
© picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild/Jens Büttner
Betreuungssituation in Berliner Kitas: Öffentlicher Träger gibt Teil-Entwarnung
Bevor der „Runde Tisch Kita“ am Dienstag zusammentritt, haben öffentliche Kitas eigene Zahlen zur Betreuungssituation erhoben. Der Verband der kleinen und mittleren Kitaträger fordert zusätzliche Schließtage.
Stand:
Das Vorgeplänkel ist vorbei, jetzt geht es zur Sache: Wenn der zweite „Runde Tisch Kita“ am Dienstag zusammenkommt, werden sehr unterschiedliche Einschätzungen der aktuellen Betreuungssituation aufeinanderprallen. Der Kita-Eigenbetrieb City ging am Donnerstag schon mal in die Offensive und zeichnete ein positiveres Bild der Lage als Verdi.
Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi will am Montag kontern und eigene Belege für die immer wieder beschworene Überlastung liefern, bevor die Streitparteien sowie weitere Kita-Akteure am Dienstag auf Jugendsenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) treffen.
Konkret geht es um die Frage, ob in Berlins Kitas der gesetzlich festgelegte Personalschlüssel eingehalten oder ständig verfehlt wird. Vorangegangen war 2024 ein Verdi-Streik für kleinere Gruppengrößen. Der Streik wurde zwar mit Hinweis auf die Friedenspflicht im Oktober gerichtlich verboten. Dieses Verbot gilt aber nur bis zur nächsten Tarifrunde. Daher hat auch der Senat großes Interesse daran, die Streikgefahr zu bannen, bevor sie in das Wahlkampfjahr 2026 hinüberschwappt.

© dpa/Fabian Sommer
Nach einem positiven Auftakt beim ersten Runden Tisch im November hatte der Dachverband der Kinder- und Schülerläden die Einschätzung geäußert, dass die vom Senat angegebene Personalschlüssel „zum Teil auf der Grundlage von falschen oder veralteten Daten berechnet“ würden. Das war der Ausgangspunkt, dafür, zum zweiten Runden Tisch eigene Daten beizubringen.
In einem Großteil der Kitas wird der gesetzliche Personalschlüssel eingehalten.
Aus dem Bericht der Kindergärten City
Der Eigenbetrieb Kindergärten City hatte daher seit Mitte November täglich Daten zur Personalsituation in seinen 58 Kitas erhoben und ausgewertet, wie am Donnerstag der Eigenbetrieb mitteilte. Zu den Ergebnissen gehöre, dass „in einem Großteil der Kitas der gesetzliche Personalschlüssel eingehalten wird“. Gleichzeitig bleibe aber die Herausforderung bestehen, „personelle Engpässe in Zeiten hoher Ausfälle zu bewältigen“.
Seit der Pandemie, so die Beobachtung der Kindergärten City, führen Krankheitswellen und andere Faktoren „häufig“ dazu, dass deutlich mehr Fachkräfte gleichzeitig abwesend sind als im Personalschlüssel vorgesehen. Das erzeuge Personalengpässe, durch die Fachkräfte zeitweilig mehr Kinder betreuen müssen als vorgesehen, und mache es „im Extremfall nötig, das Betreuungsangebot zeitweise einzuschränken“.
Das sind die Daten der City-Kitas
Um belastbare Zahlen zur tatsächlichen Personalsituation zu erhalten, haben demnach Leitungen der Kindergärten City ab dem 18. November 2024 für eine Woche täglich die Zahl der anwesenden pädagogischen Fachkräfte und der von ihnen betreuten Kinder gesammelt. In die Auswertung seien für den Bereich der Unter-Dreijährigen die Daten von 52 Kitas eingeflossen, für den Ü3-Bereich von 50 Kitas. „Kitas mit nicht plausiblen Angaben wurden ausgeschlossen“, heißt es ergänzend.
Gleichzeitig bleibt die Herausforderung bestehen, personelle Engpässe in Zeiten hoher Ausfälle zu bewältigen.
Aus dem Bericht der Kindergärten City
Das Ergebnis lautet, dass eine Fachkraft im U3-Bereich im Durchschnitt 4,4 Kinder, im Ü3-Bereich im Mittel 7,12 Kinder betreute. Die Personalsituation habe in der besagten Woche somit im U3-Bereich in 94 Prozent der Kitas und im Ü3-Bereich in 82 Prozent der Kitas den gesetzlichen Vorgaben entsprochen.
Auch der Verband der kleinen und mittleren Kitas (VKMK) ging am Donnerstag mit einer Umfrage an die Öffentlichkeit. Demnach unterstützen 70 Prozent der Mitglieder eine Verbesserung des Personalschlüssels im U3-Bereich „als Entlastungsmaßnahme“.
Mehr Kita-Schließtage gefordert
Allerdings seien auch die Fachkräfte im Ü3-Bereich „stark belastet, insbesondere unter Anbetracht der gestiegenen Krankenstände“. Eine Entlastung dürfe daher nicht nur den U3-Bereich betreffen, sondern müsse alle pädagogischen Fachkräfte in den Kitas einbeziehen.
Der Verband fordert eine Anhebung der Zahl der Schließtage, „um die Kita-Teams schnell und nachhaltig zu entlasten und gleichzeitig die Qualität der frühkindlichen Bildung zu sichern“.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: