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Pride House Public Viewing Credit: Inga Hofmann

© Inga Hofmann

Sicherer Ort für Queere und Kabarett : Wo die EM in Berlin mehr als Fußball war

Public-Viewing der etwas anderen Art gab es zur EM in Berlin im Pride House und im Theater „Die Stachelschweine“. Der Tagesspiegel war dabei.

Von Lisa Schneider

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Auf die Frage, wo Fußballfans die EM verfolgt haben, gab es sehr unterschiedliche Antworten. Wer ein Ticket ins Olympiastadion ergatterte, gehörte zu den 70.000 glücklichen Zuschauern, die während eines Spiels im Stadion Platz hatten. Viele Fans bevorzugten es aber ganz simpel: am Späti, im Biergarten, Hauptsache mit Freunden.

Wer die rundum Erfahrung inmitten von Menschenmassen und Bierdusche bevorzugte, fand sich vermutlich auf der Fanmeile am Brandenburger Tor wieder. Dabei waren das längst nicht alle Möglichkeiten, das diesjährige Mega-Event zu verfolgen.

Zwischen Kabarett und Safe Space boten das Theater „Die Stachelschweine“ und das Pride House als Kooperationspartner des Tagesspiegel ganz besondere Orte, um den Fußballsommer zu genießen. Das Pride House wollte vor allem einen sicheren Ort für queere Personen und alle, die sich mit den gleichen Werten identifizieren, schaffen. Im Poststadion in Moabit wurden alle EM-Spiele auf einem großen Screen übertragen. Neben den Spielen gab es Workshops, Diskussionsrunden und Ausstellungen – ein Rahmenprogramm, das Fußball und Gesellschaftsthemen zusammenführen sollte.

1200
Menschen verfolgten die Deutschlandspiele im Pride House.

Die Idee dahinter: einen Ort der Sichtbarkeit und Vernetzung zu schaffen, sagt Projektleiterin Alice Drouin. Ausstellungen und Filme von queeren Fans und Verbänden gaben Raum für Empowerment und Hoffnung. Denn Bilder von Fußballgroßereignissen erweckten oft den Anschein, dass Fußballschauen mit einer aufgeladenen Stimmung einhergehe. Queere Menschen fühlten sich bei Stadionbesuchen oder auf öffentlichen Fanmeilen von der Fankultur eingeschüchtert, sagt sie. Das Pride House will einen sicheren Zugang zum Fußball schaffen. Die Tribünen für das Public Viewing waren bei Deutschlandspielen von über 1200 Menschen besucht.

Fußball und Satire

Von Moabit geht es über den Tiergarten ins Europacenter: Das satirische EM-Spektakel „Pfostenbruch“ brach ebenfalls mit dem klassischen Public Viewing und kombinierte die zwei Leidenschaften von Tagesspiegel-Kolumnist Frank Lüdecke: Fußball und Kabarett. Im Theater „Die Stachelschweine“ wurden an 22 Abenden die Spiele der Europameisterschaft live übertragen, gleichzeitig traten auch international bekannte Kabarettisten und Comedians auf.

Ob der Berliner Comedian Horst Evers seine Liebe zum Fußball zelebrierte, Gregor Gysi das Spielgeschehen kommentierte, obwohl er nach eigener Aussage keine Ahnung von Fußball hat oder Abdelkarim einen Fußballwitz nach dem anderen herausholte und sich mit Thomas Müller verglich – das Bühnenprogramm war bunt.

Erich Laaser (li.) und Pierre Littbarski (re.) verfolgen und kommentieren ein Spiel bei dem EM-Spekatkel der Stachelschweine.

© Ralf Jüngermann

Aus der Politik durften der SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert und der ehemalige Kultursenator Klaus Lederer ihre Fußballkenntnisse zum Besten geben, während Gitte Haenning für Dänemark sang und Lorenz Maroldt, Chefredakteur des Tagesspiegel, der gleich zweimal auf der Bühne war, Verbesserungsvorschläge für das Bühnenbild gab: Dass der Pfostenbruch nämlich „eigentlich ein Lattenbruch“ war, gehörte wohl zum liebenswert satirischen Ambiente im Untergeschoss des Europacenters.

Ergänzt wurde das Bühnenprogramm durch Diskussionsrunden mit ehemaligen Spielern, Trainern, Schiedsrichtern sowie Politikern und Kulturschaffenden, abgerundet durch eine satirische Halbzeitanalyse, in die der D-Moll-Akkord auch gerne als Abwehrkette interpretiert wurde. Der Tagesspiegel war gerne der Medienparter vom Pride House und den Stachelschweinen. Beide Venues zogen ein breites Publikum an und unterstrichen: Fußball ist für alle da und hat das Potenzial, Menschen zusammenzubringen. Die Redaktion freut sich schon auf das nächste Großevent. Vielleicht ja zur WM 2026 auf dem Pridescheidplatz.

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