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1300 Polizisten, Monrose am Brandenburger Tor : Das Wichtigste zum Berliner CSD im Überblick
Bunt, laut, kämpferisch: An diesem Samstag findet zum 47. Mal der Christopher Street Day in Berlin statt. Ein Überblick, was geplant ist.
Stand:
Mehr als 80 Wagen, 100 Fußgruppen und Hunderttausende Teilnehmende ziehen am Samstag durch Berlin, um für Vielfalt, Menschenrechte und den Schutz von Minderheiten zu demonstrieren – und um gemeinsam zu feiern. Ein „kämpferischer und mutiger“ Christopher Street Day (CSD) soll es werden, wie Marcel Voges vom CSD-Verein vorab sagte. Ein Überblick, was geplant ist.
Motto
Eine „neue Qualität von Angriffen“ und rechter Mobilisierung bereite der queeren Community und damit dem CSD Sorge, sagte Voges. Weltweit, aber auch in Deutschland, würden erkämpfte Rechte immer häufiger infrage gestellt. Daher wolle man „Nie wieder still“ sein, ein bundesweites CSD-Motto, das man mit mehr als 50 CSD gemeinsam entworfen habe. „Wir zeigen mit unserem Motto, dass wir immer laut, bunt und sichtbar bleiben werden“, teilte der CSD mit. Doch: „Auch in herausfordernden Zeiten bleibt der Berliner CSD ein Ort voller Hoffnung, Spaß, Gemeinschaftsgefühl und Protest.“
Forderungen
Der CSD hat in diesem Jahr drei politische Kernforderungen. Zum einen den Erhalt der Community- und Beratungsstrukturen: Der CSD fordert von der Berliner Landesregierung „ein sofortiges Handeln und die Einrichtung eines Rettungsschirms für queere Räume“. Zudem soll sich die Landesregierung „intensiv um die Unterstützung der anderen CDU-geführten Bundesländer werben“, um eine Erweiterung von Artikel 3 des Grundgesetzes für queere Menschen zu erreichen. Außerdem fordert der CSD mehr Engagement im Kampf gegen Hasskriminalität: „Die Regenbogenhauptstadt muss wieder zum Schutzraum für queere Menschen werden“.
Sicherheit
Die Polizei ist mit 1300 Einsatzkräften vor Ort. Wie ein Sprecher dem Tagesspiegel sagte, habe die Behörde etwaige „Gefährdungspotentiale“ im Blick und sei in engem Austausch mit den Veranstaltenden und Berlins Queerbeauftragtem. Der Schutz der Teilnehmenden habe „höchste Priorität“.
Zuletzt hatten in Deutschland mehrfach Rechtsextreme gegen Christopher Street Days und ähnliche Veranstaltungen mobil gemacht. In Bad Freienwalde im Osten Brandenburgs griffen Mitte Juni mutmaßlich Rechtsextremisten ein Fest für Toleranz an. Von 11.30 Uhr bis 15 Uhr hat nun auch in Berlin eine rechtsextreme Gruppierung am Schöneberger Ufer eine Gegendemonstration unter dem Motto „Gemeinsam gegen den CSD-Terror und der (sic!) Identitätsstörung“ angemeldet – mit 400 Teilnehmern. „Queerfeindliche Äußerungen sowie andere Hassbotschaften sind ausdrücklich nicht von der Meinungsfreiheit erfasst“, teilte die Polizei auf Anfrage mit. „Die Verhinderung solcher Vorfälle genießt oberste Priorität im polizeilichen Handeln und wird konsequent von Einsatzkräften verfolgt“.
„Wir haben großes Vertrauen, dass die Berliner Polizei unseren CSD umfassend schützen wird“, teilte der CSD mit. Für die Sicherheit sind zudem etwa 1000 Kräfte privater Unternehmen im Einsatz, die Fahrzeuge, Infrastruktur, Technik und Bühnenaufbauten schützen und einen ordnungsgemäßen Ablauf der Demonstration gewährleisten. Hinzu kommen 280 Ärzte und Sanitäter.
Glasflaschen sind während der Demo und bei der Abschlusskundgebung verboten. Die Veranstalter*innen weisen darauf hin, dass bei der Abschlusskundgebung Sonnen- oder Regenschirme mit Metallspitze aus Sicherheitsgründen untersagt sind.
Flaggen
Es gibt kein grundsätzliches Verbot von (National-) Flaggen beim CSD. Die Veranstaltenden bitten jedoch darum, „alle Teilnehmenden, die queeren Themen und Regenbogenfahnen in den Fokus zu stellen“. Verfassungsfeindliche, menschenverachtende oder sonstige diskriminierende Symbole oder Ausrufe „sind ausdrücklich untersagt“.
Eröffnung
Um 11.30 Uhr wird der CSD am Startpunkt an der Leipziger Straße / Ecke Charlottenstraße eröffnet. In diesem Jahr sprechen die Bundestagsvizepräsident:innen Josephine Ortleb (SPD) und Omid Nouripour (Grüne) – eine Reaktion auf die Weigerung von Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (CDU), die Regenbogenflagge zum CSD auf dem Bundestag zu hissen. Zudem sind Reden der ehemaligen Bundestagsvizepräsidentin Petra Pau (Linke) sowie Berlins Antidiskriminierungssenatorin Cansel Kiziltepe (SPD) angekündigt.
Route
Um 12 Uhr startet die Demonstration. Die Route bleibt im Vergleich zum Vorjahr unverändert. Es geht von der Leipziger Straße durch Mitte, über den Potsdamer Platz nach Schöneberg, vorbei am Nollendorfplatz und von dort zur Straße des 17. Juni zur Siegessäule. Die ersten Wagen werden dort gegen 16 Uhr erwartet. Insgesamt ist die Strecke etwa 7,6 Kilometer lang.
Wagen
81 Fahrzeuge und rund 100 Fußgruppen nehmen in diesem Jahr an der Demonstration teil. Mit einem Wagen dabei sind Unternehmen wie Siemens, die Commerzbank, die BVG, Duolingo oder Zalando – aber auch die meisten Parteien. Hinzu kommen queere Vereine, Verbände und Institutionen wie die Berliner Schwulenberatung, die Vereine Vorspiel und Quarteera sowie die Berliner Aidshilfe. Zahlreiche Fußgruppen reihen sich ein – das Regenbogennetzwerk der Deutschen Bahn, die DGB-Jugend, die Vereine Mann-O-Meter und BiBerlin und viele mehr.
Abschlusskundgebung
Vor dem Brandenburger Tor findet die große Abschlusskundgebung statt. Auf der Hauptbühne gibt es von 16.30 Uhr bis Mitternacht Musik und Reden.
Ein Höhepunkt: Die Band Monrose („Hot Summer“) tritt ab 22 Uhr auf – und feiert damit ihren ersten offiziellen Reunion-Auftritt seit mehr als zehn Jahren. „Bahar Kizil und Senna Gammour – zwei Drittel der erfolgreichen Popband – kommen spontan und aus voller Überzeugung, um gemeinsam mit uns ein kraftvolles Zeichen für Sichtbarkeit, Vielfalt und Solidarität zu setzen“, teilte der CSD mit. „Ganz ohne große Show, ganz ohne Tänzer:innen, nicht, weil sie es nicht gewohnt sind, sondern weil sie es kurzfristig, klar und direkt für uns tun.“

© CSD Berlin
Zudem wird der aus mehr als 100 Personen bestehende Chor D-Dur Dykes singen, ebenso wie die österreichische Pop-Sängerin Ness. Als Schlussakt wird der Berliner DJ „Alle Farben“ auflegen.
Zusätzlich gibt es fünf DJ-Bühnen mit unterschiedlichen Musikrichtungen: die Pop-, Community-, All-Time-Favorites-, Schlager- und Techno-Bühne.
Redebeiträge sind unter anderem von der Berliner Aidshilfe, Travestie für Deutschland, dem LSVD, dem Verein LesLeFam und Vertreter:innen des CSD Budapest, zu dem trotz Verbot rund 200.000 Menschen gekommen waren, geplant. Auch die Besitzer:innen des legendären „The Stonewall Inn“ in New York und ein Zeitzeuge der Stonewall-Proteste von 1969 werden sprechen.
Ein Beitrag kommt aus dem Theater des Westens: Das Ensemble des Musicals „Romeo und Julia – Liebe ist alles“ hat ein spezielles Set einstudiert, um die kürzlich verstorbene Rosenstolz-Sängerin AnNa R. zu ehren. Zudem wird der „Soul of Stonewall Award“ an die Kampagne „Nie wieder leise“ von Woman Life Freedom vergeben. Moderieren werden Podcasterin Ricarda Hofmann und Schauspieler und Sänger Brix Schaumburg.
CSD-Partys
Zum Abschluss des CSD finden in vielen Berliner Clubs Partys statt. Die große Mainparty „House of Pride“ steigt im Ritter Butzke in der Ritterstraße. Mehr als 3500 Menschen finden in der „queeren Kathedrale der Nacht“ Platz. Gefeiert wird ab 21 Uhr in sieben Bereichen zu fünf verschiedenen Musikrichtungen. 40 Künstler:innen sind angekündigt – unter anderem Mousse T., Stella deStroy und Barbie Breakout.
Alternativ gibt es zwei offizielle Partys speziell für FLINTA-Personen (Menschen, die nicht cis-männlich sind): „Girls Town“ (21 Uhr, Maaya Berlin, Revaler Straße 99, drei Floors, Pool) und „Queer Garten“ (21 Uhr, Weekend Rooftop 15. Stock, Alexanderstraße 7). Wer am Sonntag noch Energie hat, kann ab 13 Uhr zur „Paradiso Sunday Pool Party“ gehen (Maaya Berlin, Revaler Straße 99).
Der Tag danach
Am Sonntag von 14 bis 17 Uhr gibt es im Tiergarten eine gemeinsame Müllsammel-Aktion.
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