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Berlin, Bahnhof Zoo am Hardenbergplatz.

© Kai-Uwe Heinrich

„Unglaubliche Überraschungen“ bei den Arbeiten: Sanierung am Bahnhof Zoo soll erst 2027 beendet werden

100 Millionen Euro soll der Umbau des Bahnhofs Zoo kosten – statt der geplanten 15 Millionen. Und ein paar Jahre länger dauert es auch.

Vom Tempo der Sanierung her gesehen ist der Bahnhof Zoo der BER der Deutschen Bahn. Sieben Jahre Verzögerung gibt es mittlerweile. Kleiner Unterschied: Am Zoo fiel das bislang kaum jemandem auf. 2014 hatte die Bahn die Komplettsanierung des weltbekannten Bahnhofs Zoologischer Garten angekündigt. 15 Millionen Euro sollten investiert werden. Und ein Datum für die Fertigstellung wurde genannt: 2020. Im Jahr 2018 war dann daraus 2022 geworden.

Nun überraschte der Berliner Bahnchef Alexander Kaczmarek mit einem neuen Datum: 2027. Es habe „unglaubliche Überraschungen“ bei den bisherigen Arbeiten gegeben, sagte Kaczmarek. Bei der ersten Instandsetzung der Weltkriegsschäden habe niemand Zeit gehabt, diese in Plänen einzuzeichnen. So habe man über einer Zwischendecke vier verschiedene Deckenkonstruktionen gefunden. Kann das die Begründung für sieben Jahre Verzögerung sein?

Auf Anfrage präzisierte die Pressestelle des Konzerns nun den Bauablauf – und lieferte die nächste Überraschung. „Das Bauvolumen hat einen Wert von rund 100 Millionen Euro.“ Am Donnerstag sagte die Bahn, dass die einst genannten 15 Millionen nur für die Sanierung der Zooterrassen gelten, die 2016 eröffnet wurden. Bisher hatte es geheißen, der Gesamtumbau koste 15 Millionen Euro.

Die Sanierung sei nicht nur an unterschiedlichen Decken hängengeblieben. „Während der Modernisierung wurde erkannt, dass Brandschutzmaßnahmen und die Erneuerung technischer Anlagen in größerem Umfang als geplant erforderlich sind.“ Offenbar war der Zoo technisch im gleichen desaströsen Zustand wie das Ostkreuz – aber auch das war nicht aufgefallen. Die Modernisierungen „werden nun bis 2027 schrittweise weiter umgesetzt“, hieß es. Für Fahrgäste wird es also eine Baustelle bleiben.

Gewerbeflächen schon ab Mai

Immerhin sollen im Mai die Flächen zwischen Fernbahn- und Gepäckhalle wiedereröffnet werden. „Reisende und Bahnhofsbesucher können sich über erweiterte und neugestaltete Verkehrswege freuen“, so die Bahn-Werbung. Mit den neu entstandenen Gewerbeflächen werde der bahntypische Service und die Versorgung der Reisenden erweitert.

Die Fernbahnhalle ist seit 2019 geschlossen. Die Fahrkartenschalter sind seit Jahren provisorisch auf dem Hardenbergplatz in Containern untergebracht, ebenso die Toilettenanlage. Die beiden Fahrstühle zu den beiden Regionalbahnsteigen sind außer Betrieb, sie sollen im Sommer fertig sein. Rollstuhlfahrer sind also von 242 Regionalzügen täglich abgeschnitten.

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Die Bahn hatte nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass wichtigstes Ziel des Umbaus die Vergrößerung der Ladenflächen war – denn die bringen Miete. Dem neuen Hauptbahnhof wurde von Beginn an der Vorwurf gemacht, nur ein Einkaufszentrum mit Gleisanschluss zu sein. Seit der Eröffnung des Hauptbahnhofs halten am Zoo auch keine Fernzüge mehr, Senat und Bevölkerung protestierten vergeblich.

Vorgeschoben für das Fernbahn-Aus wurden Kapazitätsprobleme auf der Stadtbahn, tatsächlich sollten die neuen Läden am Hauptbahnhof sich füllen. Dabei waren nach der Wende die Fernbahnsteige verlängert worden, damit auch ICE stoppen können.

Bröckelnde Treppen im U-Bahnhof

Was die Bahn in Sachen Bauzeit kann, kann die BVG am Zoo auch. Der städtische Nahverkehrsbetrieb dürfte den Rekord halten, eine simple Treppe nicht zu erneuern: 2012 waren bröselige Stufen herunter in den U-Bahnhof bemerkt worden. Der Zugang wurde erst einmal geschlossen. 2013 wurde eine Stahltreppe eingebaut.

Ein Provisorium, hieß es damals. Tatsächlich war es ein kurzes Provisorium. Weil mehrere Fahrgäste ausrutschten, wurde die Treppe nach fünf Tagen wieder gesperrt. Provisorium Nummer 2 kam und steht heute noch da. Es ist inzwischen so baufällig, dass bald Provisorium Nummer 3 eingebaut werden soll. Einen Termin für eine dauerhafte Treppe gibt es nicht.

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