
© imago/Photopress Müller
Von Trans-Ikone bis „Hetero-Boomer“: Diese Promis feierten und demonstrierten mit beim CSD Berlin
Auf dem Wagen, auf der Straße, auf der Bühne: Von Franziska Giffey über Honey Dijon bis zu Herbert Grönemeyer, der Berliner CSD war prominent besucht.
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Am vergangenen Samstag zogen wieder Hunderttausende durch Berlin, weil sie auf dem Christopher Street Day für die Rechte queerer Menschen demonstrieren wollten. Um und auf den vielen Wagen, insgesamt 75 waren angemeldet, tanzten und liefen auch die ein oder anderen bekannten Menschen. Teils privat, teils offiziell von Sponsoren gebucht, wurden zahlreiche Promis gesichtet.
Direkt zu Beginn des großen Umzugs versammelten sich am Startpunkt an der Leipziger Straße auffallend viele Politiker. Dabei durfte nicht der Regierende Bürgermeister Kai Wegner, sondern die Aktivistin Sophie Koch von der Landesarbeitsgemeinschaft Queeres Netzwerk Sachsen die Eröffnungsrede halten. Und auch Bundesfamilienministerin Lisa Paus sprach ein paar Worte: Jeden Tag gebe es sechs Angriffe auf queere Personen in Deutschland, sagte sie. „Jeder Angriff auf queere Menschen ist ein Angriff auf uns alle, auf unsere Demokratie“.
Zwischen Party und Politik
Der Queerbeauftragte der Bundesregierung, Sven Lehmann, sollte erst viel später, zur Abschlusskundgebung am Brandenburger Tor, fordern, dass der Artikel 3 des Grundgesetzes um „sexuelle Identität“ ergänzt werde. Das hielt ihn aber nicht davon ab, auch an der Eröffnung teilzunehmen und, unter anderen, mit der Berliner Dragqueen Margot Schlönzke für Fotos zu posieren.
Sein Berliner Kollege, der SPD-Politiker Alfonso Pantisano sprach derweil trotz Ankündigung nicht. Dem Tagesspiegel erzählte er am Rande des CSD, dass die Veranstalter für ihn dann doch keinen „geeigneten“ Slot gefunden hätten. Als Berlins Queerbeauftragter ist er Ziel einer Hasskampagne. Nahezu täglich erhalte er Morddrohungen. Er ließ es sich dennoch nicht nehmen, am Umzug teilzunehmen und fleißig auf den unterschiedlichsten Trucks Präsenz zu zeigen.
Ich war seit Jahren nicht mehr so drin im CSD, aber gerade jetzt hat der CSD eine wahnsinnige Bedeutung.
Mark Waschke, Berliner Tatort-Kommissar
Zusammen mit Franziska Giffey auf dem Wagen der BVG zum Beispiel. Über X teilte die Wirtschaftssenatorin ihrer Followerschaft ihre Teilnahme am CSD mit: „Danke an alle, die mithelfen, dass dieser Tag gelingt und dass viele zusammen einstehen für Vielfalt, Freiheit, Liebe und Demokratie“.
Und damit genug Politik, der offiziellen zumindest. Denn auch Promis anderer Metiers zeigten sich politisch. Etwa Schauspieler Mark Waschke, den viele wohl aus dem Berliner Tatort als Kommissar Robert Karow kennen. Dem Tagesspiegel sagte er: „Ich war seit Jahren nicht mehr so drin im CSD, aber gerade jetzt hat der CSD eine wahnsinnige Bedeutung.“ Er fände es „beglückend“ zu spüren, wie die Menschen sich hier ganz selbstverständlich artikulieren können. Die Party, die der CSD auch ist, sei dafür eine wichtige Basis. Denn sie mache die Euphorie und Ekstase körperlich spürbar – „und der Körper hat recht“.
Apropos Party: Ab Mittags versammelte sich die Berliner Kunstszene vor der Neuen Nationalgalerie, „um die Parade zu empfangen“, wie es in der offiziellen Einladung des prominenten Direktors Klaus Biesenbach hieß. Dafür wurde extra ein überdachtes DJ-Pult mit angrenzendem VIP-Bereich aufgebaut, wo die US-amerikanische DJ Honey Dijon auflegte und der Menge einheizte. Mit dabei, neben vielen Berliner Galeristen und Künstlern, auch Schauspieler Clemens Schick oder Modedesigner Michael Michalski.
Musikalisches Highlight zum Schluss
Auch vor der großen Bühne am Brandenburger Tor, wurde ab frühem Nachmittag ein umfangreiches musikalisches Programm geboten, moderiert von Jesse George, Schwester Daphne, Jurassica Parka und Phryne Dexter-Solaris.
Neben Musik von DJ-Hollywood Tramp, Becks, Lara Hulo oder Blazey sorgten viele Redebeiträge, etwa von der Berliner Aidshilfe oder dem „Lesben- und Schwulenverband in Deutschland“, auch für ernstere Töne. So oder so, die gegen Abend immer größer werdende Menge fühlte sich offenbar so gut unterhalten, dass sie trotz strömenden Regen bis tief in die Nacht auf der Straße des 17. Juni ausharrte.
Ein Grund könnten aber auch die richtig prominenten Kaliber gewesen sein, die erst ganz zum Schluss aufgefahren wurden: Mit den Auftritten der US-amerikanischen Trans-Ikone Amanda Lepore und natürlich des selbst bezeichneten „Hetero-Boomers“ Herbert Grönemeyer.
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