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Wie genau Tegel nachgenutzt werden soll, darüber ist man sich immer noch nicht einig.

© dpa

Serie: Bezirke vor der Wahl: Reinickendorf, die Berliner Nordlichter

Die Reinickendorfer leben gerne außerhalb im Grünen. Im Süden des Bezirks sieht es schon aus wie im Wedding. Die Schlüsselfrage: Was wird, wenn Tegel schließt?

Da oben im Nordwesten, nicht wahr? Es wird von ganz normalen, langjährig eher im Süden verwurzelten Berlinern berichtet, die von diesem großen Bezirk nur den Flughafen Tegel und die Autobahn nach Hamburg kennen. Sie müssen ja auch nicht: Keine andere bedeutende Institution befindet sich dort droben, kein einziges Stück der Innenstadt gehört dazu – aber all das vermisst auch niemand, denn hier wird so viel gewohnt und gearbeitet und im Grünen gelebt, mit Wasseranschluss und in noblen Villen, wie sie vor allem in der Gartenstadt Frohnau ganz im Norden stehen.

Reinickendorf ist aber nicht nur grün und betriebsam, sondern umfasst in seinen Grenzen eigentlich alles, was Berlin ausmacht, pittoreske Szenegegenden mal ausgenommen. Frohnau und Hermsdorf im hohen Norden, vom Lebensgefühl eher Hamburg als Berlin, bilden das eine Extrem, das eigentliche Reinickendorf im Südosten das andere: Dort gibt sich der Bezirk auch schon mal abgeschabt prekär, geht unmerklich nach Wedding über.

Es wird immer grüner

Und das Märkische Viertel, zu Mauerzeiten aus dem Boden gestampft, galt lange Zeit als Musterbeispiel für den Fluch der „Trabantenstädte“ – heute ist es eine geschätzte und gepflegte Großsiedlung mit viel Grün, eine Stadt für sich. Dazwischen liegen große Gewerbegebiete, der Tegeler Forst, das Tegeler Fließ und mehrere Ortsteile in bester Wasserlage: Tegelort, wo es sogar eine Autofähre nach Spandau gibt, Konradshöhe, und schließlich Heiligensee mit seiner idyllischen Dorfaue.

Je länger man über Reinickendorf nachdenkt, desto grüner wird es. Lübars im Nordosten – ein echtes Dorf mit Pferdekoppeln und Kirche. Tegel selbst – der einzige Berliner Ortsteil mit Kreuzfahrtterminal. Nun ja, ein bisschen hochgestapelt, das ist eher eine Landungsbrücke für (seltene) Flusskreuzfahrten, aber sie liegt an der belebten Greenwichpromenade, wo die Dampfer ablegen. Borsigwalde, erst seit ein paar Jahren eigenständiger Ortsteil, erinnert an die einst so großmächtigen Borsigwerke, die weltweit der zweitgrößte Lieferant von Dampflokomotiven waren – ihre Werkshallen allerdings nebenan in Tegel hatten.

Das Areal existiert noch, wird vielfältig gewerblich genutzt. Auch Wittenau nebenan besitzt große Gewerbegebiete, die aber nie den optischen Eindruck dominieren, und eine sorgfältig gepflegte Dorfaue. Weiter südlich ändert sich das Bild, die Einfamilienhäuser treten hinter dichterer Bebauung zurück.

Was wird aus dem Flughafen Tegel?

Am dichtesten ist sie natürlich im Märkischen Viertel, wo mehr als 50 000 Menschen leben, aber es gibt auch andere bemerkenswerte Siedlungen wie die „Weiße Stadt“ an der Aroser Allee, die zum Unesco-Weltkulturerbe gehört. Der Reinickendorfer Ortskern selbst hat noch Teile des Dorfangers zu bieten, der auf das Jahr 1230 zurückgeht – dann folgt in südlicher Richtung die geschäftige Residenzstraße, die schon bessere Tage gesehen hat. Dito die Weddinger Müllerstraße mit ihrer wunderlichen Mixtur aus Handyläden, Spätis und Döner-Imbissen.

Die Schlüsselfrage für das ganze Reinickendorf lautet ganz einfach: Was wird aus dem Flughafen Tegel, und wann wird er geschlossen? An ihm hängen 15 000 Arbeitsplätze, und niemand weiß so recht, wodurch sie ersetzt werden könnten – die Hoffnungen in allerhand High-Tech-Startups klingen noch sehr wolkig und abstrakt.

In unserer Bezirksserie zur Wahl stellen wir in der nächsten Folge Spandau am 6.9. vor. Mehr zur Wahl in Berlin finden Sie auf unserer neuen interaktiven Seite wahl.tagesspiegel.de.

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