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Zwei Jahre Kotti-Wache in Berlin: Polizei erfasst mehr Gewalt und Straftaten
Das Kottbusser Tor ist ein Kriminalitätshotspot. Seit zwei Jahren gibt es nun eine kleine Polizeiwache dort. Was sie bringt, wird unterschiedlich bewertet.
Stand:
Etwas mehr als zwei Jahre nach Eröffnung der Kotti-Wache in Berlin-Kreuzberg verzeichnet die Polizei eine deutliche Zunahme von Anzeigen und Straftaten. Im ersten Jahr des Bestehens seit Mitte 2023 erfasste die Polizei eine Zunahme von Straftaten im Vergleich zu 2022 von 13 Prozent.
Im zweiten Jahr der Wache stieg die Zahl der Straftaten noch einmal um 11 Prozent. Das geht aus einer Antwort der Senatsinnenverwaltung auf eine Anfrage des Grünen-Innenexperten Vasili Franco hervor.
Bei den Gewaltdelikten ist der Anstieg noch deutlicher – im ersten Jahr der Wache um 15 Prozent, danach um 35 Prozent. 2024 waren es 324 Fälle von einfacher bis schwerer Körperverletzung – mehr als im Jahr 2022 vor Eröffnung der Wache. Bei gefährlicher Körperverletztung hat sich die Zahl im Vergleich zu 2023 sogar verdoppelt.
Der schwarz-rote Senat muss endlich erkennen: Eine Polizeiwache alleine schafft noch keine Sicherheit.
Vasili Franco, innenpolitischer Sprecher der Grünen-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus
„Die Polizeiwache am Kottbusser Tor hat nicht zu einem Rückgang der Straftaten geführt. Der schwarz-rote Senat muss endlich erkennen: Eine Polizeiwache alleine schafft noch keine Sicherheit“, sagte Franco. Der massive Anstieg an Gewalttaten im öffentlichen Raum sei Ausdruck von Konflikten, die auch auf die sozialen Missstände vor Ort zurückzuführen seien.
Zwar hätten Bezirk und Innensenatorin Iris Spranger (SPD) ein ganzheitliches Konzept gefordert. Doch das sei bisher nicht mit Leben gefüllt worden, es gebe nicht einmal eine tragfähige Finanzierung. „Wenn die Lage am Kottbusser Tor sich nachhaltig verbessern soll, braucht es eine gemeinsame Kraftanstrengung, die eine verzahnte soziale Infrastruktur schafft und die Aufenthaltsqualität verbessert.“
Das Kottbusser Tor ist ein kriminalitätsbelasteter Ort, dort hat die Polizei besondere Kontrollbefugnisse. Seit Mitte Februar besteht dort auch eine Waffen- und Messerverbotszone.
Die Innenverwaltung verteidigt, wie zuvor schon Polizeipräsidentin Barbara Slowik Meisel, die Wache trotz zunehmender Gewalttaten: Die objektive Sicherheitslage unterliege einer komplexen Struktur von Einflussfaktoren, ein kausaler Einfluss der Nebenwache sei nur schwer nachweisbar.

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Die Wache diene der Steigerung der sichtbaren Polizeipräsenz am Ort für die Anliegen der Bürger und habe sich als Anlaufpunkt etabliert. Die Sicherheitsgefühl der Bevölkerung werde durch die direkte Erkennbarkeit und Erreichbarkeit positiv beeinflusst. Zudem helfe die Nebenwache bei der Koordinierung und Steuerung von Schwerpunkteinsetzen und Kontrollen. Das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg dagegen sieht Verdrängungseffekte.
Für den Kotti gibt es sogar zwei Kontaktbereichsbeamte – doch für diese ist kein Platz in der Wache. Ihre Dienststelle ist der Abschnitt 53 in der Friedrichstraße, nahe dem U-Bahnhof Kochstraße. Pro Woche sind die beiden Beamten 22,5 Stunden pro Woche am Kotti im Einsatz. Das ist immerhin deutlich mehr als 2023, als es 13,5 Stunden waren.
Allerdings haben sich auch die Tatzeiten verändert. 2022 wurden Straftaten vor allem in den Nachmittag- und Abendstunden von 12 bis 22 Uhr begangen. In den Jahren darauf weitete sich dieser Zeitraum bis spät in die Nacht bis ein Uhr aus.
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