
© Agnieszka Budek
Vatikan lädt nach Neukölln: Papst-Botschafter übermittelt drei Wünsche des Heiligen Vaters
Zum Jahrestag des Beginns eines Pontifikats versammeln sich Diplomaten und Spitzenvertreter der Gesellschaft in Neukölln, um auf den Papst anzustoßen.
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Eine Rede kann schon wegen ihrer Länge ganz schön besorgniserregend sein. Am Donnerstagabend hatte der Apostolische Nuntius, also der Botschafter des Heiligen Stuhles in Deutschland, Erzbischof Nikola Eterovic „aus Anlass des zwölften Jahrestages des Beginns des Pontifikates des Heiligen Vaters Franziskus“ in die Nuntiatur nach Neukölln geladen.
Zur Tradition gehört es, dass der Nuntius und Doyen des Diplomatischen Corps nach dem Defilee die Länder nennt, die dem Papst besondere Sorgen bereiten. Und deren Liste wird offensichtlich immer länger. Sie reicht von der Ukraine, über Syrien, Libanon, Sudan, Mosambik, Kongo bis nach Bolivien, Kolumbien und Nicaragua.
Abschaffung der Todesstrafe
Aus Anlass des Heiligen Jahres mache der Papst ganz konkrete Vorschläge, wie Staats- und Regierungschefs ihren guten Willen zum Ausdruck bringen könnten, sagte der Gastgeber. Zum einen könnten die wohlhabenderen Länder denjenigen ihre Schulden erlassen, die nicht in der Lage seien, sie zurückzuzahlen.
Zum Zweiten fordere er die Abschaffung der Todesstrafe in allen Ländern, weil sie die Unantastbarkeit des Lebens verletze und jede menschliche Hoffnung auf Vergebung und Erneuerung zunichtemache. Als dritten Wunsch des Papstes nannte Eterovic die endgültige Beseitigung des Hungers in der Welt, indem ein fester Prozentsatz des Rüstungsetats für die Einrichtung eines Weltfonds verwendet werden solle.
Gefahr eines dritten Weltkriegs
Angesichts der immer realer werdenden Gefahr eines Dritten Weltkriegs bestehe die Berufung der Diplomatie gerade darin, den Dialog auch mit vermeintlich unbequemen Gesprächspartnern zu fördern und auch mit solchen, denen man die Legitimation für Verhandlungen absprechen möchte.
Neben vielen diplomatischen Kollegen des Nuntius, darunter auch der Botschafter der Russischen Föderation, Sergey Y. Nechaev, stießen dann in den mit gelb-weißen Blumengestecken festlich geschmückten Räumen unter anderem der Berliner Erzbischof Heiner Koch, Weihbischof Matthias Heinrich, die Direktorin des Bundesrats Ute Rettler, der evangelische Vorsitzende der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit, Reinhard Naumann, und Ex-Staatsekretärin Monika Grütters auf ein langes Leben von Papst Franziskus an.
In den anschließenden Gesprächen bei Wein und Apfelsaft ging es immer mal wieder auch um den Gesundheitszustand von Papst Franziskus, der am 13. März 2013 ins Amt gewählt worden war, nachdem sein Vorgänger, Papst Benedikt XVI., zurückgetreten war. Nach einer Lungenentzündung wird er derzeit noch in einer Klinik behandelt, aber es soll ihm schon besser gehen, hieß es.
Für den Papst zählt die liturgisch anspruchsvolle Osterzeit zu den anstrengendsten Passagen im Jahr. Als weltweit beachteter Höhepunkt gilt der Segen „Urbi et Orbi“ am Ostersonntag. Mit einem Dank für die Gebete für den Papst schloss der Gastgeber seine Ausführungen.
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