmal kommen. Das dachte sich wohl auch Ye, besser bekannt als Kanye West – und weiter gehts im wilden Ritt durch die unten-hintenrum verdorbene Musikindustrie. Der US-Rapper klaute inhaltlich bei der in Berlin lebende Musikerin Alice Merton – und die geht jetzt juristisch dagegen vor, klagt gar auf mindestens eine Million Dollar Schadensersatz.
Es geht um zwei Zeilen aus ihrem Song „Blindside“: „I sat down with a gun to my head/You told me not to move“. Mit ihnen und drei Klavierakkorden eröffnet Alice Merton ihren 2022 veröffentlichten Song „Blindside“. Dieselben Zeilen, diesmal a cappella gesungen, stehen auch am Beginn des Stücks „Gun To My Head“, das West im Dezember 2023 bei einer Präsentation seines Albums „Vulture“ in Miami dargeboten hat.
Laut der bei einem kalifornischen Bezirksgericht eingereichten Klageschrift hatte West erst im Februar 2024 um die Erlaubnis gebeten, die Zeilen verwenden zu dürfen. Dies wurde ihm verweigert.
Und was ist sonst noch passiert? Richtig, Fler. Eigentlich sah es so aus, als hätte der allseits ungeliebte Rapper endlich einen guten Freund und Unterstützer gefunden und zack, schon wieder gibt es Streit. Noch im Januar hatte Patrick Losensky, wie er bürgerlich heißt, niemand geringeren als seinen neuen alten Buddy Philipp Amthor (CDU) zum „Friedensgipfel“ im Bundestag besucht. Zuvor hatte es „Beef“ um einen Wahlspot gegeben.
Man glaubt es kaum, aber die Gründe für den Twist sind politisch: Die Union will unter der kommenden Schwarz-Rot-Regierung das sogenannte Informationsfreiheitsgesetz (Recht auf staatliche Informationen) abschaffen und Fler findet das nicht gut. Via Social-Media-Plattform Thread schreibt er: „Was soll der Blödsinn, Philipp Amthor? Da mach ich Support und dann so …? Das nächste mal wirds aber teurer.“ Wir dürfen gespannt bleiben.
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