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Junge Leute im Internet : Die Re:publica lockt Schüler mit TikTok-Promis und Franzi Giffey
Das Re:publica Jugendformat „Tincon“ ist unterhaltsam wie lehrreich. Zum Auftakt der Digitalkonferenz sprachen Social-Media- und Fernsehstars über Kopftücher, Judentum oder Klimaaktivismus.
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Am Montagmorgen öffnete Europas größte Digitalkonferenz, die Re:publica, in der Berliner Event-Location Station, wieder einmal ihre Tore. Zeitgleich fiel auch der Startschuss für deren Jugendprogramm „Tincon“. Und weil das in diesem Jahr zum zehnten Mal passierte, fiel die Begrüßung besonders feierlich aus. Verantwortlich dafür war die Moderatorin, Journalistin und offenbar auch Berufsjugendliche Maria Popov (32): Ihr Teenager-Slang klang einstudiert, ihre Freude darüber, dass sie hier die Gastgeberin sein darf, nicht.
Stolz verkündete sie das „abgefahrene Programm“. Es gibt drei Bühnen, zwei Workshop-Räume, eine Minecraft-Arena und ganz viel Besuch von Leuten, die sonst auf TikTok unterwegs sind. Das Handy darf in der Hand bleiben und es darf mit den „Friends“ getuschelt werden, weil man ist hier ja zum Glück nicht in der Schule – die Tincon fördert Medienkompetenz! Zum Zehnjährigen hätten sich laut Veranstalter dafür über 5000 Schülerinnen und Schüler angemeldet.
Der gut besuchte inhaltliche Auftakt war dann erstmal zum Lachen: eine Stand-up-Comedy-Nummer von „Content Creatorin“ Maraam. Mithilfe einer PowerPoint-Präsentation stellte sie sich, als gutaussehenden, aber leider technisch nicht besonders versierten Zwilling, oder auch Gemini, vor. Das war natürlich schon Teil der Nummer. Ihre Späße drehen sich um ihr Kopftuch, ihre libanesischen Wurzeln, ihren türkischen Ehemann, ihr Talent, Stimmen zu imitieren und den Umstand, dass sie als Schülerin gemobbt wurde.
Die Abgründe des Smartphones
Eine wilde Mischung, ohne erkennbaren roten Faden, wie viele, aneinandergereihte TikTok-Videos. Den Lachern nach zu urteilen, fühle sich das junge Publikum äußerst gut unterhalten, stellte im Anschluss höflich ein paar Fragen und nahm das Angebot, Fotos mit dem Idol zu schießen, dankend an.

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Das Folgende sollte dann doch ein bisschen ernster werden. Ein Vortrag über die Abgründe des Smartphones, ein Quiz über das Gehirn oder eine Präsentation zum Thema Klimaaktivismus auf der Straße, zum Beispiel. Außerdem, zum Abschluss von Tag eins, eine Paneldiskussion mit dem Titel: „Die Zweiflers im Gespräch: jüdische Identität im Fernsehen“. Dafür wurde Leinwandstar Aaron Altaras (Unorthodox), Produzent David Hadda und Aktivistin Hanna Veiler eingeladen.
In Bezug auf Juden herrsche in Deutschland ein starkes Opfernarrativ, findet Hadda, in der ARD-Miniserie „Die Zweiflers“ wollte er dem etwas entgegen und sich eher die ambivalente Heldengeschichte seiner Protagonisten konzentrieren. Ohne die gängigen Klischees, die Hauptdarsteller Altaras mit „Klezmer und KZ“ zusammenfasst.
Die Fragerunde im Anschluss wurde zum emotionalen Austausch zwischen dem gar nicht mehr so jungen Publikum und der Panel-Besetzung. Es gab Lob, Kritik und große Freude darüber, dass Hadda bereits an der zweiten Staffel schreibt.
So wie die Re:publica läuft auch die Tincon noch bis Mittwoch und auch die kommenden Tage werden prominent besetzt sein. Als „Speaker“ eingeladen sind unter anderen der Beauty-Vlogger Leon Skincare, der Social Media Spaßvogel Helge Mark, Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und eben auch Jugend Karin Prien oder Wirtschaftsinfluencerin und Berlins ehemalige Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey.
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