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Einmal Kleid von Motsi Mabuse bitte: Neuer Secondhand-Laden am Potsdamer Platz
Keine drei Monate ist es her, als Ekaterina Inashvili ihren Secondhand-Laden eröffnete. Das Konzept, alte Promi-Kleider für den guten Zweck zu verkaufen, scheint aufzugehen.
Stand:
Secondhand-Läden oder Vintage-Shops gibt es in Berlin wohl ähnlich viele wie Döner-Buden oder Spätis. Die einen verkaufen nach dem „Pick and Weight“-Prinzip, also nach Kilopreisen, die anderen spezialisieren sich auf edle Designer-Teile und wieder andere konzentrieren sich mit ihrem Angebot auf ein bestimmtes Jahrzehnt. Wer in den Handel mit gebrauchter Mode einsteigen will, sollte sich also Gedanken machen, wie man da herausstechen kann.
Natürlich kann eine exponierte Lage helfen. Gibt es in der näheren Umgebung keine Konkurrenz, kommen die shoppingwütigen Touristen, denen zahllose Reiseführer Berlin als Vintage-Paradies weisgemacht haben, sowieso. Das Angebot spielt dabei eine eher untergeordnete Rolle. Ein gutes inhaltliches Konzept kann allerdings auch nicht schaden.
Dienstagvormittag, das kürzlich erst rundum-sanierte Einkaufszentrum „The Playce“, direkt am Potsdamer Platz, ist nicht wirklich gut besucht. Vereinzelte Passanten bummeln ziellos von Schaufenster zu Schaufenster, spät aufgestandene Berliner nutzen die Abkürzung durch die Arkaden auf ihrem Weg vom S-Bahnhof zu den umliegenden Büros.
Nachhaltiges Ehrenamt
Ekaterina Inashvili ist dennoch beschäftigt: In ihrem kleinen Second-Hand-Laden im Untergeschoss der Mall stöbern sich einige Kundinnen durch die voll behängten Kleiderstangen. Ob die drei englischsprachigen Touristinnen wissen, wo sie hier hineingeraten sind? Wohl kaum – rein äußerlich unterscheidet sich „Secondhand in the City“, wie der Laden in Anlehnung an die erfolgreiche TV-Serie „Sex and the City“ heißt, nicht von ähnlichen Boutiquen.
Im Unterschied zu diesen war hier aber schon Presse da – und viele Promis. „Ich baue hier das kleine Vintage-KaDeWe auf“, sagt sie am Telefon. Inashvili verkauft nämlich nicht irgendwas, sondern Aussortiertes von TV-Stars, Schauspielern und Sängern. Und es kommt noch besser: Die Erlöse der verkauften Ware gehen an eine wohltätige Organisation, die der prominente Vorbesitzer der Kleidung ausgewählt hat.
Man muss nicht reich sein, um zu helfen, es beginnt mit kleinen Schritten
Ekaterina Inashvili, Secondhand-Laden-Betreiberin
Aktuell hängt im Eingangsbereich zum Beispiel ein Kleid der „Let’s Dance“-Jurorin Motsi Mabuse, mit Beweisfoto vom roten Teppich, auf dem Mabuse das Kleid einst trug. Der Originalpreis sei 1500 Euro gewesen, verkauft wird das gute Stück jetzt für knapp 500. Also eigentlich. Erst heute Morgen schrieb die Stylistin der prominenten Tänzerin, Mabuse wolle das Kleid doch noch einmal tragen.

© dpa/Rolf Vennenbernd
Das ist für Inashvili kein Problem. Ihr geht es um Nachhaltigkeit, sie freut sich also, wenn Kleider nicht nur einmal getragen werden. Der Nachhaltigkeitgedanke war es auch, der sie auf die Idee gebracht hatte, den Secondhand-Shop vor gut drei Monaten zu gründen. Als der Karstadt in der Wilmersdorfer Straße im Januar schließen musste, half sie ehrenamtlich bei der Auflösung. Aussortierte Kleiderstangen und Regale sind heute das Interieur von „Secondhand in the City“. Außerdem hatte sie Isomatten und Schlafsäcke 80 Prozent günstiger erworben und der Obdachlosen-Hilfe rund um Frank Zander vermacht.
Ihre guten Kontakte zu Leuten aus der Unterhaltungsindustrie hat die aus Georgien stammende Inashvili, weil sie über viele Jahre in der PR- und Eventbranche gearbeitet hat. Ihre Bekanntschaften, etwa Moderatorin Jana Ina Zarella, die Schauspieler Christian Intorp und Sarah Alles oder die Blue Man Group, bringen ihre Kleider dann persönlich vorbei. Gemeinsam wird der Preis beschlossen, der – ohne Profit für Inashvili – voll und ganz gespendet wird.
Weil sie karitativ arbeitet und mit ihren prominent besuchten Veranstaltungen die Umgebung belebt, zahlt Inashvili keine Miete und sie selbst ist es, die hier wochentags von früh bis spät im Laden steht. Sie hatte bisher ein schönes und erfülltes Leben und könne es sich leisten, etwas zurückzugeben: „Man muss nicht reich sein, um zu helfen, es beginnt mit kleinen Schritten.“
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