
© imago images/Sabine Gudath
Mann stürzte auf vereister Fahrbahn: 56-jähriger Radfahrer stirbt in Berlin-Pankow
Ein Radfahrer starb am Dienstagvormittag bei einem Alleinunfall. Er stürzte, als er von der Fahrbahn auf den Radweg einbog. Dort lag Schnee. Der Verein Changing Cities kritisierte die Unfallstatistik der Polizei.
Stand:
Am Dienstag ist der erste Fahrradfahrer in diesem Jahr bei einem Verkehrsunfall gestorben. Laut Polizei stürzte der 56-Jährige gegen 10.30 Uhr auf der Prenzlauer Promenade. Es handelt sich um einen Alleinunfall, laut Polizei soll die Unfallstelle vereist gewesen sein.
Laut Zeugen soll der Mann zunächst noch ansprechbar gewesen sein, verlor dann aber das Bewusstsein. Im Polizeibericht heißt es, dass er schwere Kopfverletzungen hatte und keinen Helm trug. Vorgeschrieben ist das Tragen eines Helmes nicht.
Wie ein Polizeisprecher sagte, lagen auf dem Übergang von der Straße zum Rad- und Gehweg Eis und Schnee. Kurz hinter der Kreuzung mit der Granitzstraße/Rothenbachstraße beginnt auf der Prenzlauer Promenade in Richtung S-Bahnhof Pankow-Heinersdorf ein älterer, benutzungspflichtiger Hochbord-Radweg. Dieser ist durch einen mehrere Zentimeter hohen Bordstein von der Fahrbahn getrennt – auch ohne Eis eine potenzielle Gefahr. In den vergangenen Wintern hatten Fahrradverbände immer wieder kritisiert, dass Radwege zuletzt geräumt werden.
Der ADFC weist darauf hin, dass nicht geräumte Radwege bei der BSR gemeldet werden können per Mail oder unter der Telefonnummer 7592 4900. Wenn benutzungspflichtige Radwege (rundes blaues Schild) nicht geräumt sind, darf die Fahrbahn benutzt werden.
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Der 56-Jährige ist der zweite Verkehrstote in diesem Jahr. In der vergangenen Woche war eine 86-Jährige in Lichtenberg beim Überqueren der Gleise von einer Straßenbahn überrollt worden. Die Seniorin starb am Unfallort. 2024 sind vier Menschen bei Unfällen mit der Straßenbahn getötet worden. Insgesamt starben 55 Menschen, darunter 24 Fußgänger und elf Radfahrer. Der Anteil der Senioren war mit 27 so hoch wie nie. Die beiden ersten Unfälle des Jahres setzen also den Trend des Vorjahres fort.
Am Mittwoch reagierte der Verein Changing Cities (CC) auf einen Bericht des Tagesspiegels von Freitag. Darin wurde beschrieben, dass im Jahr 2024 nur in einem einzigen Fall der Tod einer Radfahrerin alleine vom Unfallgegner verursacht wurde. Es war der eigentlich als „klassisch“ geltende Rechtsabbiegeunfall mit einem Lastwagen.
Die Straßenverkehrsordnung und alle anderen Regelungen, die den Verkehr betreffen, spiegeln ein veraltetes, autozentriertes Weltbild wider.
Verein Changing Cities (CC), Sprecherin Ragnhild Sørensen
In zwei Fällen hatte die Polizei in ihrer Statistik zwei Verursacher erfasst. Denn selbst der auf der Landsberger Allee von einem Raser getötete 38-Jährige gilt als mitschuldig, weil er die Vorfahrt des Autos missachtet hatte. Für CC ist das unfassbar: „Wer auf die Straße tritt und nicht berücksichtigt, dass ein Auto dreimal so schnell wie erlaubt heranrasen könnte, wird von der Polizei als Mitverursacher eingestuft.“ Der Verein fordert mehr Tempo 30 in Berlin.
Beim zweiten Unfall mit zwei Verursachern waren nachts in einem Spandauer Park zwei Radfahrer kollidiert. Beide waren betrunken und hatten keinen Helm auf, einer fuhr ohne Licht. Alle acht anderen Radfahrer verursachten ihren Unfall alleine, so die offizielle Statistik der Polizei.
Der Verein Changing Cities protestiert: „Die Straßenverkehrsordnung und alle anderen Regelungen, die den Verkehr betreffen, spiegeln ein veraltetes, autozentriertes Weltbild wider“, sagte CC-Sprecherin Ragnhild Sørensen. Dass zehn der elf Radfahrer als (Mit-)Verursacher gelten, sage „mehr über den Blickwinkel der Polizei, als über den tatsächlichen Hergang der Kollisionen“, so Sørensen.
Das Straßenverkehrsunfallstatistikgesetz erkenne zum Beispiel „unzureichende Infrastruktur nicht als Ursache an“, kritisiert der Verein, der aus dem Volksentscheid Fahrrad hervorging. In der Straßenverkehrsordnung gehe es „nicht um Sicherheit für alle Menschen, sondern immer noch um die Leichtigkeit des Autoverkehrs“, kritisierte Sørensen.
Die Sprecherin betonte, dass Gerichte über die Schuldfrage entscheiden und nicht die Polizei. Genau das hatte ein für die Unfallstatistik zuständiger Beamter des Präsidiums in der vergangenen Woche im Gespräch mit dem Tagesspiegel gesagt: Die Schuld kläre ein Gericht, „nicht ein Kreuz in unserer Excel-Tabelle“.
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