zum Hauptinhalt
Spurensicherung nach einer Explosion in Köln.

© REUTERS/STEPHANE NITSCHKE

Update

Anschlag auf Geschäft, Handgranate unter Auto: Erneute Explosion in der Kölner Innenstadt

Erst am Montag hatte es vor einem Kölner Club eine Explosion gegeben. Nun kommt es erneut zu einer Detonation. Gehören die Taten zum Kampf der „Mocro-Mafia“?

Stand:

Wieder ist ein Sprengsatz vor einem Haus explodiert, wieder traf es Köln, wieder vermuten Ermittler dahinter Handlanger der „Mocro-Mafia“. Wie die Polizei berichtete, kam es zu der Detonation an einem Bekleidungsgeschäft in der zentral gelegenen Ehrenstraße kurz vor 5 Uhr. Ein Passant wurde durch die Explosion leicht verletzt. Der entstandene Brand wurde schnell gelöscht.

Erst vor wenigen Tagen war bei einer ähnlichen Detonation ebenfalls am frühen Morgen in Köln ein 53-Jähriger verletzt worden. Ermittler stuften den Mann wie im aktuellen Fall als „Unbeteiligten“ ein. Wie berichtet, werden diese Taten und ein Dutzend weiterer Fälle einer Fehde unter Drogen-Dealern zugerechnet.

Zuvor Anschlag auf Kölner Club

Kern der Auseinandersetzung soll der Streit um eine im Juni in Köln gestohlene Lieferung von circa 300 Kilogramm Cannabis sein. Deren marokkanisch-niederländische Besitzer machen dafür hiesige Banden verantwortlich. Im Milieu folgte eine Gewaltserie. Unklar ist dabei die Rolle des zunächst verdächtigten deutsch-libanesischen El-Zein-Clans, der in Nordrhein-Westfalen immer wieder in Revierkämpfe mit anderen Großfamilien verwickelt war.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Ebenfalls am Mittwoch entdeckten Beamte unter einem brennenden BMW in Köln-Ostheim eine scharfe Handgranate. Sie wurde noch am Fundort gesprengt, weil ein sicherer Transport laut Polizei nicht möglich war. Es wird von Brandstiftung ausgegangen, ein auf „Organisierte Kriminalität“ spezialisiertes Dezernat ermittelt auch dort.

Nach Tagesspiegel-Informationen wurde bei dem Anschlag am Klamottenladen eine explosive Flüssigkeit verwendet, so wie schon beim Angriff vor einigen Tag nur 200 Meter entfernt: Am Montag explodierte der Eingang des „Vanity“-Clubs am Kölner Hohenzollernring.

Am 16. September 2024, kurz vor 5.50 Uhr, kam es zu einer Explosion im Kölner Hohenzollernring. Dieser Mann wird als Verdächtiger von der Polizei gesucht.

© Polizei NRW

Auch im Juni verwendete ein jugendlicher, vermutlich von der Mocro-Mafia angeheuerter Attentäter in Solingen eine solche Flüssigkeit. Er starb allerdings, weil er die Flasche mit der Substanz versehentlich zu früh fallen ließ.

Morde, Entführungen, Bomben

Ebenfalls im Juni beschädigte eine Explosion ein Haus in Köln, einige Tage danach explodierten weitere Sprengsätze. Im Juli wurde in Engelskirchen eine Haustür gesprengt, in Duisburg eine Bombe gezündet. Später befreite die Polizei in Köln eine Frau und einen Mann, die entführt worden waren: Ein Video zeigte die gefesselten Opfer, ein Täter fragte offenbar nach verschwundenen Drogen. Im Juli gab es weitere Explosionen, so in Düsseldorf.

Scherben und Kleidungstücke liegen vor dem Geschäft in der Kölner Ehrenstraße, wo es am Mittwoch eine Explosion gab.

© dpa/Henning Kaiser

Als Mocro-Mafia werden in den Niederlanden jene Banden bezeichnet, deren Mitglieder aus Familien stammen, die aus Marokko eingewandert sind. Seit vielen Jahren fallen Mocro-Männer im Drogenhandel dadurch auf, dass sie ihre Interessen besonders brutal durchsetzen. Es gab in ihrem Umkreis zahlreiche Entführungen, Morde und Bombenattentate. Auch in Belgien standen Zeugen und Beamte unter Personenschutz.

Bundeskriminalamt beobachtet

Seit einigen Jahren werden der Mocro-Mafia diverse Nationalitäten zugeordnet: Iraker, Syrer, Polen, Türken, Albaner, Tunesier, Somalier. In der Bundesrepublik wurden Männer aus den Niederlanden zuletzt als „Automatensprenger“ verdächtigt, die mit hochmotorisierten Wagen oft nur für wenige Stunden nach Deutschland kamen, um Banken die ATMs zu sprengen.

Eine Sprecherin des Bundesinnenministeriums sagte auf Anfrage, wirksame Verfolgung grenzüberschreitender Kriminalität sei nur durch internationale Zusammenarbeit der Behörden möglich. Das Bundeskriminalamt beobachte insbesondere angesichts der „Geldautomatensprengungen“ die Aktivitäten von aus den Niederlanden stammenden Tätern. Ein Zusammenhang mit der Mocro-Mafia sei nicht belegbar, aber auch nicht ausgeschlossen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })