zum Hauptinhalt
Polizisten in Solingen auf der Suche nach einer Schleuserbande, die von NRW bis Berlin aktiv war.

© dpa/Gianni Gattus

Organisierte Kriminalität in Berlin: 57 Millionen Euro Schaden durch mafiöse Banden

66 Verfahren und 485 Verdächtige wurden 2023 in Berlin der Organisierten Kriminalität zugerechnet. Dabei dominieren Täter aus dem Clan-Milieu, Autoschieber und Drogenschmuggler.

Stand:

Organisierte Kriminalität, also das Vorgehen gewerbs- und bandenmäßiger Straftäter, bleibt für Berlin eine Herausforderung. Im Jahr 2023 wurden 66 Verfahren und 485 Tatverdächtige dieser meist mit OK abgekürzten Kriminalitätsstufe zugerechnet – ähnlich wie im Vorjahr, als man 69 OK-Ermittlungskomplexe und 501 Verdächtige zählte.

Die kriminellen Netzwerke verursachten im Land Berlin einen finanziellen Schaden von 57,1 Millionen Euro, teilte die Verwaltung von Innensenatorin Iris Spranger (SPD) am Freitag mit. Allein der bekannte Einbruch einer Bande in eine Tresoranlage in der Fasanenstraße belief sich auf 45,5 Millionen Euro. Finanzfahnder konnten insgesamt Vermögenswerte in Höhe von zehn Millionen Euro sichern.

Dass die Zahlen erst jetzt veröffentlicht werden, liegt auch daran, dass es dauern kann, bis etwa die Staatsanwaltschaft einen Fall als Organisierte Kriminalität einstuft. Hauptbetätigungsfelder der OK-Banden sind der Drogenhandel (21 Verfahren) sowie Eigentumsdelikte, also überwiegend systematischer Diebstahl, Einbruch und Betrug (19 Verfahren). In 22 der 66 Fälle kam es zu Gewalt oder massiver Einschüchterung von Betroffenen oder Zeugen.

Schwerpunkte bilden Taten, die als „Clankriminalität“ und „Russisch-Eurasische OK“ bezeichnet werden. Dabei fallen unter anderem deutsche, libanesische, türkische, syrische sowie russische, ukrainische und georgische Staatsbürger auf. Zudem gab es OK-Verfahren zu Rockern und zu transnationalen Autoschiebern. Letztere stammen oft aus Polen.

Insgesamt hatten 66 Prozent der Verdächtigen hatte eine ausländische Nationalität, der Rest waren deutsche Staatsbürger. Im Drogenhandel seien zudem „erneut fast die Hälfte aller OK-Komplexe auf die Nutzung kryptierter Kommunikation“ zurückzuführen, teilte die Senatsinnenverwaltung mit. Damit sind die von europäischen Fahndern aufwendig entschlüsselten SMS-Systeme sogenannter Krypto-Handys gemeint, vor allem das Programm „EncroChat“, das unter Kriminellen als abhörsicher galt.

Organisierte Kriminalität bedeutet für Juristen das Gewinn- oder Machtstreben planmäßig arbeitender Gruppen von „erheblicher Bedeutung“, weil deren Taten auch die Legalwirtschaft beeinflussen.

Das Ziel der Täter ist die Profitmaximierung – und so soll das illegal erlangte Vermögen auch dadurch gesichert werden, dass es etwa als Schwarzgeld gewaschen und in den regulären Wirtschaftskreislauf eingespeist wird. Wie berichtet, bezeichnen Fahnder die Bau- und Transportbranche, die Gastronomie und den Schmuck-, Edelmetall- und Autohandel als dafür besonders anfällig.

Die Gewerkschaft der Polizei sprach am Freitag von Berlin als einem „Hotspot“ für kriminelle Banden. Diese seien „technisch gut ausgestattet und anpassungsfähig“. Ihnen gelinge es, Gewinne aus Drogen-, Menschen-, Waffen- und Antiquitätenhandel sowie Schutzgelderpressung und Autoschieberei für sich zu sichern: „Deutschland ist und bleibt mit der aktuellen Gesetzeslage ein Geldwäscheparadies und Wohlfühl-Biotop für OK-Gruppierungen jeglicher Art und aus allen Ecken des Erdballs, wobei wir bei vielen nicht mal die Staatsangehörigkeit kennen.“ Die vom Senat veröffentlichten Zahlen bezögen sich nur auf das Hellfeld, also registrierte Taten.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })