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Daniela Herrmann vom Verein „Lebendige Bibliothek“ erzählt Schülern spannende Kapitel aus ihrem Leben. Die Tagesspiegel-Weihnachtsspendenaktion sammelt für ihren Verein gegen Diskriminierung und Vorurteile.

© Tim Schmidt

„Echt? Hätte ich nicht gedacht!“: Projekt gegen Vorurteile bittet um Spenden

In der zweiten Folge unserer Weihnachtsaktion 2024/25 stellen wir die „Lebendige Bibliothek“ vor. Der Verein will mehr Begegnungen an Schulen mit Menschen ermöglichen, die Diskriminierung ausgesetzt sind.

Stand:

Berlin muss sparen - der Tagesspiegel hilft Berlin: Bei der 32. Runde der Weihnachtsaktion „Menschen helfen!“ 20254/25 bitten wir um Spenden auf unser Vereinskonto für 52 ausgewählte soziale Projekte. In unserer Serie stellen wir einige stellvertretend vor. Heute: „Wie lesen – nur krasser! Die Lebendige Bibliothek für Berliner Schüler:innen“ .

In der Schule haben sie das Ratequiz gespielt, und die Frage lautete: „Kann Dani schwimmen?“ Dani, das ist Daniela Herrmann. Alle Kinder stellten sich auf jenen Platz in der Klasse, wo sie sich für die Antwort „Nein!“ gruppieren sollten. Nur ein Mädchen ging zum „Ja!“-Platz, sie hatte schon mal eine Vorrichtung gesehen, die Rollstuhfahrende ins Wasser hebt. Und wollte gerade zum anderen Lager wechseln, so viele müssen doch recht haben! Doch sie lag richtig, und sie machte damit vor, dass man zu seiner eigenen Meinung stehen soll, auch wenn diese eine Außenseiterposition ist. Zugleich war das Vorurteil, dass Menschen mit Behinderung weniger können als Menschen ohne eine Behinderung, beseitigt.

„Wir können es genauso, nur anders“, sagt Daniela Herrmann, 54, Mitbegründerin des Vereins „Lebendige Bibliothek“. Sie bittet um Spenden an die Tagesspiegel-Weihnachtsaktion „Menschen helfen!“ 2024/25, weil sie ihr Begegnungsprojekt jetzt an Schulen ausbauen möchten.

Das müssen wir in Berlin auch machen!

Daniela Herrmann, Mitbegründerin vom Verein „Lebendige Bibliothek“

Los ging es 2018, durch einen schönen Zufall. Eine der Vereins-Mitgründerinnen ist „zur Hälfte Dänin“, erzählt Daniela Herrmann. Damals war sie gerade in Dänemark und erfuhr dort von der „Lebendigen Bibliothek“. Sogenannte lebendige Bücher sind Menschen, die von Vorurteilen und Diskriminierung betroffen sind, etwa aufgrund ihrer Herkunft, Religion, sexuellen Orientierung oder Behinderung. „Dann haben wir gesagt, das müssen wir in Berlin auch machen, zumal ich gelernte Bibliothekarin bin!“, sagt Herrmann aus Friedenau und lacht.

Miteinander statt übereinander reden

„Daher bieten wir die Möglichkeit, direkt ins Gespräch zu kommen und miteinander zu reden statt übereinander“, steht in der Bewerbung des Vereins für „Menschen helfen!“ 2024/25. Der Spendenverein des Tagesspiegels nahm das Projekt aus Tempelhof-Schöneberg gern auf, in dem gesellschaftlichen Klima, in dem sich unterschiedliche Lager entzweien, statt aufeinander zuzugehen.

Mitgefühl, okay, aber bitte kein Mitleid

In der Anfangszeit ging sogar eine Schülerin auf Daniela Herrmann zu, „sie erlebte auch Selbstwirksamkeit, als ich auf ihre Bitte hin in ihre Schule kam“. Die Kinder fuhren selbst im Rollstuhl einkaufen und erlebten, dass viele Waren nicht barrierefrei erreichbar sind. Den Lehrer stoppte die Stufe an der Bäckerei-Eingang. Und jetzt? Einfach andere ansprechen! „Wir sind logistisch eben top organisiert und sehr flexibel im Kopf, haben immer einen Plan B“, sagt Herrmann, ganz gegen das Klischee der armen, schwachen Menschen mit einer Behinderung.

„Habt Mitgefühl, aber kein Mitleid“, appelliert sie, fängt Trauer auf, macht Mut. Und freut sich darüber, dass Kinder oft unbefangen frei raus die „unfassbar tollsten Fragen“ stellen.

Sie wollen früh Vorurteile abbauen

Menschen bringen unterschiedliche Perspektiven und Geschichten mit: der lernende Mensch mit einer Lese-Rechtschreibschwierigkeit, der ehemals Wohnungslose, ein Mensch mit Fluchthintergrund, ein Polizist („Bulle“) oder auch trans Personen bauen ehrenamtlich Berührungsängste ab. Etwa 30 Veranstaltungen gab es seit 2018. Laut der stellvertretenden Vereinsvorsitzenden Nadine Oeser kamen in die Bibliotheken früher eher ohnehin offene Menschen, daher der Schwenk in die Schulen. Mit geplanten Themen wie Außenseitertum wegen Übergewichts.

Deswegen hofft der Verein auf Spendengelder

Ein Workshop für eine Schulklasse kostet etwa 250 Euro: Aufwendungen für Vor- und Nachbereitung mit der Schule, Materialien wie ein kurzer Porträtfilm, die Ehrenamtspauschale. Es gibt schon eine Warteliste mit Schulen. Schön wäre es, beispielsweise 1000 junge Berlinerinnen und Berliner für ihre Vorteile zu sensibilisieren, sozialer Ausgrenzung entgegenzuwirken und für mehr gesellschaftlichen Zusammenhalt zu sorgen, wünscht sich der Verein. Und freut sich über neue „lebendige Bücher“ als Ehrenamtliche (Kontakt: oeser@lebendige-bibliothek.org). Damit noch mehr junge Menschen mit der Erfahrung aufwachsen können:

„Manche Menschen sind gar nicht so, wie ich gedacht hätte.“

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