
© Britta Pedersen/dpa
Newsblog zur re:publica 2018: Von der Künstlichen Intelligenz bis zu Hasstrollen im Netz
Die größte Digitalkonferenz Europas war zu Gast in Berlin: Die Themen reichten von der "Macht der Masse" über Banken bis zu Kryptowährungen. Alle Debatten zum Nachlesen im Newsblog.
- Carsten Werner
- Hendrik Lehmann
- Jana Demnitz
- Kurt Sagatz
- Hilda Lücker
- Sebastian Leber
- Marius Mestermann
- Oliver Voß
Stand:
Drei Tage re:publica sind vorbei. Hier noch einmal alle Highlights zum Nachlesen im Newsblog:
- Am Eröffnungstag trat die US-Whistleblowerin Chelsea Manning auf und forderte ethische Standards für Programmierer*innen. Außerdem auf der Agenda: Themen wie Künstliche Intelligenz, Blockchain, Überwachung, Banken und Klimawandel.
- Am Donnerstag war Satiriker Jan Böhmermann per Video zugeschaltet und äußerte Skepsis im Hinblick auf den Satire-Begriff. Auch Tagesspiegel-Chefredakteur Lorenz Maroldt war vor Ort und sprach über die Zukunft von Lokaljournalismus. Und was macht eigentlich die Virtual Reality?
- Der Dritte und letzte Tag der Internetkonferenz re:publica in Berlin galt dem Motto „POP“: Helene Fischer sei zwar der Avatar der Gegenwart, aber die neue Rechte macht immerhin keine Popmusik, sagte etwa Musikkritiker Jens Balzer. Außerdem ging es unter anderem um die Frage, was passiert, wenn Start-ups Städte planen. Blogger Richard Gutjahr sprach über seine Erfahrungen als Opfer rechter Verschwörungstheoretiker.
- Knapp 10.000 Menschen haben die dreitägige Veranstaltung und die begleitende Media Convention besucht.
- Am Samstag findet ein Digitales Volksfest, das erste "Netzfest", im Park am Gleisdreieck statt.
Ein Lied zum Schluss

Kür am Sonnabend
Gedenken an langjährigen Unterstützer

Das Ende ist nahe
Helene, der Avatar
Smarte Gabel, Entsafter im Netz - Unnötige Erfindungen mit Internetzugang
Wie viel Digitalisierung brauchen wir wirklich? Bei der Veranstaltung "The Internet of shitty Things" geht es um unnötige Erfindungen mit unnötigem Netzzugang: Eine smarte Gabel, Glühbirnen mit App-Steuerung oder ein 400 Dollar teurer Entsafter, der über seinen Internetanschluss analysiert, wie er am besten entsaften kann.
Teilweise werden solche Anschlüsse auch für das illegale Sammeln von Daten verwendet. Die Puppe Cayla konnte etwa nicht nur mit dem Smartphone gesteuert werden, sondern auch ihre Nutzer potenziell ausspionieren.

Über seelische Erkrankungen sprechen - auch in den Medien
Kati Krause ist Redakteurin für das Anxy-Magazin, das sich mit seelischer Gesundheit und psychischen Erkrankungen beschäftigt. Ihre Präsentation dreht sich darum, wie Menschen und Medien über derartige Leiden sprechen können. Sie stellt eine Reihe von Statistiken der Weltgesundheitsorganisation vor:
350 Millionen Menschen weltweit seien aktuell depressiv. Jeder vierte Bewohner der EU habe im letzten Jahr eine seelische Erkrankung durchlebt. "Es betrifft so viele Leute", sagt Krause, "und wir glauben immer noch, wir müssten so tun, als wäre alles in Ordnung."

Ehering wiedergefunden - mit Follower-Power
Dank einem Hilferuf bei Twitter hat eine Teilnehmerin der re:publica ihren verlorenen Ehering wiederbekommen. Eine andere Teilnehmerin entdeckte den Ring in ihrem Beutel - und wusste durch den mehr als 400 Mal geteilten Tweet, wer den gold-schwarz-weißen Ring aus Versehen dort hatte hineinfallen lassen. „Der Ring ist gefunden!“, twitterte Finderin Carmen Hillebrand.Die aus Frankfurt am Main zur Konferenz gereiste Claudia Sommer hatte den Verlust bei der Rückfahrt am Donnerstag bemerkt. „Mir war klar, wenn ich eine Chance haben möchte, ihn wieder zu bekommen, muss ich das sofort auf Twitter posten“, erklärte sie der Deutschen Presse-Agentur. Sie nahm ein Foto vom ähnlich aussehenden Ring ihres Mannes auf und veröffentlichte es. Einen halben Tag später kam die erlösende Botschaft. „Unglaublich“, meinte Sommer. Finderin Hillebrand möchte „das gute Stück“ (Sommer) nun persönlich nach Frankfurt bringen.
Stadtplanung: Kontrolle über Berlin zurückgewinnen
Welche
Wege gibt es, um von Unternehmen gesteuerte Stadtentwicklung in Berlin zu verhindern oder zumindest einzugreifen? Darüber haben Katalin Gennburg und Felix
Hartenstein auf einem Podium diskutiert, gemeinsam mit Hans
Albers, einem Kollegen Hartensteins beim Institut für Wirtschaft und
Stadt, und Cordelia Polinna von der Urban Catalyst GmbH in Kreuzberg. Polinna
ist Stadtplanerin und Stadtforscherin, ihr Spezialgebiet
ist Bürgerbeteiligung. Unser Reporter Jakob Pontius war dabei:
Im Gespräch wurde klar, wer die Hauptakteure der Stadtplanung sind:
Neben der Wirtschaft sind das Stadtpolitik und Verwaltung einerseits, Zivilgesellschaft andererseits. Gennburg argumentierte vor allem aus
staatlicher Perspektive. Sie plädierte vor allem dafür, in großem Stil
Flächen aufzukaufen, um die Kontrolle über Berlin
zurückzugewinnen. Und zwar sowohl über den Wohnungsmarkt, als auch über
Gewerbeflächen.
Polinna stimmte zu: "Es ist wichtig, dass die Stadt auch das Gewerbe so
regelt, dass es überall einen bunten Mix gibt. Sonst werden die Wege für
Anwohner immer länger." Und das widerspreche nicht nur einer nachhaltigen
und ökologischen Stadtentwicklung, sondern senke auch die Lebensqualität.
Außerdem forderte Polinna, bei allen Bauvorhaben so früh wie möglich die Anwohner einzubinden, egal ob öffentlich oder privat. „Wir müssen Plattformen und Foren schaffen, wo sich Akteure treffen können. Dort können sie dann gemeinsam diskutieren, wie es mit ihrer Stadt oder ihrem Kiez weitergehen soll, entlang konkreter Projekte.“
Der Politik fehlt Verständnis
Traurig, aber wahr
Testgelände für Cambridge Analytica in Kenia
Was war der Skandal um Cambridge Analytica?

Wenn Start-ups Städte planen
In Berlin fühlen sich nicht nur Technologie-Start-ups wohl, auch Google drängt in die Stadt und will in Kreuzberg einen Campus aufbauen. Viele Anwohner sind not amused. Wie Tech-Firmen die Stadt mitgestalten, darüber diskutiert auch die re:publica. Unser Reporter Jakob Pontius hört sich vor Ort um:
Felix Hartenstein vom Institut für Wirtschaft und Stadt hat im Silicon Valley untersucht, wie Konzerne Stadtentwicklung verstehen. Er sagt: „Firmen haben schon Visionen für Stadtentwicklung. Aber sie schauen natürlich durch ihre Brille auf das Thema. Sie wollen Geld verdienen. Ein Autokonzern sieht vor allem viele Straßen.“ Politik und Zivilgesellschaft müssten entscheiden, ob diese Vision zu ihrer Vorstellung von Stadt passt. Und dann Firmen, die sich ansiedeln wollen, entsprechende Bedingungen stellen.
Unternehmensgesteuerte Stadtentwicklung hat nicht das Gemeinwohl im Blick, sondern den eigenen Profit, klar. Beides könne sich treffen, aber dafür brauche es Gesetze und Regulierung, glaubt Katalin Gennburg, Sprecherin für Stadtentwicklung der Linke-Fraktion im Abgeordnetenhaus Berlin. Sie plädiert dafür, aus Berlin eine öffentliche Smart City zu machen, keine private. Gennburg lobt Barcelona: Dort sei es gelungen, die Stadt zurückzuerobern. Besonders angetan haben es ihr öffentliche „Fab Labs“ in der katalanischen Hauptstadt. Sie nennt sie „digitale Bibliotheken des 21. Jahrhunderts“, wo Schüler nachmittags hingehen könnten zum Programmieren lernen.
Fakten am Freitag
Unser Reporter Jakob Pontius hat sich auf der re:publica heute mit dem Thema Stadt beschäftigt und unter anderem den Talk von Künstler und Aktivist Lars Zimmermann besucht. Der sprach über City-Hacking. Was das ist? Zimmermann zitiert Wau Holland: „Ein Hacker ist jemand, der herausfindet, wie man eine Kaffeemaschine nutzen kann, um ein Toast zu machen.“
Und er zeigt ein Beispiel, wie das in Städten geht: Briefkästen in der U-Bahn, statt am Straßenrand. „Das ist doch eine großartige Idee“, findet Zimmermann. U-Bahnen würden sowieso abends zum Betriebshof fahren, dort könnte die Post die Briefe einsammeln. Damit wären weniger LKWs und Busse in der Stadt unterwegs. Wie die Stadt noch besser funktionieren kann, will Lars Zimmermann gemeinsam mit anderen Aktivisten herausfinden, darum hat er die Berliner Open Source Circular Economy Days ins Leben gerufen. Könnte sein, dass man da im Juni einige re:publica-Besucher wieder trifft.
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