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„Sie haben Tote draußen im Baum gefunden“: Hurrikan „Milton“ verwüstet Florida – mindestens elf Menschen sterben
Am Freitag wird in Tampa eine Frau Anfang 70 unter einem großen Ast eingeklemmt tot geborgen. Die Zahl der Todesopfer in Verbindung mit Hurrikan „Milton“ erhöht sich in Florida auf mindestens elf.
Stand:
Die Zahl der Todesopfer infolge des Durchzugs von Hurrikan „Milton“ im US-Bundesstaat Florida hat sich auf mindestens elf erhöht. In der Stadt Tampa fand die Polizei nach eigenen Angaben eine Frau Anfang 70, die unter einem großen Ast eingeklemmt war. Es werde angenommen, dass ihr Tod mit „den Instandsetzungsmaßnahmen“ nach dem Hurrikan zusammenhänge, erklärte die Polizei am Donnerstag.
„Milton“ hatte Floridas Golfküste am Mittwochabend (Ortszeit) als Hurrikan der Kategorie 3 erreicht. Bei seinem nächtlichen Durchzug über den Bundesstaat im Südosten der USA schwächte sich der Wirbelsturm nach Angaben des US-Hurrikanzentrums NHC bis zum Donnerstagmorgen auf die Hurrikan-Stärke 1 ab, verzeichnete aber immer noch Windstärken von bis zu 140 Stundenkilometern. Schließlich erreichte er die Ostküste Floridas und zog von dort weiter auf den Atlantik hinaus.
Nach „Milton“-Durchzug: Berichte über mehrere Todesopfer
Nach Angaben der US-Regierung gab es zunächst Berichte über mindestens zehn Todesopfer in Verbindung mit Hurrikan „Milton“ im Bundesstaat Florida. Das bestätigte Heimatschutzminister Alejandro Mayorkas in einer Pressekonferenz. Fünf Tote wurden nach Behördenangaben im Bezirk St. Lucie verzeichnet, drei im Bezirk Volusia, zwei in St. Petersburg und einer in Tampa.

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Am Freitag hat sich die Zahl der Todesopfer auf mindestens elf erhöht, nachdem in der Stadt Tampa eine Frau Anfang 70 unter einem großen Ast eingeklemmt tot aufgefunden wurde.
Nach Zählungen des US-Senders CBS stieg die Zahl der Toten im Zusammenhang mit „Milton“ derweil auf mindestens 16. Knapp 1000 Menschen hätten die Einsatzkräfte bislang im Sturmgebiet gerettet, zitierte der Sender CNN Floridas Gouverneur Ron DeSantis.
Der Sheriff des St. Lucie County, Keith Pearson, erklärte bereits am Donnerstag, dass in einer Wohnwagensiedlung für Senioren in Fort Pierce mehrere Menschen durch einen Tornado in Verbindung mit „Milton“ ums Leben kamen. Am Freitag wurde die Zahl der Todesopfer in der Seniorenwohnanlage von den Behörden auf mindestens vier beziffert.
Es war ziemlich beängstigend. Sie haben Tote draußen in einem Baum gefunden.
Susan Stepp, Bewohnerin aus Fort Pierce
„Es war ziemlich beängstigend“, berichtete Susan Stepp aus Fort Pierce der Nachrichtenagentur AFP. „Sie haben Tote draußen in einem Baum gefunden“, so die 70-Jährige. „Ich wünschte, sie hätten sich in Sicherheit gebracht.“ Stepps Ehemann Bill sagte, der Tornado habe sein 22 Tonnen schweres Wohnmobil hochgehoben „und durch den Garten geschleudert“.
„Es sah aus, als hätte jemand ein Gewicht vom Himmel fallen lassen und eine Reihe von Häusern plattgemacht“, berichtete Doug Anderson, ein Bewohner von St. Lucie Count der Lokalzeitung „Treasure Coast Newspapers“.

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Dem Sender WPBF berichtete Sheriff Pearson, dass die Ortschaft Spanish Lakes gleich von mehreren Tornados getroffen worden sei, „und wir haben Menschenleben verloren“.
Millionen Menschen in Florida weiterhin ohne Strom
Nach dem Durchzug des Hurrikans sind im US-Bundesstaat Florida weiterhin mehrere Millionen Menschen ohne Strom. In der Nacht zu Freitag waren immer noch rund 2,6 Millionen Menschen von Stromausfällen betroffen, wie aus Daten der US-Website PowerOutage hervorging.
Das US-Hurrikanzentrum verwies auf weiter bestehende Gefahren durch herabgestürzte Stromleitungen und überflutete Gebiete vielerorts im Zentrum Floridas. Entsprechend sei Vorsicht beim Einsatz elektrischer Gerätschaften für die Aufräumarbeiten geboten.

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Entwurzelte Bäume und kein Trinkwasser in Florida
In der Stadt St. Petersburg stellte die Stadt nach einem Wasserrohrbruch zwischenzeitlich das Trinkwasser ab. Zum Trinken, Kochen und Zähneputzen müsse Wasser bis auf Weiteres abgekocht werden, hieß es in einer Mitteilung der Behörden. In St. Petersburg leben etwa 260.000 Menschen.
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Bäume wurden umgerissen, Straßen waren überflutet und Strommasten stürzten in mehreren Städten Floridas um.
Das Stadiondach des Tampa Bay Rays-Baseballteams in St. Petersburg wurde durch den Wirbelsturm abgedeckt. Das Stadion war örtlichen Medienberichten zufolge vor der Ankunft des Sturms als Sammelort für Ersthelfer genutzt worden. Bei den Vorfällen seien keine Verletzten gemeldet worden, so die örtlichen Behörden.

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Unweit des Stadions stürzte ein Baukran auf ein Gebäude. In Clearwater an Floridas Westküste retteten Einsatzmannschaften mit Schlauchbooten Bewohner aus den oberen Stockwerken überschwemmter Gebäude, während das Wasser brusthoch in den Straßen stand.

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In der Stadt Orlando mussten sogar Feuerwehr und Polizei stundenlang in Gebäuden Schutz suchen. Wenn der Wind wieder nachlasse, seien Polizei und Feuerwehr wieder in der Lage, auf Anrufe zu reagieren. Inzwischen rücken die Einsatzkräfte wieder aus.
Gouverneur DeSantis: „Milton“ war „nicht das schlimmste Szenario“
Nachdem der Hurrikan den US-Bundesstaat Florida überquert hat, betonte Gouverneur Ron DeSantis, dass der Sturm zwar Verwüstungen hinterlassen habe, das Schlimmste jedoch ausgeblieben sei. „Dieser Sturm war beträchtlich. Aber zum Glück war dies nicht das schlimmste Szenario“, sagte DeSantis bei einer Pressekonferenz.
Er erklärte weiter, dass der Hurrikan viel Zerstörung und Schaden verursacht habe, wobei besonders die Tornados an der Ostküste des Staates verheerend gewesen seien. DeSantis warnte, dass mehrere Flüsse Hochwasser-Niveau erreicht hätten und die Wasserstände voraussichtlich weiter steigen würden. Im Vergleich zu Sturm „Helene“ vor rund zwei Wochen sei die Sturmflut jedoch weniger stark ausgefallen.
Dieser Sturm war beträchtlich. Aber zum Glück war dies nicht das schlimmste Szenario.
Ron DeSantis, Gouverneur von Florida
Bereits vor der verheerenden Verwüstung durch Hurrikan „Milton“ erklärte Gouverneur DeSantis, dass am Mittwoch im Bundesstaat Florida mindestens 19 bestätigte Tornados gezählt worden seien.
Taylor Swift, Ryan Reynolds und Blake Lively spenden für Hurrikan-Opfer
Pop-Superstar Taylor Swift kündigte unterdessen an, fünf Millionen US-Dollar (rund 4,5 Millionen Euro) für die Hurrikan-Opfer zu spenden.

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Sie seien der Sängerin für ihre großzügige Spende für die Versorgung der Opfer der Hurrikans „Helene“ und „Milton“ unglaublich dankbar, teilte die Hilfsorganisation „Feeding America“ in ihren sozialen Medien mit. Das Geld würde in die Versorgung mit Lebensmitteln und anderen Hilfsgütern und in den Wiederaufbau von Gemeinden fließen.
Auch Deadpool-Darsteller Ryan Reynolds und dessen Frau Blake Lively haben für die Opfer der Hurrikans „Helene“ und „Milton“ eine Million Dollar (rund 914.000 Euro) gespendet. „Ihre langjährige Unterstützung von Feeding America in Krisenzeiten hat unserem Netzwerk vor Ort vor, während und nach Katastrophen geholfen“, erklärte die Leiterin von Feeding America, Claire Babineaux-Fontenot am Donnerstag (Ortszeit) auf Instagram.
Falschmeldungen zum Hurrikan beunruhigen die US-Regierung
Die jüngsten Unwetter im US-Bundesstaat Florida fallen mitten in die heiße Phase des Wahlkampfes. In weniger als einem Monat, am 5. November, finden in den USA Präsidentschaftswahlen statt. US-Vizepräsidentin Kamala Harris will den Wiedereinzug des Republikaners Donald Trump in das Weiße Haus verhindern. Es zeichnet sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen ab.

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Mayorkas äußerte sich besorgt über „absichtlich verbreitete Falschinformationen“, die reale Auswirkungen auf Überlebende hätten. So kursiere etwa die Behauptung, „dass Bundesbedienstete, die den Menschen helfen sollen, ihnen ihr Land wegnehmen werden“, sagte er. „Wir haben gesehen, dass die Menschen zurückhaltend sind und zögern, die Hilfe in Anspruch zu nehmen, (...) weil sie Angst haben.“
Mayorkas sprach auch von Drohungen gegen Beamte der Katastrophenschutzbehörde Fema. „Wir erleben, dass auf Online-Plattformen schreckliche Hassrede aller Art verbreitet wird“, sagte Mayorkas.
Biden zeigt sich nach Hurrikan „Milton“ besorgt
Auch Biden zeigte sich besorgt. Menschen riskierten ihr eigenes Leben, um anderen zu helfen und sähen sich Todesdrohungen ausgesetzt. Dies sei ein Resultat von „rücksichtslosen, unverantwortlichen, unerbittlichen Falschbehauptungen und offenen Lügen“, die weiterhin verbreitet würden.

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Seit Tagen warnen er und seine Stellvertreterin Harris vor Falschmeldungen. Sie warfen auch dem Republikaner Trump vor, gezielt Falschinformationen zu verbreiten.
Trump verspricht nach Hurrikan „Hilfe wie nie zuvor“
Der republikanische Präsidentschaftskandidat veröffentlichte auf der Plattform X ein Video und stellte „Hilfe wie nie zuvor“ in Aussicht. „Hoffentlich wird am 20. Januar jemand im Amt sein, der wirklich helfen wird“, sagte Trump mit Blick auf den Ausgang der Präsidentschaftswahl. Die Amtseinführung findet am 20. Januar statt.
Trump kündigte auch an, erneut in das Katastrophengebiet zu reisen. „Ich werde sehr bald dort sein“, sagte er bei einer Rede in Detroit. Bereits nach Sturm „Helene“ war Trump zweimal in betroffene Gebiete gereist. Auch Biden und Harris besuchten Orte im Katastrophengebiet. Trump wirft ihnen allerdings vor, nicht angemessen auf den Sturm reagiert zu haben.
„Milton“ – nicht der erste Sturm in Florida
Als Hurrikan der Kategorie 3 war der Sturm am späten Mittwochabend beim Ort Siesta Key an der Westküste Floridas auf Land getroffen und hatte eine weit ausgedehnte Schneise der Verwüstung durch die Halbinsel im Golf von Mexiko geschlagen, bevor er abgeschwächt auf den Atlantik hinausgezogen war.
„Milton“ fegte nur zwei Wochen nach dem Sturm „Helene“ über Florida hinweg. „Helene“ war etwas nördlicher auf Land getroffen und dann durch mehrere Bundesstaaten im Südosten der USA gezogen. Mindestens 237 Menschen kamen durch „Helene“ ums Leben, zahlreiche Gebäude wurden beschädigt oder komplett zerstört, weite Gebiete überschwemmt. „Helene“ war nach dem Hurrikan „Katrina“ im Jahr 2005 der folgenschwerste Sturm in der Region seit 50 Jahren. (dpa, Reuters, AFP, Tsp)
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