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Die Trabantenstadt im Falkenhagener Feld. Hier wohnen viele Familien auf engem Raum.

© Kitty Kleist-Heinrich

Update

Corona-Inzidenz von mehr als 300: Wie Spandau zum traurigen Spitzenreiter Berlins werden konnte

Brennpunkt soll unter anderem die Siedlung Falkenhagener Feld sein. Dort leben viele Familie auf engem Raum - kein Platz für Isolation.

Die Infektionszahlen in Berlin steigen – inzwischen ist das bislang unauffällige Spandau der Sars-Cov-2-Hotspot der Hauptstadt. Die Kurve der im Nordwesten bestätigten Neuinfektionen dümpelte lange im Mittelfeld. Sie war nicht so flach wie die in Treptow-Köpenick oder in Marzahn-Hellersdorf, aber nie annähernd so steil wie in Friedrichshain-Kreuzberg oder Neukölln. Doch seit einer Woche steigt die Zahl der Neuansteckungen stark, seit Freitag ist Spandau der Spitzenreiter. Am Sonntag meldet die Senatsgesundheitverwaltung eine Sieben-Tages-Inzidenz von 309 Fällen – circa 100 mehr als im Berliner Schnitt. Wie konnte das passieren?

Spandauer Brennpunkt soll vor allem die Siedlung am Falkenhagener Feld sein. Die besteht zu weiten Teilen aus vier- bis 16-stöckigen Plattenbauten. Zahlreiche Familien leben dort in kleinen Wohnungen mit vielen Kindern. Die Amtsärztin von Spandau, Gudrun Widders, sagte dem Sender RBB: „Das hat schon erheblichen Einfluss darauf, dass sich Infektionen gut verbreiten können, wenn Menschen auf relativ engem Raum dicht leben.“ Überwiegend betroffen seien der Amtsärztin zufolge Menschen zwischen 20 und 40 Jahren. Das Gesundheitsamt soll nun Verstärkung von den für Bau und Grünflächen zuständigen Kollegen bekommen. In den Schulen seien die Fallmeldungen allerdings schon rückläufig, sagte Widders, an den Gymnasien würden nun Masken getragen werden. Der Effekt solcher Maßnahmen mache sich also bemerkbar.

Am Montag wird sich der Gesundheitsausschuss des Abgeordnetenhauses mit der Lage befassen. Senatorin Dilek Kalayci (SPD) hatte die Berlinerinnen und Berliner am Sonntag dazu aufgefordert, Abstand zu halten und Masken zu tragen. Die Lage in den Krankenhäusern habe sich zugespitzt. Die Berliner Corona-Ampel war am Sonntag zum ersten Mal auch beim dritten Kriterium, der „Bettenbelegung“ auf den Intensivstationen, auf „Rot“ gesprungen. Mit 320 Covid-19-Patienten in Intensivbetten waren am Samstag 25,3 Prozent der Behandlungsplätze belegt. Am Sonntag lag der Wert mit 24,2 Prozent nur knapp darunter, die Ampel sprang wieder auf Gelb. Schon beim Kriterium „Fallzahlen“ pro 100 000 Einwohner innerhalb der vergangenen sieben Tage zeigte die Ampel „Rot“ an. Für den Fall zweier roter Ampeln hatte der Senat angekündigt, dass Schutzmaßnahmen angepasst würden.

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Am Sonntag sind in Berlin zudem neue Kontaktbeschränkungen für private Treffen in Kraft getreten. Private Zusammenkünfte mit Freundinnen und Freunden, Verwandten und Bekannten sind auf maximal fünf Personen des eigenen und eines weiteren Haushalts beschränkt. Kinder bis zwölf Jahre sind davon ausgenommen. Über Weihnachten und Silvester erlaubt der Berliner Senat im Gegensatz zu anderen Bundesländern keine Lockerung dieser Kontaktbeschränkungen.

Unter anderem in Brandenburg gelten an Weihnachten großzügigere Kontaktbeschränkungen. Dort dürfen dann zehn Personen zusammenkommen. Vor Silvester kehrt das Bundesland aber ebenfalls zur Fünf-Personen-Regel zurück, denn auch in Brandenburg ist die Corona-Lage kritisch. Die Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) befindet sich seit dem Wochenende in ihrem Haus in Falkensee in Quarantäne. Der Mann der Ministerin war positiv auf das Coronavirus getestet worden.

Die Eheleute sind Ärzte, der Mann arbeitet in der Rettungsstelle im Spandauer Vivantes-Krankenhaus, wo auch Nonnemacher bis zu ihrer Wahl in den Potsdamer Landtag 2009 tätig gewesen war. Bislang zeige die Ministerin keine Symptome, hieß es am Sonntag, sie arbeite aus dem Homeoffice weiter. Am Donnerstag wolle Nonnemacher einen Corona-Test machen.

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