Berlin - Polens Ex-Außenminister Wladyslaw Bartoszewski hat den Beitrag der DDR-Regimegegner für den Fall der Mauer gewürdigt und die Bedeutung Polens als Impulsgeber für die Ereignisse 1989 hervorgehoben. „Die Diktatoren haben mich nicht gemocht, aber das beruhte auf Gegenseitigkeit”, sagte der KZ-Überlebende bei der Verleihung des Dialog-Preises der Deutsch-Polnischen Gesellschaft an die Bürgerrechtler Wolfgang Templin und Ludwig Mehlhorn in Versmold.
30 Jahre Mauerfall

Die Berliner in Ost und West sind sich seit 1989 erstaunlich ähnlich geworden – vor allem in der Pflege der wechselseitigen Vorurteile. Forscher vermuten, dass die Klischees der Selbstbestätigung dienen. Aber eines Tages, sagen sie, könnte Berlin echte Weltbürger hervorbringen.

Nach 1989 errichteten die Eisbären in Hohenschönhausen eine Mini-DDR. Heute sind sie Marktführer im gesamtdeutschen Eventsport. Eine Wende auf Eis.
Am 9. November 1989 mobilisierte eine von den Medien verbreitete Fiktion die Massen und wurde dadurch zur Realität – zum Mauerfall.
Wiedervereint und immer noch getrennt. Frei und gleichzeitig kontrolliert. Selbstbewusst und doch hysterisch. Fleißig oder faul. Helmut Schümann fragt, wo Deutschland steht - 20 Jahre nach dem Mauerfall.
Es war in der DDR verboten, die Mauer zu fotografieren. Detlef Matthes hat es dennoch getan. Die Bilder sind einzigartige Dokumente.

Nach meiner Erinnerung war es vor 20 Jahren so: Die Mauer fiel, die Berliner lagen sich in den Armen. Am nächsten Morgen erschien, wie aus dem Nichts, am Alexanderplatz ein Bautrupp und grub ein riesiges Loch dort. Die Sowjetunion zerfiel, Bulgarien wurde EU-Mitglied, Schröder kam, Schröder ging. Ich bekam graue Haare. Aber das Loch ist geblieben.

Es war Sinnbild für Siege, Kulisse für gespenstische Aufmärsche, ein Stück Eiserner Vorhang in Berlin. Am 9. November wurde es Symbol für die Einheit. Nun gehört es allen: der Deutschen liebstes Fotomotiv.

Von Bond bis Burton: Der Berliner Betonwall war im Film von Anfang an ein beliebter Stoff – voller Spannung und Gefühle, geeignet für Thriller, Melodram und Komödie.

Der damalige Sekretär des Zentralkomitees der SED, Günter Schabowski über die entscheidenden Stunden am 9. November 1989.
Filmen mit Fahrrad: Die britische Schauspielerin Tilda Swinton radelt an der Berliner Mauer entlang – 1988 und 2009
Gerhard Heske war Forschungschef in der Staatlichen Zentralverwaltung für Statistik der DDR. Er hat erstaunliches berechnet. Die DDR soll ein höheres jährliches Wachstum gehabt haben als die BRD.

Wie sich die Kulturszene seit der Wende entwickelt hat – eine Erfolgsgeschichte mit Widersprüchen.
So funktionierte ein Interhotel: Zwei Mitarbeiter in Potsdam erinnern sich.
Schlecht gedacht oder schlecht gemacht? Die DDR-Kommandowirtschaft war von Beginn an zum Scheitern verurteilt, sagen Historiker.

"Was ist der Unterschied zwischen Sozialismus und Orgasmus? Im Sozialismus stöhnt man länger" – Witze und Humor in der DDR.

In diesem zwanzigsten Jahr erfahren viele zum ersten Mal Genaueres über das denkwürdige Jahr 1989 – nicht nur die Nachgeborenen. Als größtes Ereignis des Jahres wird der Mauerfall gefeiert. Die staatliche Einheit Deutschlands ist vollendet, die gesellschaftliche nicht. Zum Glück.
Zwei Lehren hält der Sturz der Mauer bereit. Erstens: Eine Gewöhnung an die Unfreiheit darf es nie wieder geben Zweitens: Kein Unrecht währt ewig.
Die Mauer ist zeitlich so weit weg, dass viele Berliner nicht mehr wissen, wo sie stand. Längst ist eine Generation erwachsen, die keine eigene Erinnerung daran hat. Jetzt bestaunen wir ein gigantisches Puzzle zwischen Potsdamer Platz und Reichstag, mit dem am Montag, dem 20. Jahrestag des Mauerfalls, symbolisch nachgespielt werden soll, wie sich der Schrecken der Teilung in grenzenlosem Jubel auflöste.

Als Underground zur Mode wurde: Mit dem Mauerfall begann Berlins Aufstieg zur Clubstadt Nummer eins.

Die Tourismusbranche rechnet anlässlich des Mauerfall-Jubiläums mit hunderttausenden Berlin Besuchern. Die Polizei warnt vor einem Verkehrschaos.
Vom Widerstehen: ein Doku-Theaterstück zum Mauerjubiläum in Potsdam.
Die East Side Gallery ist saniert – mit Hilfe von Künstlern aus aller Welt. Die Grünen möchten jetzt auch die Westseite bemalen lassen.

Zwei Männer, ein Ossi, ein Wessi. Unversöhnlich und halsstarrig. Aber unverzagt. Lektüre einer deutsch-deutschen Korrespondenz.
Zehn Jahre lang, von 1961 bis 1970, war der Orthopäde Burkhart Veigel als Fluchthelfer tätig. Am Montag lädt er zum ersten großen Treffen früherer Fluchthelfer und Flüchtlinge in die Versöhnungskapelle an der Bernauer Straße ein.

Vor 20 Jahren fiel die Berliner Mauer – Gorbatschows Berater Anatolij Tschernjajew hatte den Tag lange erwartet.
Für das „Fest der Freiheit“ wurde die Mauer aus Dominosteinen aufgebaut. Es war kein Durchkommen.
Der Frohnauer Gymnasiallehrer Roland Künzel hat einen Ost-West-Familienroman geschrieben.
Der Abend begann ruhig. Mit Krimi-Lektüre. Aber als Tagesspiegel-Leser Ditmar Danelius die Nachricht von der Maueröffnung hörte, wurde es eine unvergessliche Nacht, die alles andere als ruhig war.

Oscar-Preisträger Florian Henckel von Donnersmarck erzählt, wie er den Mauerfall erlebt hat, welche Gefühle er als Berliner damit verbindet, wie hoch der symbolische Wert war - und wie er seiner Tochter die Mauer erklärt hat.

Welche persönlichen Veränderungen brachte Ihnen der Mauerfall? Sind sie heute euphorisch und in Feierlaune? Hat der Mauerfall nur Gutes bewirkt? Was ist womöglich nicht so gut gelaufen? Bitte schreiben Sie hier Ihre Meinung auf und diskutieren mit!
Im November 1989 hatte Stephen Bench-Capon, Engländer und damals drei Jahre alt, wenig Sinn für weltverändernde Ereignisse. Hier erzählt er, wie er sich dennoch vor dem Sozialismus gerettet fühlt.
Eine Mauer aus über 1000 bunt bemalten Styroporsteinen wird zum Mauerfalljubiläum umkippen. Zwei Jahre lang wurde die Aktion vorbereitet, nach wenigen Minuten ist sie schon wieder vorbei.
Mit dem Mauerfall-Jubiläum ist es wie mit allen hochkarätigen Jahrestagen. Es ist viel zu viel, im Veranstaltungskalender, in den Medien – aber man kann nicht genug davon kriegen. Weil nicht jeder dasselbe präsentieren will, fördert die umfängliche Berichterstattung auch echte Raritäten zutage, die einen das Staunen lehren über den Aberwitz unserer Spezies.
Wenn es in Berlin eine Ausstellungsinstitution gibt, die sich mit 20 Jahren Mauerfall beschäftigen sollte, dann ist es wohl die Stiftung Stadtmuseum. Doch wie ein Alleinstellungsmerkmal finden bei den vielen Präsentationen aus Anlass des Jubiläums?
Ein 155 Kilometer langer Ring um West-Berlin, davon 43 Kilometer mitten durchs Stadtgebiet, ein 70 Meter breites Hindernis mit Zäunen, Wachtürmen, Hundelaufanlagen und Betonsegmenten, Arbeitsplatz für eine 12.000 Mann starke Truppe von Grenzsoldaten – vor 20 Jahren Alltag in der geteilten Stadt.
Gedenken zur Großdemo am 4. November 1989: Woran sich Gregor Gysi nicht gerne erinnert. Zum Beispiel, dass er eine Erneuerung der Partei gefordert hatte.

Bei „Reporter89“ schreiben Nachwuchsjournalisten über die Wende, die sie nur aus Erzählungen kennen
Als die Mauer fiel, absolvierte Olaf Klüsener gerade seinen Wehrdienst bei der NVA. Da er seinen Personalausweis hatte abgeben müssen, dauerte es eine ganze Weile, bis er in den Westen fahren konnte.
Am 10. November war Tagesspiegel-Leser Horst Henkel für die Freiwillige Feuerwehr im Einsatz. An einem geschichtlichen Ort: der Bernauer Straße.