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Der Nahostkonflikt war beim Dyke* March am Freitag bestimmendes Thema.

© dpa/Jörg Carstensen

Staatsschutz ermittelt: Journalist nach Dyke* March in Berlin mit Messer bedroht

Nach der queeren Demo am Freitag wird ein Journalist vor seinem Wohnhaus bedroht. Bei der Versammlung soll es mehrere Angriffe auf Pressevertreter gegeben haben.

Stand:

Nach einem Übergriff auf einen Journalisten in Berlin ermittelt der Staatsschutz. Iman Sefati soll am Freitagabend nach dem Dyke* March, einer Demo für lesbische Sichtbarkeit, vor seinem Wohnhaus mit einem Messer bedroht worden sein. Sefati berichtete darüber am späten Freitagabend auf der Plattform X. Die Tageszeitung „B.Z.“, für die der Journalist arbeitet, schilderte den Vorfall am Sonntagnachmittag.

Ein Sprecher der Berliner Polizei bestätigte den Vorfall auf Nachfrage. Es sei Anzeige erstattet worden, Näheres könne wegen des Persönlichkeitsschutzes jedoch nicht mitgeteilt werden. Auch zur Frage, ob ein Tatverdächtiger ermittelt wurde, konnte der Sprecher keine Angaben machen.

Laut „B.Z.“ soll Sefati am Abend zu seiner Wohnung zurückgekehrt sein, nachdem er vom Dyke* March berichtet hatte. Der Täter und eine Komplizin sollen dem Journalisten mutmaßlich mit der U-Bahn nach Hause gefolgt sein und dort seine Wohnung ausgespäht haben. Als Sefati um kurz vor 23 Uhr mit seinen Hunden Gassi gehen wollte und vor die Tür trat, soll der bewaffnete, in schwarz gekleidete Mann sich ihm genähert und ein Messer aus der Tasche gezogen haben.

Eine Nachbarin, die auf ihrem Balkon saß, soll geschrien und den Täter dadurch erschreckt haben. Laut der Zeitung flog eine Blumenvase vom Balkon, Sefati und seine Hunde konnten den Mann in die Flucht schlagen. Auch die Komplizin soll davongerannt sein. Sefati blieb bei dem Vorfall unverletzt.

Tatverdächtige sollen gefilmt worden sein

Auch die Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju) berichtete von einer Bedrohung durch zwei Personen mit einem Messer vor Sefatis Wohnung. Der mutmaßliche Täter soll demnach ein bekannter Aktivist aus der Palästina-Szene sein und zuvor an dem Dyke* March teilgenommen haben. Wie es weiter vom dju hieß, seien die mutmaßlichen Täter gefilmt worden.

Wie die „B.Z.“ berichtete, nahm die Polizei den Tatverdächtigen am Samstag auf der „Internationalist Queer Pride“ fest – einer Gegenveranstaltung zum Christopher Street Day. Die Demo stand dieses Jahr unter dem Motto „Queers for Palestine“, mehrere Tausend Menschen nahmen nach Polizeiangaben teil.

Angriffe auf Journalisten bei queerer Demo

Beim Dyke* March am Freitag war der Nahostkonflikt bestimmendes Thema gewesen. Nach Angaben der Polizei hatten sich bereits vor der Demo am Startplatz auch erkennbar pro-palästinensische und pro-israelische Teilnehmende eingefunden.

Einige Teilnehmende hatten auf der Kundgebung israelfeindliche „Yalla Intifada“-Rufe skandiert, zudem wurden Banner hochgehalten mit Aufschriften wie „No Pride in Genocide“ oder „Flintifada“. Dagegen hielt eine andere Gruppe Protestierender eine Regenbogenfahne mit dem Davidstern in die Höhe und schrie „Freiheit statt Hamas!“.

Während der Kundgebung soll es mehrere Angriffe auf Journalistinnen und Journalisten gegeben haben, wie die dju-Landesvorsitzende Renate Gensch mitteilte. Ein Journalist habe von einer Teilnehmerin einen Schlag in den Bauch erhalten, andere seien mit Flaschen beworfen worden, einer Journalistin sei an den Haaren gezogen worden. Laut Polizei versuchten Teilnehmende mehrfach, Journalistinnen und Journalisten durch Versperren der Sicht bei ihrer Arbeit zu behindern. 

„Wir wissen, wo du wohnst“

Derweil teilte Sefati am Sonntagvormittag einen Ausschnitt eines Instagram-Livestreams, in dem er und weitere Journalisten und Politiker, die über pro-palästinensische Demonstrationen in Berlin berichten oder pro-israelisch Stellung beziehen, bedroht werden.

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„Das geht an Iman Sefati, an Karo Preißler, an Yalcin Askin“, sagt ein Mann in dem Video, während er mit seinen Fingern ein auf dem Kopf stehendes Dreieck formt.

Das Symbol wird seit dem Ausbruch des Gaza-Kriegs von der Hamas benutzt, um potenzielle Angriffsziele zu markieren und taucht seitdem – meist in roter Farbe – auch im Berliner Stadtbild immer wieder auf. „Wir wissen, wo du wohnst“, sagt der Mann in dem Video wenig später.

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