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Klare Kante: Herbert Grönemeyer am Samstagabend beim CSD am Brandenburger Tor.

© dpa/Carsten Koall

CSD Berlin 2024 im Newsblog: Grönemeyer fordert Grundgesetzänderung – „und das sofort, klar und zackig“

Hunderttausende treten für queeres Leben ein: Zum Christopher Street Day zieht eine riesige Demo durch Berlin. Zum Finale begeistert Herbert Grönemeyer mit einem 20-minütigen Auftritt.

Es ist die größte Demonstration Berlins: Hunderttausende Menschen sind am Sonnabend beim Christopher Street Day für queere Rechte durch die Hauptstadt gezogen. Ein betont politischer Auftritt von Herbert Grönemeyer am Brandenburger Tor bildete das Finale. Bei einer Palästina-Pride am Nachmittag war die Stimmung hingegen aggressiv.

Wir begleiten Fest und Protest im Liveblog.

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Ingo Salmen
Author Ingo Salmen
„Hetero-Boomer“ Grönemeyer feiert die queere Bewegung als „Befreiung“
Sein Auftritt war bis einen Tag vor dem CSD geheimgehalten worden. Dann steht er pünktlich auf der Bühne vor dem Brandenburger Tor: Herbert Grönemeyer, einer der größten Stars der deutschen Musik, hat am Samstagabend bei der Abschlusskundgebung queeres Leben gefeiert und gegen Feinde der Demokratie verteidigt. Zehntausende feierten ihn in strömendem Regen.

„Dass ihr mich als alten Hetero-Boomer eingeladen habt, ist wunderbar“, sagte der 68-Jährige zu Beginn seines Auftritts. Als Kind der 60er und 70er habe er versucht, gegen die Spießigkeit der Eltern zu rebellieren.

„Ich trug, seit ich 14 war, Halsketten und Ringe. Meine Mutter legte mir einen handgeschriebenen Brief aufs Kopfkissen, sie schrieb, das sei weibisch“, erinnerte er sich in seiner kurzen Ansprache ganz persönlich. „Dann kam die Schwulenbewegung und plötzlich wurde die Welt bunt“, sagte Grönemeyer. „Sie hat uns Hirn und Herz geöffnet.“ Und machte klar: „Das war für uns eine Befreiung.“

Man sei miteinander älter geworden und habe sich daran gewöhnt, dass man jeden Menschen lieben könne, sagte der Star weiter. „Egal, woher er kommt.“

In der Demokratie sei man bisher von einem „gemeinsamen Wertekanon“ ausgegangen, sagte Grönemeyer. „Zurzeit werden Demokratien weltweit auf perfide Art und Weise durch fundamentalistische, faschistische Kräfte attackiert“, stellte er jedoch fest. „Lassen wir das nicht zu.“

Auch er plädierte für daher für eine Änderung des Artikels 3 Grundgesetzes GG – „und das sofort, klar und zackig“. Der CSD setzt sich in diesem Jahr besonders dafür ein, auch Diskriminierungen wegen der sexuellen Identität von Verfassungs wegen zu untersagen.

Die queere Bewegung fächere die Welt „farbenfroh“ auf, sagte Grönemeyer weiter. Das sei eine „Zukunftsperspektive“. Lebensmodelle, an denen „gewisse konservative und rechtsradikale Parteien“ arbeiteten, seien hingegen finster und führten zu Repressionen. „Wir stellen uns dagegen“, sagte der Musiker. „Kämpfen wir für eine progressive Welt, jeden Tag und Seite an Seite“, appellierte Grönemeyer. „Schauen wir jeden Tag über den Tellerrand, uns gegenseitig in die Augen, bleiben wir im Diskurs!“

Und dann: „Die Zukunft ist und bleibt bunt – und jetzt sing' ich noch was.“ Es ging los mit „Angstfrei“, dann folgten Hits wie „Mensch“ und „Zeit, dass sich was dreht“. Nach 20 Minuten war Schluss. (mit Tobias Langley-Hunt)
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Jana Demnitz
Author Jana Demnitz
CSD und Herbert Grönemeyer fordern Schutz queerer Menschen

Hier noch unser Videobeitrag zum CSD. Hunderttausende haben für Gleichstellung und den Schutz queerer Menschen demonstriert. Wir haben darüber mit dem CSD-Vorstand Ulli Pridat und dem Regierenden Bürgermeister von Berlin Kai Wegner gesprochen. Und am späten Abend brachte Herbert Grönemeyer trotz Regen die Community noch mal richtig in Schwung. War ein gelungener Abschluss für den 46. CSD.

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Dominik Mai
Author Dominik Mai

Aus und vorbei – mit dem Brandenburger Tor in Regenbogenfarben 

Over and out. Pünktlich um Mitternacht endet das Bühnenprogramm des Christopher Street Day am Brandenburger Tor. Zum Abschluss erstrahlt das Tor in Regenbogenfarben.

Damit beenden auch wir unsere Live-Berichterstattung vom CSD. Wir bedanken uns für Ihr Interesse und wünschen eine gute Nacht! Geruhsam oder ausgelassen, ganz wie Sie mögen.
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Ingo Salmen
Author Ingo Salmen

Die Polizei hat noch mal gezählt: mindestens 250.000 Teilnehmende

Am Abend gab die Polizei noch ihre Schätzung heraus: Sie geht von mindestens 250.000 Teilnehmenden beim Berliner CSD aus. Angesichts der langen Demonstrationsstrecke und vielem Zustrom zwischendurch ist das naturgemäß immer eine Herausforderung, die Zahl zu ermitteln. Die Veranstalter liegen mit ihrer untersten Einschätzung nicht so weit darüber: Sie sprachen früher am Abend von 300.000 bis 500.000 Menschen. 
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Ingo Salmen
Author Ingo Salmen

Erst Preisverleihung, dann Palästina-Protest

DJ Ipek, bekannt unter anderem als Resident der Gayhane Party im SO36, bekommt einen „Soul of Stonewall Award“ und bedankt sich als Erstes bei ihrer Mutter, dann bei allen Freund*innen - inklusive der Ex-Freundinnen. Sie fügt an, dass sie nur frei ist, wenn alle frei sind. Zum Abschluss ruft sie zweimal „Free Palestine!“ (Nadine Lange)
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Tobias Langley-Hunt

Queerbeauftragter mit langer Begrüßung – und vielen Errungenschaften

Nachdem der Berliner Queerbeauftragte Alfonso Pantisano (SPD) trotz Ankündigung keine Rede hielt, spricht jetzt Sven Lehmann, Queerbeauftragter des Bundes und Grünen-Politiker auf der Bühne am Brandenburger Tor.

„Liebe Lesben, liebe Schwule, liebe Bisexuelle, liebe transgeschlechtliche Menschen, liebe intergeschlechtliche Menschen, liebe nonbinäre Menschen, liebe asexuelle, liebe pansexuelle Menschen, liebe genderfluide Menschen, liebe polyamoröse Menschen, ich freue mich euch hier zu sehen“, leitet Lehmann seine Rede ein.

Der CSD sei immer schon wichtig für die Demokratie gewesen, es gehe nicht um Forderungen schriller Minderheiten, sondern um Menschenrechte: „Deswegen sind wir hier!“ Auch eine Botschaft an alle „Hater“ hat er: „Wir lassen uns nicht mehr unsichtbar machen – nie wieder.“

In der Bundesregierung habe man in den vergangenen Jahren viel erreicht, unter anderem gleiche Rechte bei der Blutspende, fährt Lehmann fort. Außerdem die Umsetzung eines neuen Gesetzes, dass Hetze gegen Minderheiten zur Straftat gemacht habe. Auch das Transsexuellen-Gesetz sei abgeschafft und durch ein Selbstbestimmungsgesetz ersetzt worden. „Ein gemeinsamer Erfolg der Community“, so Lehmann.

Gegen Ende formuliert er Forderungen: Das Familienrecht müsse an Regenbogen-Familien angepasst werden. „Nach der Sommerpause geht die Änderung los“, verspricht er. Die wichtigste Forderung: Artikel 3 im Grundgesetz müsse angepasst werden. Was unter anderem beinhalte, dass die Ehe für Alle für immer gesichert werde.

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Ingo Salmen
Author Ingo Salmen

Trotz Unwetterwarnung: Herbert Grönemeyer soll 22.15 Uhr auftreten

Nach der Unwetterwarnung des Deutschen Wetterdienstes ist die Frage: Wie gehen die Veranstalter damit um? Das Regenradar von Wetteronline zeigt aktuell an, dass größere Niederschläge ab etwa 21.30 Uhr die Mitte Berlins heimsuchen könnten. Um 22.15 Uhr soll Herbert Grönemeyer bei der Abschlusskundgebung am Brandenburger Tor auftreten. Und eine Sprecherin des CSD teilte dem Tagesspiegel soeben mit: "Grönemeyer tritt wie geplant auf."
WetterOnline
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Bjarne Overkott

Und zum Finale stimmen die Veranstalter "From the River to the Sea" an

Die Veranstaltung endet langsam in Kreuzberg, viele Personen verlassen das Gelände. Vorher trauen sich die Veranstalter noch, gegen die Auflagen zu verstoßen, die sie selbst verkündet haben. Sie stimmen einen kurzen antisemitischen Sprechchor „From the River to the Sea“ an. Die letzten sprechende Person werfen Deutschland vor, dass Juden in Israel nicht sicher wären und Deutschland ein grundlegend rassistischer Staat wäre. Weiter werfen sie Deutschland unter anderem Kolonialismus und Imperialismus vor. Das Level der Aufmerksamkeit ist unterschiedlich vor Ort, die einzigen Klatscher sind durch die Lautsprecher zu hören.
Teilnehmer der Demonstration zeigen das Hamas-Dreieck.
Teilnehmer der Demonstration zeigen das Hamas-Dreieck.   Bild: Bjarne Overkott
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Bjarne Overkott

Palästina-Pride endet auf dem Mariannenplatz

Am Ende der Demonstration finden noch Reden auf dem Kreuzberger Mariannenplatz statt. Viele Anwesenden folgen ihnen nur noch lose. Trotz zahlreicher Verstöße gegen die Auflagen der Polizei hat die eine Auflösung der Demonstration zu keiner Zeit in Erwägung gezogen, wie der Polizeiführer vor Ort erklärt. Die Verstöße seien sofort und konsequent geahndet worden.
Bild: Bjarne Overkott
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Tobias Langley-Hunt

Warum Alfonso Pantisano keine Rede hielt

Am Rande des CSD-Bühnenprogramms am Brandenburger Tor begründet der Berliner Queer-Beauftragte Alfonso Pantisano (SPD) auf Nachfrage des Tagesspiegels, warum er keine Rede hielt. Die Veranstalter des Berliner CSD hätten ihm keinen „geeigneten“ Slot zur Verfügung gestellt. Auch ungeklärte Sicherheitsmaßnahmen seien ein Problem gewesen.

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Sönke Matschurek
Author Sönke Matschurek

„Jesus Christus ist gekommen, um die Sünder zu retten“

Gegenseitige Provokationen.
Gegenseitige Provokationen.   Bild: Sönke Matschurek
Nicht überall wird beim CSD queeres Leben gefeiert. Direkt unterhalb der Siegessäule hat eine ultrachristliche Gruppe einen Stand aufgebaut. Einige der Männer mit den roten Westen halten selbstgezimmerte Kruzifixe empor, andere Schilder. Auf denen steht "Nur Jesus Christus rettet!" und "Jesus Christus ist gekommen, um Sünder zu retten".

Die vermeintlichen Sünder möchten allerdings gar nicht gerettet werden – sondern "ihren" besonderen Tag und ihr Sein feiern. Immer wieder stellen sich queere Paare vor den Stand, um sich - unter Beifall ihrer Peers - demonstrativ zu küssen. Die Polizei steht vorsorglich mit mehreren Einsatzkräften nebenan. 

Einige der Christen gehören offenbar einer Freikirche am Hohenzollerndamm an. "Ich rufe alle Schwulen, Lesben und Transmenschen zur Buße auf", sagt einer der Männer mit kleinem Kruzifix.

Eine CSD-Teilnehmerin versucht ein Gespräch mit den Ultrachristen. Sie ist sauer: "Leute, das ist nicht euer Tag!"
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Bjarne Overkott

Palästina-Pride am Mariannenplatz: Demonstrantin spricht vom Genozid

Die Demonstration ist am Mariannenplatz in Kreuzberg angekommen. Die Polizei zieht weiter Personen raus, die Flaschenwürfe in Reaktion haben aber abgenommen. Sie positioniert sich danach strategisch um die Abschlusskundgebung. Eine Demonstrantin fragt über ein Megafon, ob man nichts aus der deutschen Geschichte gelernt hätte. Es geschehe gerade ein Genozid, sagt sie.
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