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Geisterkonzert für die gute Sache. J.Lamotta im Astra Kulturhaus bei "Culture Cast".

© Doris Spiekermann-Klaas

Mit Maske und Mikro: Joachim Witt singt bei Corona-Benefiz

Die Konzertreihe „Culture Cast“ im Astra Kulturhaus hilft Obdachlosen, Tierheim und Sea-Watch. Auch der "Goldene Reiter" Joachim Witt tritt auf.

Passiert nicht alle Tage, dass eine Sängerin sich mit Liegestützen warmmacht. Ist aber so, Jazz-Soul-Sängerin J. Lamotta, israelisch-marokkanische Wahlberlinerin, pumpt sich in Stimmung für den Livestream-Auftritt im Astra Kulturhaus auf dem Gelände des RAW-Tempel in Friedrichshain. Ist schließlich alles für den guten Zweck.

Wegen der Corona-Gefahr wird es aber ein Geisterkonzert, fast ganz ohne Publikum, aber mit Maske. Das Kollektiv „Culture Cast“ , ein den Veranstaltern zufolge unabhängiger Zusammenschluss aus professionellen Kreativen aus Medienbranche, lädt wieder zur gleichnamigen Benefiz-Livestream-Eventreihe: Am Sonnabend, 10. Oktober, konnte man Joachim Witt, der einst als „Goldener Reiter“ auf der Neuen Deutschen Welle ritt, ab 20 Uhr beim nächsten Livestream-Konzert online miterleben. Am 16. Oktober spielt die Band „Sorry 3000“ – auch mit besonderer Motivation.

„Ihr tut auf jeden Fall was Gutes, seid bitte dabei und betätigt auch ordentlich den Spendenbutton“, sagt Moderatorin Kate Kaputto vom Radiosender Flux FM ins Mikro des stillen Konzertraums. Denn durch den Verkauf von Solidaritätstickets können und sollen die Gäste von „Culture Cast“ unter anderem die Hilfsorganisationen Sea-Watch, die Obdachlosenhilfe Berlin und Tierschutzverein für Berlin unterstützen.

Die Solitickets werden online ab zwei Euro und nach oben hin offen angeboten. Die Bands vor leerem Raum sollen „Nonprofit möglich machen“, so wünscht es Kate Kaputto, „ich finde das großartig, haltet Culture Cast am Leben“.

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Denn ein weiteres Drittel der Erlöse gehe an das Veranstalterteam, denen Corona die Einnahmequellen genommen hat. So werde die Berliner Clubszene in harten Zeiten unterstützt, wie auch zu einem Drittel die Künstlerinnen und Künstler, denen nicht nur die Einnahmen fehlen, sondern vor allem die Interaktion mit dem Publikum, wie auch Sängerin Douniah erzählt. Ihre souligen, leisen Reime, die sie ins Mikro haucht, lassen die Gedanken abschweifen, am Mischpult brennt ein Räucherstäbchen, ungestört von den Regungen eines Publikums steigt der Rauch empor.

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Da war doch mal was. Zuhörer eng in einem Raum, Konzertatmosphäre – wohl auch in Zukunft für längere Zeit nicht möglich. Aber Kreative wissen sich selbst zu helfen.

Spenden für Sea-Watch, Obdachlosenhilfe, Tierheim

Aus der Isolation zu Hause, aus der plötzlichen freien Zeit ohne Jobs, aus dem wirtschaftlichen Vakuum heraus bildete sich nach dem Lockdown im März 2020 das Veranstalterteam, das der Kunst- & Kulturszene eine weltweite Plattform via Livestreaming auf Youtube & Facebook bieten wolle „und in Corona-Zeiten Konzerte in die heimischen Wohnzimmer“. Und das Astra ist einmal wieder engagiert.

Sängerin Douniah auf der Bühne.
Sängerin Douniah auf der Bühne.

© Annette Kögel

Eine treibende Kraft hinter „Culture Cast“ ist Randy Küfner aus Neukölln, eigentlich Tourveranstalter, jetzt Benefiz-Eventmacher. „Wir wollen auch Newcomern eine Chance geben, die es in der aktuellen Zeit besonders schwer haben“, sagt Küfner im Scheinwerferlicht. Aber auch bekannte Künstler wie Deine Lakaien und Montreal standen im Astra fürs Durchhalten in der Coronakrise schon auf der Bühne.

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Meist als Geisterauftritt, nur Mitte September ließ man, natürlich unter strengen Coronaregeln, Publikum ein. Diese Woche hat das Initiatorenteam das 35. Konzert unter besonderen Bedingungen vor sich (Infos und Soli-Tickets: www.culturecast.de).

Gehauchter Soul

Als J.Lamotta und Douniah vergangenen Mittwoch mit teils gehauchtem und gerapptem Soul verzauberten, standen sicherheitshalber nur einige wenige Geladene und alle Mitstreiter wie die Berliner Autorenfilmerin Jana Kaesdorf mit Mund-Nasen-Maske am Arbeitsgerät. Insgesamt 28 Einzelpersonen und fünf Dienstleiter engagieren sich bei Culture Cast. „Bei der ersten Staffel konnten wir schon 20 000 Euro an die drei sozialen Vereine spenden“, sagt Randy Küfner.

Am 10. Oktober nun soll Joachim Witt, „Neue-Deutsche-Welle-Ikone und Ruhestandsverweigerer“, auftreten. Die 40 Plätze für Livegäste unter Coronaregeln waren schnell weg, aber der „Goldene Reiter“-Interpret von 1981 ist wie alle anderen Künstler bei „Culture Cast“ vor allem im Livestream mitzuerleben. Der laut Veranstalter durchaus „kontroverse Ausnahmekünstler“ habe seinen größten Hit zusammen mit Peter Heppner 1998 mit „Die Flut“ gehabt. Die neue Platte „Rübezahls Rückkehr“ erschien im Mai.

„Es ist ein tolles Gefühl, dank dieser Reihe überhaupt mal wieder auf der Bühne stehen zu können“, sagt die 24-jährige Sängerin Douniah aus Moabit, „aber das beste an dem Abend ist, dass alle dazu auffordern, eine kleine Spende dazulassen für die Charity-Aktion.“

Das nächste „Culture Cast – Season 2“, Benefiz-Konzert mit Livestream unter strenger Einhaltung der Corona-Regelungen finde statt mit Joachim Witt, Sonnabend, 10. 10.; am 16. 10. folgt "Sorry 3000" im Livestream ab 20 Uhr aus dem Astra Kulturhaus an der Revaler Straße 99 in 10245 Berlin.

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