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Die Personalmisere im öffentlichen Gesundheitsdienst war der breiten Öffentlichkeit während der Corona-Pandemie schlagartig bewusst geworden.

© Getty Images/Science Photo Library RF

Noch kein Rezept gegen Personalmangel: Fast jede fünfte Stelle in Berlins Gesundheitsdienst ist unbesetzt

Der öffentliche Gesundheitsdienst in Berlin leidet seit Jahren unter Personalmangel. In den kommenden Jahren könnte es noch schlimmer kommen.

Stand:

Zwei Jahre nach dem Ende der Corona-Pandemie bleibt die Personalsituation im öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGD) der Stadt angespannt. Von den Ende 2024 zur Verfügung stehenden 2106 Vollzeitstellen waren 1744 tatsächlich besetzt – 362,5 Vollzeitstellen blieben unbesetzt. Der Anteil der besetzten Stellen lag demnach bei 82,79 Prozent. Fast jede fünfte Stelle etwa in den bezirklichen Gesundheitsämtern war damit vakant – wobei die Zahlen von Bezirk zu Bezirk massiv schwanken.

Der Bericht zum Besetzungsstand im öffentlichen Gesundheitsdienst, der dem Tagesspiegel vorliegt und am Mittwoch im Abgeordnetenhaus vorgestellt wurde, zeigt zudem: Eine Verbesserung der insbesondere während der Pandemie in den Fokus geratenen Lage bleibt bislang weitestgehend aus. Zwischen den Jahren 2023 und 2024 hat sich die Besetzungsquote nur unwesentlich verbessert, von 82,77 auf 82,79 Prozent. „Ein Trend ist auf Basis dieser Daten, auch unter Einbeziehung der Besetzungsquoten 2022, nicht identifizierbar“, erklärte die für den Bericht verantwortliche Gesundheitsstaatssekretärin Ellen Haußdörfer (SPD).

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Eklatant sind die Unterschiede der Besetzungsquoten zwischen den Bezirken. Während zum Jahreswechsel etwa in Reinickendorf nur sechs von 131 Vollzeitstellen unbesetzt waren – der berlinweite Spitzenwert –, lag die Zahl der unbesetzten Stellen im öffentlichen Gesundheitsdienst von Tempelhof-Schöneberg bei 51. Nicht viel besser war die Lage etwa in Mitte, wo 46,50 Stellen vakant waren. In Marzahn-Hellersdorf fehlten 38,5 Vollzeitkräfte, in Charlottenburg-Wilmersdorf 37.

Probleme sind Personalgewinnung und die unzureichende Bezahlung

Größtes Problem bei der Bekämpfung des Fachkräftemangels im ÖGD ist und bleibt die Personalgewinnung. Zwar konnten 2024 berlinweit 167 Vollzeitstellen in den Einrichtungen des ÖGD neu besetzt werden – ein Anstieg um 7,7 Prozent gegenüber dem Jahr 2023. Im gleichen Zeitraum scheiterten berlinweit jedoch 43 Besetzungsverfahren für Vollzeitstellen – fast jedes vierte. Davon entfielen 41 Prozent auf den Kinder- und Jugendgesundheitsdienst, der besonders vom Personalmangel betroffen ist. Zu fast 30 Prozent betrafen die nicht erfolgreichen Besetzungsverfahren Stellen für (Fach-)Ärztinnen und Ärzte.

Größtes Hindernis bei der Fachkräftegewinnung ist die im Vergleich zu anderen Bereichen unzureichende Bezahlung, insbesondere im Bezirksdienst. Bei fast der Hälfte aller erfolgreich abgeschlossenen Stellenbesetzungen machten die Einrichtungen von der Möglichkeit Gebrauch, sogenannte „förderliche Zeiten“ bei der Zuordnung in Entgeltstufen anzuerkennen. So können Bewerberinnen und Bewerber von Beginn an etwas besser vergütet werden, als beim Neueinstieg in den öffentlichen Dienst regulär vorgesehen.

Die Personalmisere innerhalb des ÖGD war der breiten Öffentlichkeit mit Einsetzen der Corona-Pandemie schlagartig bewusst geworden. Um die anfangs noch analog durchzuführende Kontaktnachverfolgung sicherzustellen, mussten mitunter Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr eingesetzt werden.

In den kommenden Jahren droht die anstehende Pensionierung vieler Tausend Arbeitskräfte den ÖGD massiv zu belasten. Wirkungsvolle Gegenmaßnahmen lassen sich aus dem vorliegenden Jahresbericht nicht ableiten.

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